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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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wenn ich in seinem Laden war. Nicht ein einziges »Hallo« oder »Hey« oder ein freundliches Brummen. Das einzige Geräusch, das er je gemacht hat, war wegen dir, Alex.
    Da fällt mir ein, gestern hat ihm jemand auf dem Flur einen Stoß gegeben. Jemand hat Alex gestoßen, sodass er mit mir zusammengeprallt ist. Aber wer?
    Damals bimmelte wie üblich die Ladenglocke, als ich eintrat. Dann klingelte die Kasse. Ich nahm mir einen Schokoriegel aus dem Gestell auf der Theke, aber ich weiß nicht mehr, welche Sorte es war.
    Ich konnte Alex gerade noch auffangen, damit er nicht hinfiel. Ich fragte ihn, ob er okay sei, doch er achtete gar nicht auf mich, schnappte sich bloß seinen Rucksack und hastete weiter. Ich fragte mich, ob ich ihn irgendwie verärgert hatte, aber mir fiel nichts ein.
    Wenn ich wollte, könnte ich euch verraten, welche Person in den Laden kam, als ich gerade in meinem Rucksack nach Geld suchte. Ich weiß noch genau, wer es war. Aber er war nur einer der vielen Schwachköpfe, die mir in all den Jahren über den Weg gelaufen sind.
    Vielleicht sollte ich sie einfach alle beim Namen nennen. Aber im Rahmen deiner Geschichte, Alex, war sein Verhalten - sein widerwärtiges Verhalten - nur eine Folge deines Verhaltens.
    Außerdem ist ihm später noch eine eigene Kassette gewidmet ...

    Ich zucke zusammen. Was ist damals im Blue Spot wegen Alex’ Liste passiert?
    Ach, ich will es gar nicht wissen. Und ich will Alex nicht sehen. Nicht morgen und nicht übermorgen. Weder ihn noch Justin noch den Fettarsch Jimmy will ich zu Gesicht bekommen. Oh, mein Gott, wer ist noch alles in diese Geschichte verwickelt?
    Er stieß die Tür des Blue Spot auf. »Hey, Wally!«, rief er. Und er rief es mit einer Überheblichkeit, die ganz selbstverständlich klang. Es war mit Sicherheit nicht das erste Mal, dass er Wally von oben herab behandelte. »Oh, Hannah«, fügte er plötzlich hinzu, »ich habe dich gar nicht gesehen.«
    Habe ich schon erwähnt, dass ich an der Theke stand und von jedem, der den Laden betrat, sofort zu sehen war?
    Ich bedachte ihn mit einem zaghaften Lächeln und drückte Wally das Geld in die faltige Hand. Wally schenkte ihm übrigens nicht die geringste Beachtung. Weder ein kurzer Blick noch ein Lächeln - seine übliche Begrüßung für mich.
    Ich biege auf dem Bürgersteig um die Ecke, verlasse das Wohngebiet und nähere mich dem Blue Spot.
    Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich ein und dasselbe Stadtviertel sein kann. Die Häuser, die ich hinter mir lasse, sind weder besonders groß noch auffallend. Eine ganz normale bürgerliche Wohngegend eben. Doch befinden sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Gegend, die seit Jahren immer mehr herunterkommt.
    »Hey, Wally, weißt du was?« Ich spürte seinen Atem über meiner Schulter.
    Mein Rucksack lag auf der Ladentheke, während ich den Reißverschluss zuzog. Wallys Blick war nach unten, in die Nähe meiner Hüfte gerichtet, und ich wusste, was kommen würde.

    Eine gewölbte Hand klatschte auf meinen Hintern. Und dann sagte er es. »Der geilste Arsch des ersten Jahrgangs, Wally - und das in deinem Laden!«
    Ich kann mir eine ganze Reihe von Jungs vorstellen, die sich so verhalten würden. So zynisch. So arrogant.
    Ob es wehtat? Nein. Aber darum geht es auch nicht. Die Frage ist, ob er das Recht hatte, sich so zu verhalten. Und die Antwort ist ja wohl klar.
    Ich schlug seine Hand mit einer raschen Armbewegung beiseite, die jedes Mädchen beherrschen sollte. Das war der Moment, in dem Wally zum ersten Mal aus sich herauskam und einen Ton von sich gab. Es war nur ein rasches Klicken seiner Zunge, sein Mund blieb dabei geschlossen, dennoch war ich vollkommen überrascht. Ich wusste, dass er innerlich kochte vor Wut.
    Das ist er, der leuchtende Schriftzug des Blue Spot Liquor.

    In dieser Straße haben nur noch zwei Läden geöffnet, das Blue Spot und der Videoshop gegenüber. Das Blue Spot sieht immer noch genauso schmuddelig aus, wie ich es in Erinnerung habe. Sogar die Alkohol- und Zigarettenwerbung scheint immer noch dieselbe zu sein. Als wäre sie die Schaufenstertapete.
    Die Türglocke gibt einen blechernen Ton von sich, als ich den Laden betrete. Es ist derselbe Ton, den Hannah stets hörte, wenn sie sich etwas Süβes kaufen wollte. Doch ich warte nicht darauf, dass sich die Tür von allein schließt, sondern drücke sie mit der Hand zu und beobachte, wie die Glocke erneut in Bewegung gesetzt wird.
    »Kann ich Ihnen helfen?«

    Ohne

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