Tote Maedchen luegen nicht
warten. Als Courtney mich sah, fragte sie, ob ich Spaß hätte.
»Jemand will ein Foto von dir machen«, sagte ich. Dann nahm ich ihren Arm und führte sie zu Tyler. Ich sagte ihr, sie solle ihren Becher irgendwo abstellen, sonst könne das Foto leider nicht im Jahrbuch veröffentlicht werden.
Tyler hat es in das Gästebuch gelegt. Er wollte, dass wir es sehen.
Das gehörte nicht zu ihrem Plan. Sie hatte mich nur zu der Party eingeladen, um ihr Image aufzupolieren, nachdem sie mich so lange ignoriert hatte. Doch auf einem Foto neben mir verewigt zu werden, ging ihr offenbar gegen den Strich.
Sie versuchte, sich meinem Griff zu entziehen. »Ich... ich will nicht«, sagte sie.
Ich drehte mich um und sah ihr ins Gesicht. »Warum denn nicht, Courtney? Warum hast du mich dann überhaupt eingeladen? Sag jetzt bitte nicht, dass du nur eine Mitfahrgelegenheit gesucht hast. Ich dachte, wie würden Freundinnen werden.«
Er muss das Foto ins Gästebuch gelegt haben, weil er wusste, dass es niemals im Jahrbuch erscheinen würde. Nicht nachdem er wusste, was es mit diesem Bild auf sich hatte.
» Wir sind Freundinnen«, sagte sie.
»Dann stell den Becher ab«, entgegnete ich. »Wir machen jetzt ein Foto.«
Tyler richtete die Kamera auf uns und wartete auf unser bezauberndes, spontanes Lächeln. Courtney ließ ihren Becher sinken. Ich legte ihr den Arm um die Taille und sagte zu ihr: »Wenn du dir mal einen Gegenstand aus meiner Frisierkommode leihen willst, dann brauchst du nur zu fragen.«
»Fertig?«, fragte Tyler.
Ich beugte mich vor und tat so, als hätte gerade jemand einen umwerfend komischen Witz erzählt. Klick.
Dann sagte ich ihnen, das sei eine Scheißparty und ich würde jetzt nach Haus gehen.
Courtney flehte mich regelrecht an zu bleiben und sagte, ich solle doch vernünftig sein. Und vielleicht war ich ja wirklich ein bisschen unsensibel. Ich meine, Courtney wollte die Party schließlich noch nicht verlassen. Wie sollte sie denn nach Hause kommen, wenn ihr Chauffeur nicht auf sie wartete?
»Such dir eine andere Mitfahrgelegenheit«, sagte ich und ging davon.
Ich hätte heulen können, weil ich von Anfang an gewusst hatte, warum sie mich eingeladen hatte. Doch während des langen Spaziergangs zu meinem Auto fing ich plötzlich an zu lachen. Und ich schrie zu den Bäumen empor: »Was passiert hier eigentlich?«
Dann hörte ich, wie jemand meinen Namen rief.
»Was willst du, Tyler?«
Er sagte mir, dass ich recht hätte. »Das ist wirklich eine Scheißparty!«
»Nein, ist es nicht«, entgegnete ich. Dann fragte ich ihn, warum er mir gefolgt wäre.
Er starrte auf seine Kamera und fummelte am Objektiv herum. Dann sagte er, dass er noch eine Mitfahrgelegenheit nach Hause suche.
Da begann ich erst richtig zu lachen. Nicht unbedingt wegen seiner Antwort, sondern weil der ganze Abend völlig absurd war. Hat er sich wirklich eingebildet, ich wüsste nichts von seinen nächtlichen Streifzügen, wüsste nichts darüber, dass er mir heimlich aufgelauert hat? Oder hoffte er es nur inständig? Denn solange ich nichts davon wusste, hätten wir ja noch Freunde werden können, nicht wahr?
»Okay«, sagte ich. »Aber wir halten unterwegs nirgendwo an.«
Während der Fahrt hat er mehrmals versucht, ein Gespräch anzufangen, aber ich habe ihm jedes Mal das Wort abgeschnitten. Ich hatte keine Lust, so zu tun, als sei alles in Ordnung.
Nachdem ich ihn abgesetzt hatte, habe ich den längstmöglichen Weg nach Hause genommen.
Ich denke, ich werde dasselbe tun.
Dabei habe ich kleine Wege und Gassen entdeckt, die ich vorher noch gar nicht kannte. Ganze Viertel waren mir völlig fremd. Und schließlich wurde mir klar, dass mir diese Stadt mit all ihren Einwohnern einfach zum Hals raushing.
Bei mir ist’s auch bald so weit, Hannah.
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KASSETTE 3: SEITE B
Erinnert ihr euch noch an den Fragebogen zum Valentinstag?
Den würden viele lieber vergessen.
Hat doch wirklich Spaß gemacht, oder? Man füllt einen Fragebogen aus, ein Computer analysiert die Antworten und gleicht sie mit den Antworten auf den anderen Fragebögen ab. Für nur einen Dollar bekommt man Namen und Telefonnummer seines Seelenverwandten geliefert. Für fünf Dollar werden die fünf aussichtsreichsten Kandidaten präsentiert. Und das alles auch noch für einen guten Zweck.
Das Cheerleading Camp.
Das Cheerleading Camp.
Jeden Morgen schallten die fröhlichen Durchsagen aus den Lautsprechern: »Nicht vergessen, ihr habt nur noch vier
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