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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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das Wohnhaus von vorne und von hinten zu sehen, und ab Bild zwölf kamen die Aufnahmen aus dem Inneren der Wohnung. Ich sah sie eine nach der anderen durch und konzentrierte mich auf jedes noch so kleine Detail. Meine Kopfschmerzen wurden immer übler, und meine Schulter- und Nackenmuskeln waren so straff gespannt wie Drahtseile. Ich hatte das Gefühl, wieder in St. Jacques’ Unterschlupf zu sein. Ich spürte die erstickende Hitze und meine Angst und roch den Geruch nach Schmutz und Verfall.
    Ich suchte und suchte und wußte nicht so recht, nach was. Auf den Bildern war alles festgehalten, von den Nacktphotos aus dem Hustler über die Zeitungsausschnitte bis hin zum Stadtplan mit den Kreuzen drauf. Dazu die Kellertreppe, die verschmutzte Toilette und die fettglänzende Küchentheke mit dem Plastikbecher vom Burger King und der Schale mit den Dosenspaghetti.
    Bei diesem Stilleben hielt ich inne und betrachtete es genauer. Es war Bild Nummer einhundertzwei. Es zeigte eine schmutzige Plastikschale mit roter Soße und dünnen, weißen Nudeln. Auf einer davon saß eine Fliege, die die Vorderbeine wie zum Gebet gefaltet hatte. Daneben ragte ein orangefarbener Klotz aus der Nudelpampe. Ein Stück Käse.
    Blinzelnd rückte ich näher an den Bildschirm heran. Da. Was war das auf dem Käsestück? Das durfte doch nicht wahr sein! Mein Herz schlug auf einmal rasend schnell. So viel Glück war fast zu viel des Guten.
    Ich klickte mit der Maus in das Bild und zog damit ein Rechteck um den orangen Klumpen. Die so markierte Stelle vergrößerte sich immer mehr, bis sie das achtfache ihrer ursprünglichen Ausmaße hatte. Der blasse Kreisbogen, den ich auf dem Stück Käse gesehen hatte, war jetzt eine geschwungene, mehrfach unterbrochene Linie.
    »Großer Gott!«
    Im Bildbearbeitungsmenü veränderte ich die Helligkeit und den Kontrast und manipulierte den Farbton und die Farbsättigung. Dann kehrte ich das Bild vom Positiv ins Negativ und verwendete einen Filter, der die Kanten schärfte.
    Schließlich lehnte ich mich zurück, holte tief Luft und betrachtete das Ergebnis meiner Arbeit. Es war tatsächlich das, wofür ich es gehalten hatte.
    Mit zitternden Fingern griff ich zum Telefon.
    Eine Nachricht vom Band sagte mir, daß Dr. Bergeron noch immer im Urlaub sei. Ich war also auf mich allein angewesen.
    Kurz ging ich meine Möglichkeiten durch und beschloß, einen Versuch zu wagen. Schließlich hatte ich Bergeron schon mehrmals bei der Arbeit zugesehen. Ich mußte einfach Gewißheit haben.
    Ich griff zum Telefonbuch und suchte eine Nummer heraus.
    »Centre de Détention Rue Parthenais.«
    »Hier spricht Tempe Brennan. Ist Andrew Ryan bei Ihnen? Er müßte bei einem Gefangenen namens Tanguay sein.«
    »Un instant. Gardez la ligne.«
    Im Hintergrund hörte ich Stimmen. Nun macht schon.
    »Il n’est pas ici.«
    Verdammt. Ich sah auf die Uhr. »Ist dann vielleicht Jean Bertrand da?«
    »Oui. Eine Sekunde, bitte.«
    Wieder hörte ich Stimmen im Hintergrund. Dann ein Knacken.
    »Bertrand.«
    Ich sagte ihm, was ich gefunden hatte.
    »Ist ja irre. Was hat denn Bergeron dazu gesagt?«
    »Der ist noch bis nächsten Montag im Urlaub.«
    »Schön für ihn. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Suchen Sie sich ein Stück Styropor und lassen Sie Tanguay draufbeißen. Stecken Sie es ihm nicht zu weit in den Mund, ich brauche nur die vorderen sechs Schneidezähne. Dann drehen Sie es um und lassen ihn nochmal draufbeißen, damit wir Ober- und Unterkiefer nebeneinander haben. Dann bringen Sie das Styropor bitte so schnell wie möglich nach unten zu Marc Dallair in der Photoabteilung. Haben Sie verstanden?«
    »Ja. Ja. Und wie bringe ich Tanguay dazu, daß er mitspielt?«
    »Das ist Ihr Problem. Lassen Sie sich etwas einfallen. Wenn er wirklich unschuldig ist, müßte er eigentlich gerne auf den Vorschlag eingehen.«
    »Und wo soll ich um zwanzig vor fünf ein- Stück Styropor herbekommen?«
    »Wie soll ich das wissen, Bertrand? Gehen Sie zu McDonald’s und kaufen Sie sich einen Big Mac. Aber machen Sie schnell. Ich muß jetzt auflegen, damit ich Dallair noch erwische, bevor er nach Hause geht.«
    Als ich anrief, kam Dallair gerade aus dem Aufzug, und der Pförtner in der Lobby holte ihn ans Telefon.
    »Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
    »Oui.«
    »Innerhalb der nächsten Stunde bringt Ihnen Jean Bertrand zwei Beißproben in Ihr Büro. Könnten Sie mir davon eine Aufnahme machen und sie so schnell wie möglich als TIFF-Datei übers Internet in

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