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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Beamte verschwand in der Tür zur Kellertreppe. Pierre zog Latexhandschuhe an und widmete sich dem Zeitungsstapel auf dem Schreibtisch. Als er die Blätter nacheinander in einem großen Plastiksack verstaute, bereitete er mir den vierten und letzten Schock für diesen Tag.
    » Qu’est-ce que c’est ?« fragte er und hob einen kleinen Zeitungsausschnitt hoch, den er in der Mitte des Stapels gefunden hatte. Er sah ihn lange an, dann sagte er: » C’est vous ?«
    Ich war erstaunt, daß er mich dabei ansah.
    Wortlos ging ich hinüber und besah mir, was er gefunden hatte. Es verblüffte mich, meine eigenen vertrauten Jeans, mein T-Shirt mit dem Aufdruck Absolutely Irish und meine Bausch and Lomb Fliegersonnenbrille zu sehen. Gilbert hielt das Photo hoch, das heute vormittag im Journal erschienen war.
     
    Zum zweiten Mal an diesem Tag sah ich das Bild, das man vor zwei Jahren bei einer Exhumierung aufgenommen hatte. Es war ebenso säuberlich ausgeschnitten wie die Bilder an der Wand über dem Schreibtisch. In einer Hinsicht allerdings unterschied es sich von diesen. Auf meinem Photo war mit Kugelschreiber direkt über meiner Brust ein Kreis mit einem X darin gekritzelt.

12
    An diesem Wochenende schlief ich viel. Am Samstag morgen versuchte ich aufzustehen, kroch aber sofort wieder ins Bett zurück. Ich hatte weiche Knie, und wenn ich meinen Kopf bewegte, fuhr mir ein stechender Schmerz vom Nacken in den Hinterkopf. Mein Gesicht war verkrustet wie ein Streuselkuchen, und mein rechtes Auge sah aus wie eine verfaulte Pflaume. Es war ein Wochenende mit Aspirin, Suppe und antiseptischer Wundsalbe. Die Tage verbrachte ich vor mich hindösend auf dem Sofa, und am Abend schlief ich um neun Uhr ein.
    Bis zum Montag hatte sich der Dampfhammer unter meiner Schädeldecke beruhigt. Außerdem war ich in der Lage zu gehen, auch wenn meine Beine noch ziemlich steif waren, und ich konnte den Kopf ein wenig nach beiden Seiten drehen. Ich stand früh auf und duschte mich. Um halb neun war ich im Büro.
    Auf meinem Schreibtisch lagen drei Telefonnotizen. Bevor ich sie las, wählte ich Gabbys Nummer, erreichte aber nur den Anrufbeantworter. Nachdem ich mir eine Tasse Pulverkaffee gemacht hatte, widmete ich mich den Telefonnotizen. Eine war von einem Detective in Verdun, eine andere von Andrew Ryan, die dritte von einem Reporter. Ich warf die letzte Notiz in den Papierkorb und legte die anderen neben das Telefon. Weder Charbonneau noch Claudel hatten angerufen. Von Gabby ganz zu schweigen.
    Ich rief bei der Mordkommission der CUM an, um mit Charbonneau zu sprechen. Nach einer kurzen Pause wurde mir mitgeteilt, daß er und Claudel nicht da seien. Ich hinterließ eine Nachricht und fragte mich, ob sie wohl schon im Einsatz waren oder nur später ins Büro kamen.
    Als nächstes wählte ich Ryans Nummer, bekam aber nur das Besetztzeichen. Da ich mit dem Telefonieren kein Glück hatte, beschloß ich, persönlich bei Ryan vorbeizuschauen. Vielleicht würde er ja mit mir über den Trottier-Fall reden.
    Ich fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoß und begab mich in die Räume der Sûreté de Québec, in denen es jetzt sehr viel lebhafter zuging als bei meinem letzten Besuch. Als ich mich zu Ryan durchschlängelte, spürte ich mit Unbehagen, wie die Detectives alle auf mein Gesicht starrten. Offenbar hatte sich mein Mißgeschick vom Freitag schon herumgesprochen.
    »Hallo, Dr. Brennan«, sagte Ryan auf englisch, während er sich aus seinem Stuhl erhob und mir die Hand gab. Als er den Schorf an meiner rechten Wange sah, verzog sich sein längliches Gesicht zu einem Lächeln. »Probieren Sie gerade ein neues Rouge aus?«
    »Ja. Es heißt ›Roter Gips‹. Sie haben bei mir angerufen?«
    Einen Augenblick sah er mich verständnislos an.
    »Ach ja, stimmt«, sagte er dann. »Ich habe Ihnen die Trottier-Akte herausgesucht.« Er beugte sich über den Schreibtisch und fächerte einen Stapel Aktenhefter auf, bis er den richtigen fand. Als er ihn mir reichte, kam sein Kollege Bertrand auf uns zu. Er trug ein hellgraues Sakko, eine dunkelgraue Hose und ein schwarzes Hemd mit einer Krawatte in schwarz-weißem Blumenmuster. Bis auf seine gesunde Gesichtsfarbe hätte er direkt aus einem Schwarzweiß-Krimi der fünfziger Jahre entsprungen sein können.
    »Hi, Dr. Brennan. Wie geht es Ihnen?«
    »Phantastisch.«
    »Hat Sie ganz schön erwischt!«
    »Das Straßenpflaster ist hart«, sagte ich und sah mich nach einem Ort um, wo ich die Akte ausbreiten konnte. »Dürfte

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