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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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leiden und sich einbilden, der größte Mörder aller Zeiten zu sein, während er in Wirklichkeit noch nie einer Fliege etwas zuleide getan hat«, argumentierte Claudel. »Vielleicht hält er sich auch für einen Rächer der Enterbten, der gegen das Böse in der Welt kämpft. Oder vielleicht will er sein Französisch aufpolieren und findet diese Artikel interessanter als Asterix-Comics. Woher, zum Teufel, soll ich wissen, was in dem vorgeht? Aber dieses Zeug hier macht ihn noch lange nicht zu Jack the Ripper.« Er drehte sich um und blickte zur Tür. »Wo bleibt denn die verdammte Spurensicherung?«
    Aufgeblasener Lackaffe, dachte ich, sagte aber nichts.
    Charbonneau und ich wandten unsere Aufmerksamkeit dem Schreibtisch zu. An der Wand lag ein Stapel Zeitungen, den Charbonneau mit seinem Kugelschreiber an den Ecken anhob, um zu sehen, um welche Blätter es sich handelte. Es waren ausschließlich die Anzeigenteile von La Presse und der Gazette.
    »Vielleicht hat der Mistkerl eine Stelle gesucht und hat Clifford Boden als Referenz angegeben«, sagte Claudel mit sarkastischer Stimme.
    »Was war das da unten?« fragte ich, denn ich hatte, als Charbonneau die unterste Zeitung angehoben hatte, etwas Gelbes aufblitzen sehen.
    Charbonneau schob den Kugelschreiber noch einmal unter den Stapel und hob ihn an. Unter den Zeitungen lag ein gelber Block. Ich fragte mich, ob das Herumhantieren mit Kugelschreibern wohl zur Ausbildung von Polizei-Detectives gehörte. Mit einer gekonnten Bewegung hebelte Charbonneau den Zeitungsstapel zur Seite und schob den Block nach vorn, so daß wir ihn ansehen konnten.
    Es war ein ganz normaler Schreibblock aus gelbem, liniertem Papier, wie er auch in Anwaltskanzleien Verwendung findet. Die erste Seite war etwa bis zur Hälfte mit handgeschriebenen Worten gefüllt.
    Die Entdeckung der Zeitungsausschnitte über die Serienmörder war harmlos gewesen im Vergleich zu dem, was ich empfand, als ich die ersten Worte auf dem Schreibblock las. Die Angst, die ich seit Wochen verdrängt hatte, brach jetzt plötzlich mit aller Macht hervor.
    Isabelle Gagnon. Margaret Adkins. Die Namen schienen mich von dem Blatt aus förmlich anzuspringen. Sie waren Teil einer Liste von sieben Namen, die am linken Rand des Blocks untereinander standen. Neben jedem Namen bildeten vertikale und horizontale Linien mehrere Felder. Das Blatt war eine flüchtig angefertigte Liste persönlicher Daten. Sie erinnerte mich an die Tabelle, die ich selbst angelegt hatte, nur daß mir die anderen fünf Namen unbekannt waren.
    In der ersten Spalte standen die Adressen, in der zweiten die Telefonnummern. In der nächsten waren kurze Anmerkungen zur Art der Wohnung: Apt. m. außenl. Eing. Wohng. i. Erdg. Haus m. G. Die folgende Spalte enthielt bei manchen Namen seltsame Buchstabenfolgen, bei manchen war sie leer. Ich schaute nach, was bei Margaret Adkins stand: Ehm. So. Irgendwie erinnerten mich die Abkürzungen an etwas. Ich schloß die Augen und konzentrierte mich. Dann hatte ich es: »Diese Abkürzungen bezeichnen die Menschen, die mit den Opfern gelebt haben«, sagte ich. »Sehen Sie sich den Adkins-Eintrag an: Ehm. heißt Ehemann, So. heißt Sohn.«
    »Stimmt«, sagte Charbonneau. »Bei Gagnon steht Br. und Fr. – Bruder und Freund.«
    »Die dreckige Schwuchtel«, sagte Claudel. »Und was bedeutet bitte H.?« fragte er und deutete auf die letzte Spalte. St.Jaques hatte diesen Buchstaben hinter einige der Namen geschrieben.
    Keiner wußte, wofür die Abkürzung stand.
    Charbonneau blätterte mit dem Kugelschreiber um, und wir lasen schweigend, was auf dem nächsten Blatt stand, das durch einen Querstrich in zwei Hälften geteilt wurde. Oben stand ein Name und unterhalb des Strichs ein zweiter. Unter jedem der Namen waren weitere Spalten, die mit »Datum«, »Da« und »Fort« bezeichnet waren. Ausgefüllt waren sie mit Datums- und Zeitangaben.
    »Gott im Himmel! Der Kerl ist den Frauen ja richtiggehend nachgepirscht, als wären sie Hasen oder Rebhühner«, explodierte Charbonneau.
    Claudel sagte nichts.
    »Dieser durchgeknallte Hurensohn jagt Frauen«, wiederholte Charbonneau, als würde die Feststellung dadurch glaubwürdiger. Oder weniger glaubwürdig.
    »Das sieht aus wie eine Art Projekt«, sagte ich leise. »Und es ist noch lange nicht abgeschlossen.«
    »Was?« fragte Claudel.
    »Adkins und Gagnon sind tot. Die Daten hier auf dem Blatt sind noch nicht lange her. Aber wer sind die anderen Frauen?«
    »Mist.«
    »Wo bleibt bloß

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