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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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wurde. Der weiße Kies jenseits des Eingangs war sorgfältig geharkt, und die Flächen um die Klinikgebäude herum waren schön angelegt und üppig. Hellgrün lagen sie in der Sonne, jeder Baum sah aus wie ein gigantisches Eis am Stiel und nickte sanft in der leisen Brise. Der Parkplatz war halb voll, aber als ich ausstieg, umfing mich eine unglaubliche Stille. Das Krankenhaus und die Anlagen waren so gestaltet, dass alles so ruhig wie möglich war.
    Ich ging den Weg zum Haupteingang entlang und roch frisch geschnittenes Gras. Im Gebäude war der Hauptkorridor jedoch ziemlich belebt, und als ich im Vorbeigehen einen Blick in einige der anderen Stationen warf, sah ich nichts, was sie von denen eines normalen Krankenhauses unterschieden hätte. Als ich Station acht erreichte, stand ich allerdings im Gegensatz dazu vor zwei blauen Doppeltüren mit Magnetschloss und einem Tastenfeld an der Wand. Da fiel der Groschen: Meine Freundin war hier eingesperrt. In ihrem eigenen Interesse, aber trotzdem war die Vorstellung merkwürdig und traurig, dass wir nicht zusammen hinausgehen konnten, wenn wir wollten.
    Ich drückte auf den Knopf der Sprechanlage, und gleich danach wurde die Tür von einem unrasierten Mann in lässiger Kleidung, Jeans und Pullover, geöffnet. Dem Namensschild an seinem Gürtel konnte ich entnehmen, dass er Pfleger und sein Name Robert Till war.
    Ich sagte: »Hi, ich möchte Tori Edmonds besuchen.«
    »Ah ja.« Er ließ mich eintreten. »Tori ist draußen im Innenhof. Dort hinten. Sie müssen sich eintragen, und dann bringe ich Sie hin.«
    »Danke.«
    Station acht bestand im Grunde aus einem langen, breiten Korridor, von dem Türen abgingen. Ich war noch nie auf einer psychiatrischen Station gewesen und wusste nicht so recht, was mich erwartete, aber es stellte sich heraus, dass sie sich kaum von anderen Klinikstationen unterschied. Es gab Zimmer zur Linken, manche Türen waren zu, andere offen. Sie schienen keine Schlösser zu haben, aber auf dem Boden vor den Türöffnungen waren durch weiße aufgemalte Vierecke klar die Bereiche definiert, die von Besuchern nicht betreten werden sollten. Ein Geruch von Putzmitteln und der undefinierbare Mief des Essens aus einer Großküche lagen in der Luft.
    »Die Frage ist mir unangenehm«, sagte ich, »aber worauf sollte ich gefasst sein?«
    »Haben Sie sie je in einer manischen Phase gesehen?«
    »Nein.«
    »Na ja, es wird gerade besser. Sie ist ein bisschen sediert, reden Sie einfach ganz normal mit ihr, wie mit jedem anderen. Wie gut kennen Sie sie?«
    »Wir sind vor zwei Jahren zusammen gegangen.«
    »Ah, okay. Sind Sie der Zauberkünstler?«
    »Ja, sozusagen. Eigentlich Journalist.«
    »Sie hat viel von Ihnen gesprochen. Sie wird sich freuen, dass Sie gekommen sind. Selbst wenn sie es sich nicht richtig anmerken lässt.«
    Am Ende des Korridors öffneten sich zu beiden Seiten große Räume. Wir wandten uns nach rechts und kamen in einen Bereich mit bequemen Sitzmöbeln und Tischen, auf denen Zeitschriften auslagen. Grüppchen von Leuten saßen herum, und auf den ersten Blick war es schwierig zu unterscheiden, wer wohl Patient und wer Besucher war. Die Atmosphäre schien ruhig und entspannt, ein Mittelding zwischen einer Krankenhausabteilung und dem Besucherraum eines Gefängnisses, aber einer Krankenstation viel ähnlicher. Schließlich waren diese Menschen Patienten, deshalb waren die Sicherheitsmaßnahmen so dezent und unauffällig gehalten, dass sie nicht ins Auge fielen, wenn man nicht darauf achtete. Schlösser an den Fenstern, Pfleger, die sich wie nebenbei unter die Patienten mischten. Aber außer den Türen zum Innenhof schien das Tastenfeld am Eingang die einzige Möglichkeit zum Betreten oder Verlassen der Station zu bieten. Während Robert mich durch den Raum führte, bemerkte ich hier auch die großen Sicherheitsgitter.
    Draußen in der Sonne war der Boden entlang des Krankenhausgebäudes mit hellbraunen Pflastersteinen belegt, und die Flächen erweiterten sich vor den Türen der einzelnen Stationen zu kleinen Quadraten. Auf jedem standen Holzsitze im Halbkreis, verbunden durch Tische, und zylinderförmige Gefäße mit Sand für die Zigarettenkippen. Leute saßen oder standen überall herum, sprachen leise oder schauten einfach blinzelnd in die Sonne und genossen die frische Luft.
    Tori wandte mir den Rücken zu, aber unter ihrem hochgesteckten Haar war der tätowierte Stern auf ihrem Nacken zu sehen, so dass ich sie sofort erkannte. Sie saß mit

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