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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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war es mit meiner Beherrschung vorbei.
    »Sie behandeln mich, als wäre ich nicht ganz gescheit, Monsieur Claudel«, sagte ich, »und das geht mir tierisch auf die Nerven.«
    Er grinste noch breiter.
    »Wie fühlt sich Ihr Gesicht an?« fragte er.
    »Zart wie ein Pfirsich!« fauchte ich zwischen geschlossenen Zähnen zurück. »In meinem Alter freut man sich, wenn die Haut ein kostenloses Peeling bekommt.«
    »Wenn Sie das nächste Mal wie eine Irre einem Verbrecher hinterherjagen, rechnen Sie bloß nicht damit, daß ich Ihnen wieder helfe.«
    »Machen Sie das nächste Mal Ihre Arbeit besser, dann brauche ich niemanden zu verfolgen.« Das Blut hämmerte mir in den Schläfen, und meine Hände hatte ich so fest zu Fäusten geballt, daß sich meine Fingernägel wie kleine Halbmonde ins Fleisch meiner Handballen drückten.
    »Jetzt hört endlich auf damit«, sagte Charbonneau und schnippte seinen Zigarettenstummel in weitem Bogen von sich. »Stellen wir lieber die Wohnung auf den Kopf.«
    Er wandte sich an die Streifenpolizisten, die die ganze Zeit über schweigend neben uns gestanden hatten.
    »Rufen Sie die Spurensicherung.«
    »Wird gemacht«, erwiderte der größere der beiden Polizisten.
    Ohne etwas zu sagen, folgten wir Charbonneau zu dem Ziegelgebäude und betraten wieder den Hausgang. Einer der Streifenpolizisten blieb draußen vor der Tür.
    In unserer Abwesenheit hatte zwar jemand die Haustür geschlossen, aber die Wohnung Nummer sechs stand noch immer offen. Als wären wir Schauspieler, die der Regisseur bei einer Probe auf die Ausgangspositionen zurückschickt, verteilten wir uns so im Raum, wie wir vorher gestanden hatten.
    Ich ging wieder in den hinteren Teil des Appartements. Hier war alles wie vorher, nur daß die Kochplatte jetzt kalt war und die Nudeln in der Zwischenzeit auch nicht appetitlicher geworden waren. Eine Fliege krabbelte am Rand des Topfes herum und erinnerte mich an andere, sehr viel grausigere Überreste, die der Bewohner dieses Zimmers möglicherweise im Wäldchen des Priesterseminars hinterlassen hatte.
    Die Tür in der hinteren Ecke des Raumes stand halb offen und gab den Blick auf eine hölzerne Treppe frei, die offenbar in einen Keller führte. Nach ein paar Stufen kam ein kleiner Absatz, wo die Treppe eine Drehung um neunzig Grad machte und nach unten in die Dunkelheit verschwand. Auf diesem Treppenabsatz standen ein paar Konservendosen und darüber waren ein paar rostige Kleiderhaken in die Holzwand geschraubt. An der Wand links davon entdeckte ich einen Lichtschalter, an dem die Abdeckplatte fehlte und aus dem die Drähte heraushingen wie Würmer aus einer Köderkiste.
    Charbonneau kam herbei und schob die Tür mit seinem Kugelschreiber ganz auf. Ich deutete auf den Lichtschalter, den er ebenfalls mit Hilfe des Kugelschreibers betätigte. Irgendwo unter uns ging eine Glühbirne an und tauchte den unteren Teil der Treppe in kaltes Licht. Wir horchten, hörten aber nichts. Claudel kam von hinten herbei.
    Charbonneau trat auf den Treppenabsatz, sah sich um und ging dann langsam nach unten. Ich folgte ihm und hörte, wie die Bretter der Stufen leise knarrten. Meine zerschundenen Beine schmerzten, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir, aber ich widerstand der Versuchung, mich an den Wänden abzustützen. Die Treppe war so eng, daß ich nichts außer Charbonneaus Schultern vor mir sehen konnte.
    Die Luft roch feucht und modrig, war aber kühl und tat meiner Wange gut, die inzwischen brannte wie geschmolzene Lava. Ich sah mich um. Es war ein ganz normaler Keller, der etwa halb so groß war wie das Haus darüber. Die hintere Wand bestand aus groben Schlackensteinblöcken und war offenbar später eingezogen worden, um einen größeren Raum zu unterteilen. Direkt vor uns stand ein metallener Waschtrog, und an der Wand rechts davon befand sich eine lange, hölzerne Werkbank, deren rosa Lack an vielen Stellen abblätterte. Darunter lag ein Haufen Bürsten, deren gelbliche Borsten von Spinnennetzen überzogen waren. An der Wand hing sauber aufgerollt ein schwarzer Gartenschlauch.
    Den Rest des Raumes nahm ein riesiger Heizkessel ein, von dem aus sich Rohre verzweigten wie die Äste einer Eiche. Rings um den Ofen lag ein Haufen Müll. In dem schlechten Licht konnte ich zerbrochene Bilderrahmen, rostige Speichenräder, verbogene Gartenstühle, leere Lackdosen und eine alte Kommode erkennen. Das Zeug sah aus wie Opfergaben für irgendeine heidnische Gottheit.
    »Der Mistkerl muß da oben

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