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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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die aussahen wie die Ringe auf einer Zielscheibe.
    »Dieser erste Schlag war nicht stark genug, um den Schädel zu zerbrechen. Er hat nur eine Depressionsfraktur der Lamina externa verursacht. Dann hat der Mörder hierher geschlagen.«
    Ich deutete auf das Zentrum eines Musters sternförmig verlaufender Frakturlinien, das von einer Serie kreisartiger Bruchstellen durchzogen war. Die Strahlen und die Kreise ergänzten sich zu einem Spinnennetz der Verwüstung.
    »Dieser Schlag war viel stärker und hat eine massive Trümmerfraktur hervorgerufen. Er hat ihren Schädel richtiggehend zerschmettert.«
    Es hatte Stunden gedauert, bis ich die Bruchstücke zusammengefügt hatte. An ihren Rändern waren immer noch die Klebstoffreste zu sehen.
    LaManche hörte konzentriert zu, wobei seine Augen so oft zwischen dem Schädel und meinem Gesicht hin und her wanderten, daß seine Blicke eine Furche in die Luft zu graben schienen.
    »Und dann hat er hierher geschlagen.«
    Ich deutete auf ein weiteres, sternförmiges System von Bruchstellen und zeigte LaManche einen Sprung, der davon ausgehend in Richtung auf die vorhin gezeigten kreisartigen Bruchstellen lief und dort abrupt aufhörte, wie ein Feldweg, der T-förmig in eine größere Straße einmündet.
    »Dieser Schlag hier kam später«, erklärte ich. »Neue Frakturen hören sofort auf, wenn sie auf bereits erfolgte treffen. Neuere Sprünge können sich jenseits von älteren nicht mehr fortsetzen.«
    » Oui .«
    »Die Schläge kamen möglicherweise von rechts hinten.«
    »Oui.«
    LaManche war häufig so einsilbig. Das Fehlen von Feedback war bei ihm kein Zeichen von mangelndem Interesse oder Verständnis. Mit seinen knappen Antworten wollte er lediglich erreichen, daß ich meine Gedanken ordnete. Es war eine Art Trockenübung für den Auftritt vor einem Geschworenengericht. Ich fuhr fort.
    »Wenn ein Schädel einen Schlag erhält, reagiert er wie ein Ballon. Einen Sekundenbruchteil lang wird der Knochen an der Stelle, wo der Schlag auftrifft, eingedellt, während er an der gegenüberliegenden Seite nach außen gedrückt wird. Deshalb werden auch Stellen in Mitleidenschaft gezogen, auf die gar nicht geschlagen wurde.«
    Ich schaute LaManche an, um zu sehen, ob er mir folgen konnte. Er konnte.
    »Wegen des Aufbaus des Schädels werden die Kräfte, die bei einem Schlag auf ihn einwirken, in bestimmte Bahnen gelenkt. Man kann ziemlich genau vorhersagen, wo die Knochen zuerst brechen.«
    Ich deutete auf die Stirn.
    »So wird ein Schlag, der hierher erfolgt, erheblichen Schaden in den Augenhöhlen oder im Gesicht anrichten.«
    Nun zeigte ich auf den Hinterkopf.
    »Ein Schlag hier hat wiederum oft einen Schädelbasisbruch zur Folge.«
    LaManche nickte.
    »Im Fall von Isabelle Gagnon haben wir es mit zwei Trümmerfrakturen und einer Impressionsfraktur des hinteren rechten Scheitelbeins zu tun. Außerdem gibt es mehrere lineare Brüche, die von der gegenüberliegenden Seite des Schädels auf das rechte Scheitelbein zulaufen. Das legt nahe, daß die Schläge von hinten rechts erfolgten.«
    »Und zwar drei an der Zahl.«
    »Ja. Drei«, bestätigte ich.
    »Und waren diese Schläge die Todesursache?« Er wußte, was ich darauf antworten würde.
    »Möglicherweise. Aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Gibt es denn Anzeichen für eine andere Todesursache?«
    »Nein. Keine Kugel, keine Stichwunden, keine weiteren Frakturen. Ich habe zwar ein paar seltsame Schrammen an einigen Wirbeln festgestellt, aber ich weiß noch nicht, was sie zu bedeuten haben.«
    »Könnten sie vielleicht etwas mit der Zerstückelung der Leiche zu tun haben?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Dafür sind sie nicht an den richtigen Stellen.«
    Ich stellte den Schädel wieder zurück auf seinen Ring.
    »Die Leiche wurde ausgesprochen sauber zerlegt. Der Täter hat die Glieder nicht einfach abgehackt, sondern ordentlich an den Gelenken abgetrennt. Erinnern Sie sich an den Fall Gagne? Oder an den Valencia-Fall?«
    Er dachte einen Augenblick nach und legte dabei den Kopf erst auf die rechte, dann auf die linke Seite wie ein Hund, der versucht, das Knistern von Cellophan zu orten. Solche Beweglichkeit war bei LaManche eher selten.
    »Gagne haben wir vor etwa zwei Jahren hereinbekommen«, half ich ihm auf die Sprünge. »Er war in einige Decken eingewickelt und mit Packband zusammengeschnürt. Seine Beine hatte der Mörder abgesägt und extra eingepackt.«
    Als ich die Leiche damals untersucht

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