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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sohn gegen seinen traditionell eingestellten, übermächtigen Vater rebellierte. »Entschuldigen Sie bitte«, er konnte sich nicht beherrschen, »aber sind Sie sich sicher, dass Ihr Sohn entführt wurde? Kann er nicht einfach abgehauen sein?«
    Beide Männer sahen ihn an. Der eine verwundert, der andere wütend.
    »Warum sollte er das tun?«, schnauzte Wolke erbost. »Armin hat sich auf das Konzert gefreut. Monatelange Vorbereitung, Wochen am Klavier, um was mit seinem Fernbleiben zu erreichen?«
    »Nun ja: um Sie zu ärgern?«, schlug Ares vor. »Ein bisschen Rebellion im goldenen Käfig.«
    »Niemals«, schnarrte Wolke. »Außerdem geht Sie das nichts an, Personal Trainer.«
    Ares presste die Lippen zusammen und hielt alles an Kommentaren zurück, was ihm auf der Zunge lag. Er kannte Männer wie den Intendanten. Hart, kalt und eine rauhe Schale, unter der jedoch kein weicher Kern, sondern noch eine weitere Panzerung wartete. Sie waren erfolgreich und kannten nichts anderes und erwarteten nichts anderes.
    Daher hätte sich Ares auch nicht gewundert, wenn Armin wirklich irgendwo am Strand mit seiner Kirsche saß und sich lachend volllaufen ließ. Am besten mit der Kohle seines Herrn Papa.
    Aber er wollte sich nicht zu früh für den Junior freuen. Es konnte durchaus sein, dass eine Entführung vorlag. Immerhin gab es ein gutes Motiv: Aus den Zeiten als Konzertpianist hatte Richard Wolke durch den Verkauf von Tonträgern und Tickets Millionen auf seinem Konto angehäuft.
    Tzschaschel räusperte sich. »Ich nehme doch einen Whiskey, Georg. Ich muss ja nicht fahren.« Er lachte über seinen Verlegenheitsscherz, doch niemand fiel mit ein. Die Souveränität, die er in der Bank kurz hatte aufblitzen lassen, war verschwunden.
    Der Flaschenhals senkte sich klirrend auf den Glasrand, gluckernd ergoss sich bernsteinfarbene Flüssigkeit in den Tumbler. Die Geräusche erschienen überlaut, zerschnitten regelrecht die Stille. Der renovierte Kaufmannshof war so gut isoliert, dass die Stadtgeräusche ausgesperrt blieben; dafür tönte jetzt Tzschaschels Schlucken unglaublich laut.
    Ares stellte erst jetzt den Koffer ab und setzte sich auf einen Stuhl, ohne eine Einladung abzuwarten. Er hatte beschlossen, nichts mehr zu sagen.
    »Bist du dir sicher?«, sagte der Ramschhändler.
    »Womit sicher?«
    »Na, mit der Entführung.«
    »Scheiße, Herbie! Was soll ich denn sonst glauben? Mendy sagte, dass Armin nicht da war, als sie zurückkam, und die Wohnungstür offen stand. Die Aufzeichnungen der Kameras sind gelöscht! Verstehst du: gelöscht! Seitdem nichts. Kein Anruf, kein Lebenszeichen. Seit vierundzwanzig Stunden. Alle seine Klamotten und Sachen sind noch da. Und dann noch das geplatzte Konzert! Wie stehe ich denn da?«
    »Wie ein Arschloch«, murmelte Ares und tat, als würde er einer Fliege hinterherschauen; dabei zwirbelte er an einem Bartende.
    »Georg, ich weiß nicht …«, setzte Tzschaschel an und beugte sich nach vorne. Der Sessel knarrte warnend.
    Das Telefon läutete.
    Wolke nahm sofort ab und bellte ein »Ja?« hinein, das jeden, auch einen Entführer, in die Flucht geschlagen hätte.
    Dann lauschte er.
    »Nein«, antwortete er dann. »Nein, mein Sohn gibt keine Interviews, wie es ihm gerade geht. Er ist krank, das sagte ich schon gestern!« Wolke knallte den Hörer auf die Gabel und warf die Haare zurück. »Blöde Zeitungswichser!«, stieß er hervor.
    Ares fand es bedauerlich, dass es nur wenige moderne Telefone gab, die man noch mit Wucht einhängen konnte. Es hatte etwas Archaisches. Frauen drückten Anrufe mit einem Knöpfchen weg, Männer ballerten dagegen den Hörer auf. Er machte sich die interne Notiz, sich auch ein Retro-Modell anzuschaffen.
    Tzschaschel blickte in sein fast leeres Glas. »Wie lange willst du warten, bevor du die Polizei informierst? Ich meine, Armin kann auch einen Unfall gehabt haben. Er ging vielleicht schnell aus dem Haus, weil er was einkaufen wollte … und … keine Ahnung. Hast du in den Krankenhäusern schon angerufen?«
    »Nein.« Wolke rieb sich über die Stirn. »Nein, das kann nicht sein. Sie hätten seine Papiere gefunden und mich in Kenntnis gesetzt. Man kennt meinen Namen. Und warum sollte er die Kameraaufzeichnungen löschen?«
    »Sicher.« Tzschaschel stellte das Glas ab. »Du hast recht.«
    Ares sah auf die Uhr. In zwei Stunden musste er zur Theaterprobe. Wie es aussah, konnte er die vergessen.
    Er zog sein Smartphone und schrieb eine Mail an seine Kollegen, dass er aus

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