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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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selbstzerstörerischen Jahren zu erholen, doch das gelegentliche schmerzhafte Aufbäumen war von außen schon nicht mehr wahrzunehmen und entsprang Schädigungen von mittlerweile deutlich geringerem Ausmaß ... Die Gefahr einer globalen Auseinandersetzung war gebannt. Die letzte verbleibende Supermacht, die USA, hatte ihre Vormachtstellung behauptet und war auch bereit, sie zu wahren, desgleichen ihre Verbündeten.
    Doch wichtiger noch, dieses Bündnis brauchte kein Mensch zu fürchten. Ganz wie Ben Trask es einst vorhergesagt hatte, war die Welt um einiges sicherer geworden, und zwar so sehr, dass unter politischen und zeitgeschichtlichen Kommentatoren der Versuch, den Wendepunkt auszumachen und die primären Faktoren und Verantwortlichen zu benennen, Mode geworden war. Als da wären: der Mikrochip, Lech Walesa, gigantische technologische Abfallprodukte aus dem Wettlauf um die Eroberung des Weltalls und ein satellitengestütztes Raketenabwehrsystem, Satellitenaufklärung, Tschernobyl, der totale Zusammenbruch des Kommunismus in Europa, Präsident Reagan, Premierministerin Thatcher und bis zu einem gewissen Grad auch Präsident Gorbatschow. Dazu kam noch der Golfkrieg, bei dem die ganze Welt fasziniert, erstaunt und mit einem gehörigen Maß an Entsetzen zugesehen hatte, wie einfache Krieger mit veralteten, an Feuerkraft unterlegenen Waffen unter dem Ansturm einer bis dahin nicht gekannten Empörung und überlegenen Technologie niedergemäht wurden.
    Während all dies sich ereignete, erinnerte sich niemand außer vielleicht einer Handvoll Angehöriger des E-Dezernats an den Necroscopen Harry Keogh, und schon gar niemand führte auch nur einen Bruchteil der nun bestehenden Weltordnung auf das zurück, was Harry Keogh getan hatte. Und außer dieser kleinen Handvoll kam auch niemand auf den Gedanken, dass die Große Mehrheit, die zahllosen Toten, dabei eine Rolle gespielt haben könnten.
    So standen die Dinge an jenem Montagmorgen im Januar des Jahres 2006, als Trask in der Zentrale des E-Dezernats im Herzen Londons eintraf und dort auf David Chung stieß, der mit einem Mobiltelefon in der Hand im Foyer hin- und herwanderte und auf ihn wartete. Es war jedoch nicht das Mobiltelefon, das Trask plötzlich innehalten ließ, als er das Gebäude betrat, sondern der Ausdruck auf Chungs Gesicht und das, was er in der anderen Hand hielt – eine alte Haarbürste.
    Harry Keoghs alte Haarbürste ...
    Ehe Trask das erkannte, bemerkte er allerdings die Dringlichkeit in Chungs Gebaren und setzte zu einer Entschuldigung an: »Tut mir leid, David, mein Autotelefon ist kaputt. Außerdem ist es heutzutage ja sowieso so oft gestört, dass man kaum denken, geschweige denn miteinander sprechen kann. Gibt es irgendwo ein Problem? Hast du versucht, mich ... zu ... erreichen?«
    Er erblickte die Haarbürste und verstummte abrupt. Was in jener Nacht vor sechzehn Jahren geschehen war, stand lebhaft vor seinem geistigen Auge. Trasks Herzschlag beschleunigte sich, um mit dem plötzlichen Adrenalinschub Schritt zu halten. »David?«, sagte er. Es war eine Frage.
    Chungs Antwort bestand in einem grimmigen Nicken, sonst nichts, und er bedeutete Trask, in den Fahrstuhl zu steigen. Als die Türen sich hinter ihnen schlossen und sie allein waren, stieß er diejenigen Worte hervor, die Trask am meisten fürchtete: »Er ist wieder da!«
    Trask wollte es zunächst nicht glauben. »Er?«, flüsterte er heiser, obwohl er genau wusste, wer er war, um wen es sich handeln musste. »Harry?«
    Chung nickte und zuckte hilflos die Achseln. Anscheinend wusste er nicht, wie er es sagen sollte. » Etwas von ihm«, erwiderte er schließlich, »wer oder was auch immer er jetzt sein mag. Ja, Ben, ich spreche von Harry. Ein Teil von Harry Keogh ist zu uns zurückgekehrt ...«

ZWEITES KAPITEL
    Aus der Sicht des Hotelmanagers existierte das E-Dezernat noch nicht einmal. Hin und wieder vergaß er sogar, dass das Hotel ganz oben noch ein weiteres Geschoss hatte. Das war nicht weiter verwunderlich, denn er hatte es ja nie betreten. Die Bewohner dieser unbekannten obersten Etage besaßen ihren eigenen Aufzug an der Rückseite des Gebäudes, eine eigene Treppe, ebenfalls an der Rückseite, und sogar eine eigene Feuerleiter. Ja, das oberste Stockwerk gehörte ihnen. Damit waren sie der Einflusssphäre von Hoteldirektion und -betrieb entzogen.
    Wer »sie« waren: internationale Geschäftsleute oder etwas in der Art, hatte man dem Geschäftsführer des Hotels zu verstehen gegeben.

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