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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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passierte.
    Wäre ich ein bisschen klüger gewesen und hätte den Fragebogen ehrlich ausgefüllt, dann hätte ich Hannah beschrieben. Dann wären wir vielleicht miteinander ins Gespräch gekommen... in ein ernsthaftes Gespräch. Nicht wie letzten Sommer im Kino, als wir nur herumgealbert haben.
    Aber das tat ich nicht. So habe ich damals nicht gedacht.
    Schließlich war ich mir nicht sicher, ob die Fragebögen von den meisten nur als Scherz betrachtet wurden oder nicht.
    Wenn Hannahs Name und Telefonnummer auf meiner Liste gewesen wären, hätte ich sie dann angerufen?
    Ich lehne mich weit zurück auf der kalten Bank und lege den Kopf in den Nacken, als würde mein Rückgrat sonst Schaden nehmen.
    Was sollte schon passieren, sagte ich mir. Die Fragebögen waren ein Scherz. Niemand würde sie ernst nehmen. Ganz ruhig, Hannah.

    Doch wenn ich jemandem bereitwillig einen Vorwand lieferte, den Gerüchten über mich auf den Grund zu gehen, dann... ich weiß nicht... vielleicht würde ich es gelassen hinnehmen... oder vollkommen austicken.
    Oder aufgeben und alles einfach über mich ergehen lassen.
    Damals erkannte ich zum ersten Mal, welche Möglichkeiten in der Resignation steckten. In gewisser Weise erfüllte mich dieser Gedanke sogar mit Hoffnung.
    Seit Kats Abschiedsparty musste ich ständig an Hannah denken. An ihr Aussehen, ihr Verhalten. Dass es so gar nicht zu dem passte, was ich über sie gehört hatte. Doch ich hatte zu viel Angst, mir ein eigenes Urteil zu bilden. Zu viel Angst, dass sie mich auslachen würde, wenn ich sie fragte, ob sie mit mir ausgehen wolle.
    Was hatte ich für Alternativen? Ich konnte meinen Pessimismus unter Beweis stellen, meinen Fragebogen aus dem Schuhkarton nehmen und kleinlaut wieder verschwinden. Oder mich optimistisch geben, alles so lassen, wie es war, und das Beste hoffen. Schließlich entschied ich mich für das Zweite, wusste jedoch nicht, ob das ein Zeichen von Optimismus oder Pessimismus war.
    Weder noch. Es war Dummheit.
    Ich schließe die Augen und spüre, wie die kalte Luft um mein Gesicht streicht.
    Als ich letzten Sommer wegen meiner Bewerbung ins Kino kam, tat ich so, als wäre ich überrascht, dass Hannah dort arbeitete. Dabei wollte ich mich nur wegen ihr bewerben.
    »Heute ist der Tag!«, riefen die Cheerleader aufgekratzt. »Holt euch heute eure ganz persönliche Auswertung im Schülersekretariat ab.«
    Während meines ersten Arbeitstags stand ich mit Hannah
zusammen hinter der Theke, an der die Snacks verkauft werden. Sie zeigte mir, wie man das »Butter«-Topping aus dem Spender zwischen das Popcorn pumpt.
    Sie sagte, wenn ich ein Mädchen bedienen würde, in das ich verknallt wäre, dann sollte ich das Topping nur ganz oben verteilen, damit sie während des Films wiederkommt und nach mehr verlangt. Wenn sie das täte, wären sicher nicht so viele Leute um uns herum, und wir könnten wunderbar miteinander ins Gespräch kommen.
    Aber das habe ich nie getan, weil ich nur an Hannah interessiert war. Und der Gedanke, dass sie diesen Trick womöglich bei anderen Jungs anwandte, machte mich eifersüchtig.
    Ich zweifelte noch, ob ich wirklich wissen wollte, welche Jungs angeblich mit mir zusammenpassten. Mit etwas Glück würden wir ja ein prima Holzfällerpaar abgeben. Doch als ich schließlich ins Sekretariat ging und gerade kein anderer dort war, dachte ich, ach, was soll’s ...
    Ich ging zur Theke und begann, meinen Namen zu sagen, doch das Mädchen dahinter schnitt mir sofort das Wort ab:
    »Danke, dass du die Cheerleader unterstützt, Hannah!« Sie legte den Kopf auf die Seite und lächelte mich an. »Entschuldige, aber das muss ich zu jedem sagen.«
    Ich vermute, es war dasselbe Mädchen, das mir meine Ergebnisse mitgeteilt hat.
    Sie tippte meinen Namen in den Computer ein, drückte die Entertaste und fragte mich, wie viele Namen ich haben wolle. Einen oder fünf? Ich legte einen Fünfdollarschein auf die Theke. Im nächsten Moment spuckte der Drucker auf meiner Seite auch schon meine Liste aus.
    Sie erklärte, der Drucker stehe auf meiner Seite, damit sie gar nicht erst in Versuchung käme, einen Blick auf die Namen
zu werfen. So brauche auch keiner der Teilnehmer zu fürchten, in eine peinliche Situation zu geraten.
    Ich sagte, das sei eine gute Idee, und las die Namen auf meiner Liste.
    »Und?«, fragte sie. »Wer sind die Glücklichen?«
    Definitiv dieselbe, mit der auch ich gesprochen habe.
    Natürlich war das nur ein Scherz.
    War es nicht.
    Okay, ein halber

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