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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einem wichtigen Grund nicht erscheinen konnte.
    Die Probe absagen zu müssen nervte ihn gewaltig. Falls er zu einer eventuellen Übergabe mitging und sie trafen auf die Entführer, würde Ares sie spüren lassen, was es bedeutete, seinen Groll auf sich zu ziehen.
    ***
    Leipzig …
    Armin erwachte langsam.
    Um ihn herum war es dunkel und kalt. Seine Muskeln taten ihm weh, und er fühlte sich komplett verkrampft, was er auf die Nachwirkungen des Elektroschockers zurückführte. Fesseln um die Fuß- und Handgelenke schränkten seine Bewegungsfreiheit ein.
    Er hörte das gedämpfte Geräusch von plätscherndem Wasser, so als würde jemand ein Bad einlassen.
    Armin richtete sich trotz seiner Fesseln ächzend auf und tastete sich ab: Er war nackt bis auf die Unterhose, die er beim Zusammentreffen mit dem Maskierten getragen hatte. Kabelbinder lagen um seine Gelenke. Eine Flucht würde extrem schwer werden.
    Dazu kam, dass Armin nicht wusste, wo er sich befand. Es roch nach Staub, feuchtem Gips und altem Holz. Nicht gerade die beste Umgebung. Vermutlich ein Verschlag in einem Hinterhof oder ein Keller.
    Das Blubbern und Plätschern endete.
    Jemand schlurfte humpelnd näher und pfiff dabei ein Lied. Débussy. La mer.
    Es klickte, und dann rasselte eine Kette, die auf den Boden geworfen wurde. Quietschend öffnete sich vor Armin eine Tür, helles Taschenlampenlicht fiel herein und blendete ihn.
    »Sieh einer an«, sagte die Stimme des Entführers in geschliffenem Hochdeutsch. Sie klang dumpf, was wohl von seiner Maske oder einem Schal rührte, den er vor dem Gesicht trug. »Du bist ja wach, Goldjunge.«
    »Was wollen Sie?« Armin konnte sich irren, aber der Typ, der ihn auf dem Bordstein mit dem Baseballschläger niedergeknüppelt hatte, hinkte nicht, sondern konnte verdammt schnell laufen; außerdem hatte er gesächselt.
    Schlagartig wurde ihm klar: Das war ein anderer Mann! Ein Kumpan womöglich.
    »Wollen Sie Lösegeld?« Er hielt eine Hand als Sichtschutz gegen den grellen Strahl. »Mein Vater wird Ihnen eher das SEK auf den Hals hetzen. Er ist geizig und mag mich nicht besonders.«
    Der Mann lachte leise und bückte sich, packte die Fußfessel mit einer Hand und zerrte Armin hinter sich her ins Freie.
    »Hey! Hey, warten Sie«, rief er und versuchte erfolglos, sich an was festzuklammern. Die Kuppen rutschten über rauhes Holz, es gab keine Ecken oder Kanten, an denen er Halt fand.
    Sein humpelnder Entführer schleifte ihn über einen abgelaufenen Dielenboden.
    Splitter bohrten sich in die ungeschützte Haut, abgeplatzte Lackstücke blieben an ihm haften. Armin fluchte laut.
    Er ahnte, dass er sich in einem alten, verlassenen Haus befand. In Leipzig gab es Hunderte davon, die auf eine Sanierung oder den Abriss warteten. Er konnte in der Innenstadt oder in einem ganz abgelegenen Teil sein.
    Armin wurde rücksichtslos in ein größeres Zimmer bugsiert, das im Schein eines Baustrahlers lag. Der Humpelnde trug einen schwarzen Staubschutzanzug, Gummihandschuhe und -stiefel, wie er nun im grellen Licht feststellte.
    Hier sah die Stuckdecke halbwegs in Ordnung aus, es roch nach nassem Gips und frischer Farbe.
    Seine Augen gewöhnten sich an die Helligkeit, fokussierten die Umgebung. Eine Hälfte des Raumes war komplett renoviert worden: ein Dorian-Gray-Zimmer, auf der einen Seite heruntergekommen und zerfallen, auf der anderen glanzvoll und schön wie vor hundert Jahren am Tag, als die ersten Bewohner einzogen.
    Wer tat so etwas? Sein Entführer?
    Im intakten Teil stand eine altertümliche Badewanne. Auf einem Beistelltischchen lagen eine Feder, ein Tintenfass, ein zusammengerolltes Blatt Papier sowie sorgsam zusammengefaltete Leintücher.
    Armin beschlich das Gefühl, sich bei den Vorbereitungen für ein Theaterstück oder an einem Filmset zu befinden. »Was soll das?«, rief er ängstlich. »Was haben Sie mit mir vor?«
    Jetzt drehte sich der Mann zu ihm um – und blickte ihn durch die Vollmaske an, mit der er das Gesicht verbarg.
    Sie hatte die klassische Form, mit leichtem venezianischem Einschlag und komplett in Weiß gehalten. Im oberen Drittel prangte ein übergroßes aufgeklebtes Auge in Schwarzweiß, dessen Lidränder von einer Schläfe bis zur nächsten reichten. Es erweckte den Anschein, als sei Armin Opfer eines Zyklopen geworden.
    Der Mann ließ ihn los und beugte sich zu ihm. »So, Goldjunge. Da habe ich mir einen Künstler ausgesucht, um ein Kunst werk zu erschaffen«, sagte er mit kaum unterdrückter

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