Totenflut
nichts mehr. Er lieà die Waffe sinken und entfernte sich langsam von Petri. Er lieà ihn nicht aus den Augen, bis er die Tür erreicht hatte. Erst jetzt drehte er sich um und ging.
Teil 5
Land unter
Kapitel 35
Schröder kam aus dem Kraftraum. Er musste einen Moment stehen bleiben und sich sammeln, nur mal kurz Luft holen. Sein Herz raste. Seine Augen brannten. Ein Tropfen fiel ihm auf die Stirn. Schröder sah nach oben. An der Decke verlief ein kleines Rinnsal wie eine feine gläserne Ader. Wieder fiel ein Tropfen. Das Rinnsal schien aus dem Kraftraum zu kommen. Schröder folgte der Wasserader an der Decke und betrat erneut den Raum, in dem er Petri beinahe erschossen hätte. Zu seiner Ãberraschung war es stockfinster hier. Alle Geräte waren verschwunden, der Raum war bis auf ein Objekt völlig leer. In der Mitte stand ein riesiges, beleuchtetes Aquarium. Eine Frau schwamm regungslos mit dem Rücken zu Schröder im Wasser. Schröder ging näher. Er hörte ein pulsierendes Rauschen in seinen Ohren. Es war sein Blut. Er hörte sein Blut, wie es durch seine Adern gepumpt wurde. Die Haut der Frau schimmerte wie Eis in dem Wasser. Sie war nackt. Schröder ging links um das Aquarium herum. Die Arme der Frau schwebten in der Flüssigkeit, als klammere sie sich an etwas Unsichtbarem fest. Etwas, das sie retten sollte. Schröder sah nun ihre Nasenspitze, ihre Wangenknochen, die Lippen und schlieÃlich ihre Augen. Es war Elin. Sie trug die Perücke, die sie für das Foto gekauft hatte.
Schröder erwachte. Er saà in seinem Auto auf der StraÃe vor seiner Wohnung. Er musste die ganze Nacht hier verbracht haben. Sein Rücken schmerzte wieder. Der Schmerz zog bis ins Bein und unter die FuÃsohle. Schröder rieb sich das Gesicht und sah auf die Uhr. Es war zu spät für eine Dusche oder ein Frühstück. Er fuhr ins Hotel, um Elin abzuholen.
Sie hatten Brender informiert, dass sie seine Exfrau hier in der Stadt ausfindig gemacht hatten und dass sie jede Aussage verweigerte. Ohne lange zu überlegen, hatte Brender darum gebeten, mit ihr sprechen zu dürfen.
Schröder hielt vor dem Haus. Er drehte sich zu Brender um, der hinten saà und ängstlich und entschlossen zugleich zum Eingang des Hauses blickte.
»Ich will nur, dass Sie sich keine falschen Hoffnungen machen!«, sagte Schröder.
»Wir werden sehen!«, sagte Brender und öffnete seine Tür. Sie gingen die Eingangsstufen hinauf und Schröder klingelte. Niemand öffnete ihnen. Schröder klingelte ein zweites Mal, und sie mussten lange warten, bis Herr Traber die Tür endlich aufschloss. Er war schneeweià im Gesicht, nur seine Augen lagen tief in schwarz geränderten Augenhöhlen. Sogar seine Lippen waren weiÃ.
»Herr Traber, ist alles in Ordnung?«, fragte Schröder erschrocken.
»Soll ich die Polizei rufen?«, fragte Traber verstört und blickte sie verloren an.
Schröder schob ihn beiseite, zog seine Waffe und ging ins Haus hinein. Elin, Traber und Brender folgten ihm.
»Alles in Ordnung, Herr Traber. Sagen Sie uns, was passiert ist!«, sagte Elin und legte eine Hand auf Trabers Schulter.
»Frau Brender?«, rief Schröder in die obere Etage. Doch es kam keine Antwort. Schröder ging weiter und entdeckte die offenstehende Kellertür. Das Licht auf der Treppe brannte.
»Frau Brender?«, rief er hinunter.
Es blieb still.
Schröder stieg die Stufen hinab. Im Keller fand er drei Türen. Eine führte in den Heizungskeller, eine andere in den Waschkeller. Die dritte Tür stand offen und war von innen mit Styropor verkleidet. Rotes Licht fiel auf die Bodenfliesen. Schröder hob seine Waffe und blickte in den Raum. Hier hingen Lederfesseln und Ketten von der Decke. Hinten rechts stand ein lederner Liegestuhl, der mit Fesseln versehen war. Lackkostüme und Masken hingen an den Wänden. Auf einem Tisch lagen diverse Waffen und Peitschen. In der Mitte des Raumes stand ein schwarzes Holzpodest. Frau Brenders Beine waren daran hängen geblieben. Ihr Oberkörper schwebte in der Luft, gehalten von einer Galgenschlinge um ihren Hals. Sie war tot. Sie hatte sich erhängt. Unter ihr auf dem Boden lag ein weiÃer Umschlag. Schröder steckte seine Waffe ein und nahm ihn an sich.
Herr Traber hatte einen Schock erlitten und musste im Krankenhaus behandelt werden. Auch bei Brender waren sich Schröder und Elin nicht
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