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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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alle Schüler mit den Nachnamen A bis G. Später hat sie dann den Schulbezirk gewechselt.
    Ich erinnere mich daran, dass sie von Mr Porter ersetzt wurde. Eigentlich sollte das nur vorübergehend sein, doch Mr Porter ist immer noch da. Er ist sowohl Englischlehrer als auch Tutor.
    Ein sehr unglücklicher Umstand. Aber darauf komme ich auf einer späteren Kassette zu sprechen.
    Mir bricht der kalte Schweiß aus. Mr Porter? Hat er etwas mit der Sache zu tun?
    Die Welt beginnt, sich zu drehen, und ich stütze mich am dürren Stamm eines Baumes ab, der auf dem Bürgersteig steht.
    Wenn sie mir verraten hätte, dass unser Treffen ausschließlich dazu diente, eine andere neue Schülerin kennenzulernen, dann wäre ich nicht erschienen. Ich meine, es hätte doch sein können, dass wir überhaupt keine Gemeinsamkeiten haben. Oder eine von uns hätte sich mit der anderen anfreunden wollen, aber nicht umgekehrt.

    Vieles hätte schrecklich schiefgehen können.
    Ich presse meine Stirn gegen die glatte Rinde und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
    Aber das andere Mädchen war Jessica Davis und sie hatte genauso wenig Lust auf das Treffen wie ich.
    Wir hatten beide erwartet, dass sie uns mit irgendwelchem Psychokram volllabern würde. Was es bedeutet - und erfordert -, eine erfolgreiche Schülerin zu sein. Dass diese Schule für die Besten und Begabtesten des ganzen Bundesstaats vorgesehen ist. Dass jeder, der willig und fleißig ist, dieselben Chancen hat, erfolgreich zu sein.
    Doch nichts von alldem. Sie wollte uns nur zusammenführen.
    Ich schließe die Augen. Ich will mich nicht daran erinnern, aber ich sehe alles noch deutlich vor mir. Als sich das Gerücht über Hannahs unentschuldigtes Fernbleiben in der Schule ausbreitete, fragte Mr Porter unsere Klasse, warum er überall auf den Gängen ihren Namen hörte. Er sah nervös, fast krank aus. Als wisse er die Antwort, wolle jedoch, dass man ihn vom Gegenteil überzeuge.
    Dann flüsterte ein Mädchen: »Jemand hat einen Krankenwagen vor ihrem Haus gesehen.«
    Als uns Ms Antilly über den wahren Grund unserer Zusammenkunft aufklärte, drehten Jessica und ich uns zueinander um. Ihre Lippen teilten sich, als wollte sie etwas sagen. Doch was sollte sie in meiner Gegenwart schon sagen? Sie schien plötzlich verwirrt.
    Ich weiß, wie sie sich gefühlt hat, weil es mir ganz genauso ging. Und ich werde nie Ms Antillys Reaktion vergessen, als sie begriff, dass wir uns vielleicht doch nicht im Handumdrehen anfreunden würden: »… oder … auch nicht.«

    Ich kneife die Augen zusammen und versuche, mir jenen Tag ins Gedächtnis zu rufen.
    War Mr Porters Gesicht von Schmerz erfüllt? Oder von Angst? Er starrte regungslos auf Hannahs Tisch. Durch ihn hindurch. Niemand sagte ein Wort, doch wir alle schauten uns an.
    Dann verließ Mr Porter die Klasse und kam eine ganze Woche lang nicht wieder.
    Warum? Weil er Bescheid wusste? Weil er mehr wusste, als ihm lieb war?
    Soweit ich mich erinnere, kam es zu folgendem Wortwechsel:
    Ich: »Tut mir leid, Ms Antilly. Aber ich dachte, ich wäre aus einem anderen Grund hier.«
    Jessica: »Ich auch, sonst wäre ich nämlich nicht gekommen. Okay, vielleicht haben Hillary und ich ja wirklich ein paar Gemeinsamkeiten, und ich bin sicher, dass sie...«
    Ich: »Ich heiße Hannah.«
    Jessica: »Ach, hab ich Hillary gesagt? Entschuldigung!«
    Ich: »Schon okay. Ich dachte nur, du solltest meinen richtigen Namen kennen, da wir ja jetzt ganz dicke Freundinnen sind.«
    Dann lachten wir alle drei. Jessica und ich hörten uns dabei so ähnlich an, dass wir noch mehr lachen mussten. Das Lachen von Ms Antilly kam weniger von Herzen und klang etwas nervöser. Sie sagte, sie hätte zum ersten Mal versucht, eine Freundschaft zu stiften, und wahrscheinlich sei das auch das letzte Mal gewesen.
    Aber wisst ihr was? Nach dem Treffen sind Jessica und ich noch ein bisschen zusammengeblieben. Clever gemacht, Ms Antilly. Wirklich sehr clever!
    Wir verließen das Schulgelände und hatten anfangs Schwierigkeiten,
die richtigen Worte zu finden. Trotzdem war es schön, mal mit jemand anders reden zu können als den eigenen Eltern.
    Ein Linienbus hält vor mir an der Bordsteinkante. Silbern mit blauen Streifen.
    Wir gingen an der Stelle vorbei, an der ich eigentlich abbiegen muss, aber ich sagte kein Wort. Ich wollte unser Gespräch nicht abbrechen, doch zu mir nach Hause einladen wollte ich sie noch weniger, schließlich kannten wir uns ja noch gar nicht. Also sind

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