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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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hinzusehen, weiß ich, dass es nicht Wally ist.
    Aber warum bin ich darüber enttäuscht? Ich bin ja nicht hierhergekommen, um Wally zu sehen.
    Er fragt erneut, diesmal ein wenig lauter: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich kann mich nicht dazu überwinden, einen Blick auf die Ladentheke zu werfen. Noch nicht. Ich will mir nicht vorstellen, wie Hannah hier gestanden hat.
    Hinten im Laden stehen ein paar Kühlschränke mit Glastüren. Obwohl ich nicht durstig bin, öffne ich einen von ihnen und nehme mir eine Plastikflasche mit Orangenlimonade heraus. Dann gehe ich zur Theke und zücke meinen Geldbeutel.
    Vor mir sehe ich das Metallgestell mit den Süβigkeiten, von dem Hannah sich so oft bedient hat.
    Mein linkes Auge beginnt zu zucken.
    »Ist das alles?«, fragt er.
    Ich stelle die Flasche auf die Theke, senke den Blick und reibe an meinem Auge. Der Schmerz beginnt oberhalb des Auges, doch er geht tiefer. Bis hinter meine Braue. Es ist ein Stechen, das ich nie zuvor gefühlt habe.
    »Noch was?«, fragt der Mann hinter der Theke. Wahrscheinlich denkt er, dass ich noch irgendwelche Süβigkeiten haben will.
    Ich nehme mir einen Schokoriegel aus der Halterung und lege ihn neben die Flasche. Dann schiebe ich ein paar Dollar zu ihm hinüber.
    Klingeling!
    Er legt einige Münzen auf die Theke, und ich bemerke ein Plastik-Namensschild, das an der Kasse klebt.
    »Arbeitet er immer noch hier?«, frage ich.

    »Wally?« Er schnaubt. »Nur tagsüber.«
    Als ich den Laden verlasse, klingelt die Türglocke.

    Ich warf mir den Rucksack über die Schulter und murmelte vermutlich »Entschuldigung«, würdigte ihn jedoch keines Blickes, als ich an ihm vorbeiging.
    Ich wollte gerade die Tür öffnen, als er mein Handgelenk packte und mich zu sich herumdrehte.
    Er sagte meinen Namen, und als ich ihm in die Augen blickte, war der Spaß aus ihnen verschwunden.
    Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt mich eisern fest.
    Auf der anderen Straßenseite flackert der leuchtende Schriftzug des Videoshops.
    Ich weiß, wen Hannah meint. Ich habe schon öfter gesehen, wie er Mädchen am Handgelenk festhält. Das macht mich so wütend, dass ich ihn am liebsten am T-Shirt packen würde, doch ziehe ich es jedes Mal vor, so zu tun, als sei nichts geschehen.
    Was sollte ich schon gegen ihn ausrichten?
    Dann lässt der Vollidiot mein Handgelenk los und legt mir stattdessen die Hand auf die Schulter. »Ich mach doch nur Spaß, Hannah, bleib cool.«
    Okay, lasst uns noch mal rekapitulieren, was gerade passiert ist. Ich hab den gesamten Heimweg vom Blue Spot darüber nachgedacht. Wahrscheinlich kann ich mich deshalb nicht daran erinnern, was für eine Süβigkeit ich damals gekauft habe.
    Ich sitze auf der abbröckelnden Bordsteinkante vor dem Blue Spot, stelle die Flasche Orangenlimonade neben mich
auf den Asphalt und balanciere den Schokoriegel auf meinen Knien. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust auf was Süβes.
    Warum habe ich es mir dann gekauft? Nur weil Hannah es immer getan hat? Spielt das irgendeine Rolle? Ich habe den ersten Ort aufgesucht, den sie mit einem roten Stern markiert hat. Und auch den zweiten. Dabei bin ich doch überhaupt nicht gezwungen, mich an ihre Anweisungen zu halten.
    Zuerst die Worte - dann die Handlungen.
    Erste Aussage: »Ich mach doch nur Spaß, Hannah.«
    Übersetzung: Glaub ja nicht, dass dein Arsch dir gehört, wenn ich ein bisschen Spaß haben will.
    Ich tippe ein Ende meines Schokoriegels an, sodass er auf meinen Knien hin und her wippt.
    Zweite Aussage: »Bleib cool!«
    Übersetzung: Komm schon, Hannah, ich hab doch nichts anderes getan, als dich angefasst, obwohl du nicht signalisiert hattest, dass du das wolltest. Tu dir keinen Zwang an! Du kannst mich anfassen, wo du willst.
    Kommen wir jetzt dazu, was er getan hat.
    Handlung Nummer eins: Er hat meinen Po angefasst.
    Interpretation: Ich will noch mal betonen, dass er das zum ersten Mal getan hat. Warum also ausgerechnet in diesem Moment? Ich hatte keine herausfordernde Hose an. Sie war auch nicht besonders eng. Okay, sie saß vielleicht ein wenig tief, und möglicherweise hat er einen Blick auf meine Hüften erhascht, aber die hat er ja gar nicht angefasst, sondern meinen Hintern.
    So langsam verstehe ich, was sie meint. Und das reißt förmlich ein Loch in meine Magengrube.
    Beste Lippen. Eine weitere Kategorie auf der Liste.

    Habe ich behauptet, Alex, dass deine Liste ihm erlaubt hat, meinen Po anzufassen? Nein. Aber sie gab ihm einen

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