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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Boden.«
    Susan war praktisch beim Inlinern im Okas Park Roller Rink aufgewachsen. Alle feierten ihre Geburtstage hier. Alle Kids skateten so lange unter der Discokugel herum, bis sich irgendwer unweigerlich einen Knochen brach und in die Notaufnahme musste. Die Bahn war jetzt die Heimat der Rose City Rollers, einer Bande tätowierter, harter Mädels mit kräftigen Schenkeln in superknappen Shorts. »Er schwimmt«, sagte sie. »Der Boden der Inliner-Bahn. Auf Pontons. Wenn der Park überflutet wird, löst er sich von seinem Fundament.«
    Archie zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck Kaffee. »Hört sich clever an.«
    Susan reckte den Hals, um zu der Rollschuhbahn am andern Ende des Parks und zu den Arbeitern zu sehen. »Glauben Sie, einer von ihnen …?«
    »Sieht nicht danach aus«, sagte Archie.
    Sie wandte sich wieder dem Karussell zu. Es war mit drei Reihen Tieren auf ansteigenden, runden Plattformen besetzt. Springende Pferde. Stehende Pferde. Eine Katze. Ein Hirsch. Ein Drachen. Zebras. Maultiere. Schweine.
    »Warum der Strauß?«, sagte sie. Wer immer die Leiche dorthin geschafft hatte, hatte große Anstrengungen unternommen. Es konnte nicht einfach sein, eine Leiche über einen Zaun zu wuchten. »Er ist im inneren Ring. Warum hat sie jemand so weit getragen?«
    »Wie nennt sich diese Farbe?«, hörte Susan Henry Sobol fragen. Er trat neben Archie und grinste.
    Susan errötete und berührte ihr Haar, das sie kürzlich himbeerfarben gefärbt hatte. »Für Ihre Größe schleichen Sie ganz schön heimlich daher«, sagte sie und schob ihr Haar wieder unter die Kapuze ihrer Regenjacke.
    Henry trug eine Wollmütze auf dem rasierten Schädel, und sein Salz-und-Pfeffer-Schnauzbart glänzte vom Regen. »Professionelles Training«, sagte er und grinste erneut. Seine schwarzen Motorradstiefel waren schlammverkrustet, wahrscheinlich von dem Picknickbereich, wo die Leiche ursprünglich angespült worden war.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Susan. »Sie waren ein Navy- SEAL .«
    »Türsteher«, sagte er. »Ich habe gelernt, im Verborgenen zu lauern.«
    Susan wusste nie, wann er nur scherzte.
    Aber sie ließ es sich nicht anmerken.
    »Mir hat es purpurn gefallen«, sagte er. »Wie hieß die Farbe gleich noch?«
    »Plum Passion«, sagte sie. »Die hier heißt Deadly Nightshade.«
    »Was ist nur aus Clairol geworden?«, sagte Henry zu Archie, und Susan sah Archie lächeln.
    »Eine Leiche zu bewegen ist strafbar, oder?«, fragte Susan.
    »Leichenmissbrauch«, sagte Archie. »Ein Vergehen der Kategorie C in Oregon. Wer wirklich gern Leichen missbraucht, geht nach Kalifornien. Dort ist es nur ein minderes Delikt.«
    »Typisch«, sagte Susan.
    Sie hatte bereits wegen eines Fotografen bei der Zeitung angerufen, aber die waren alle mit der Berichterstattung über die Flut beschäftigt. Der Herald würde ein Handybild des Karussells oder ein Foto von Stephanie Towner in besseren Zeiten bringen, wenn sie überhaupt ein Foto brachten. Im Augenblick waren die Leser mehr daran interessiert, ob ihre Hauseigentümerversicherung Schlammlawinen abdeckte, als an Frauen, die in den Willamette fielen und ertranken. Selbst wenn sie schließlich auf einem Strauß landeten.
    »Die dritte Person in zwei Tagen, die im Willamette ertrunken ist«, sagte Archie.
    »Wir haben Hochwasser in der Stadt«, sagte Henry, der mit einem Stirnrunzeln den Schlamm auf seinen Stiefeln registrierte. »Und die Leute benehmen sich unvernünftig am Wasser.«
    »Ja«, sagte Archie.
    Henry sah Archie an und klopfte auf seine Armbanduhr.
    »Bist du dir sicher, dass du allein klarkommst?«, fragte Archie ihn.
    »Zieh Leine«, sagte Henry. Er holte ein Taschentuch aus seiner Jacke, beugte sich vor und wischte über seine Stiefel.
    Archie wandte sich Susan zu. »Ich habe auf der anderen Flussseite etwas zu erledigen«, erklärte er.
    Er warf seinen Kaffeebecher in einen Abfalleimer, der sofort von Möwen bestürmt wurde, und machte sich auf den Weg zum Parkplatz.
    Susan sah ihm nach. Er ging an dem Kreiselrad vorbei, an dem Kinderzug und dann an der heißesten neuen Attraktion des Oaks Parks: »The Beauty Killer House of Horrors«. Sie erinnerte sich an die Zeit, als es noch eine normale Geisterbahn gewesen war: leuchtende Totenschädel, Hologramm-Geister, dunkle Fluchten. Jetzt waren es lauter Tatorte von Gretchen Lowell. Susan hatte gehört, dass es sogar eine Archie nachgebildete Puppe gab, die auf einer Trage gefesselt war, während sie ein elektronisch

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