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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hatte, war mir der Totenkult der alten Ägypter in den Sinn gekommen. Bevor man dort einen Toten mumifiziert hatte, waren ihm die inneren Organe entnommen und einzeln haltbar gemacht worden. Die Gedärme hatte man dann zu einem eigenen Bündel gepackt und neben die Mumie gelegt. Gagnes Mörder hatte dasselbe mit den Beinen seines Opfers gemacht.
    »Ah, oui. Ich erinnere mich an den Fall.«
    »Gagne hatte man die Beine unterhalb der Knie abgesägt. Bei Valencia war es dasselbe. Dem wurden außerdem noch die Arme mehrere Zentimeter unterhalb der Gelenke abgetrennt.«
    Valencia war bei einem Drogendeal zu gierig geworden, was letztendlich dazu geführt hatte, daß er in einer Hockeytasche zu uns gekommen war.
    »In beiden Fällen wurden die Gliedmaßen einfach abgehackt. Der Mörder von Isabelle Gagnon hingegen hat sich die Mühe gemacht, sie sauber aus den Gelenken herauszulösen. Sehen Sie sich das an.«
    Ich zeigte ihm ein Blatt mit unserer Standard-Autopsiezeichnung, auf dem ich die betreffenden Stellen eingezeichnet hatte. Ein Strich lief quer über den Hals, andere durch die Schulter-, Hüft- und Kniegelenke.
    »Den Kopf hat er auf der Höhe des sechsten Halswirbels abgetrennt, die Arme an den Schultergelenken, die Beine an den Hüftpfannen und die Unterschenkel an den Kniegelenken.«
    Ich nahm das linke Schulterblatt zur Hand.
    »Sehen Sie die Schnitte rings um die Fossa glenoidalis?«
    LaManche betrachtete die Einkerbungen auf der Gelenkpfanne.
    »Bei den Beinen ist es genau dasselbe«, sagte ich und vertauschte das Schulterblatt mit dem Beckenknochen. »Hier, am Azetabulum. Der Mörder hat genau ins Gelenk hineingeschnitten.«
    LaManche besah sich die tiefe Pfanne, die einmal den Kopf des Oberschenkelknochens gehalten hatte. An ihrer Innenseite waren mehrere Schnitte zu sehen. Schweigend nahm ich ihm das Becken ab und reichte ihm den Oberschenkelknochen. Auch hier waren parallel zueinander verlaufende Einschnitte zu sehen.
    LaManche besah sich den Knochen lange, bevor er ihn zurück auf den Tisch legte.
    »Nur bei den Händen ist er von dieser Vorgehensweise abgewichen. Hier hat er direkt durch die Knochen geschnitten.« Ich zeigte ihm einen der Handknochen.
    »Merkwürdig.«
    »Finde ich auch.«
    »Was kommt häufiger vor?«
    »Das direkte Durchschneiden. Normalerweise zerstückelt man eine Leiche, um sie schneller loszuwerden und greift zur Säge oder zum Beil. Dieser Kerl aber hat sich Zeit gelassen.«
    »Hm. Und was bedeutet das?«
    Das hatte ich mich auch schon gefragt.
    »Ich weiß es nicht.«
    Eine Weile sagten wir beide nichts.
    »Die Familie der Toten will die Leiche für die Beerdigung haben. Ich werde die Herausgabe so lange wie möglich hinausschieben, aber sorgen Sie dafür, daß Sie gute Aufnahmen und Proben haben, falls wir damit vor Gericht gehen müssen.«
    »Ich werde Querschnitte von einigen Kerben machen und sie unter dem Mikroskop zu untersuchen. Vielleicht finde ich so das verwendete Werkzeug heraus.«
    Meine nächsten Worte wählte ich sorgfältig und beobachtete dabei genau, wie LaManche reagierte.
    »Und dann würde ich diese Schnittspuren gerne mit anderen aus einem früheren Fall vergleichen.«
    LaManches Mundwinkel zuckten kaum wahrnehmbar. Ich konnte nicht sagen, ob er amüsiert oder verärgert war. Vielleicht hatte ich mir das Zucken aber auch nur eingebildet.
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ja. Mr. Claudel hat so etwas erwähnt.« Er sah mir ins Gesicht. »Warum glauben Sie eigentlich, daß zwischen diesen Fällen eine Verbindung bestehen könnte?«
    Ich schilderte ihm die Übereinstimmungen, die mir bei den Fällen Trottier und Gagnon aufgefallen waren. Das Einschlagen der Schädel. Das Zerstückeln der Leichen. Die Verwendung von Müllsäcken. Das Abladen der Leichenteile an verschiedenen Orten.
    »Wer untersucht diese Fälle? Die CUM?«
    »Gagnon schon. Trottier gehört der SQ. Sie wurde in St. Jerome gefunden.«
    In Montreal sind, wie in vielen amerikanischen Städten auch, die Zuständigkeitsbereiche einzelner Behörden eine komplizierte Angelegenheit. Die Stadt liegt zum Großteil auf einer Insel im St. Lawrence-Strom, und für Verbrechen, die auf dieser Insel geschehen, ist die Polizei der Communauté Urbaine de Montreal zuständig. Verbrechen, die in den Vorstädten an den Ufern des Flusses geschehen, fallen hingegen in die Zuständigkeit der lokalen Polizeibehörden oder der Sûreté du Québec. Leider steht es mit der Kommunikation zwischen den einzelnen Behörden

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