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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Die pinkfarbene Haarspange löste sich und fiel seitlich am Kopf herunter.
    Ein Bild blitzte auf. Katy, blonde Zöpfe, Plastikspangen, die die widerspenstigen Locken zusammenhielten.
    Ich hob den einzigen Besitz des Mädchens auf und steckte ihn ihr wieder an den Kopf. Meine Hand zögerte wie eben noch über dem Telefon.
    »Ich gebe dir ein Versprechen.« In dem kleinen, eisigen Raum klang meine Stimme spröde. »Ich werde deine Familie finden. Ich werde dich nach Hause schicken.«
    Ich griff nach dem iPhone in der Tasche, weil ich ein Foto des Kopfes machen wollte.
    Die Tasche war leer.
    Mein Handy war in meiner Handtasche.
    In meinem Wagen.
    Auf dem Parkdeck des Gerichtsgebäudes.
    In dem Wagen, den ich nicht holen konnte, weil ich keine Mitfahrgelegenheit hatte.
    In dem Wagen, den ich nicht fahren konnte, weil ich keinen Schlüssel hatte.
    Fluchend holte ich mir die Polaroidkamera. Nachdem ich das Foto geschossen hatte, betrachtete ich noch ein paar Sekunden still ihre Gesichtszüge und zog dann den Reißverschluss wieder zu.
    Zurück in meinem Büro, scannte ich das Foto ein und schickte es in einer E-Mail an mich selbst. Dann wühlte ich in meinen Schreibtischschubladen auf der Suche nach einem Erdnussbuttercracker oder einem alten Müsliriegel. Mein Mittagessen im Gerichtsgebäude war ein Snickers gewesen.
    Meine Suche nach Essbarem erbrachte nichts.
    Klasse. So würde ich hungrig und mit leeren Händen in mein Haus zurückkehren. Zu einem pikierten Kater. Und einem leeren Kühlschrank.
    Ich suchte eben im Internet nach Schlüsselnotdiensten und Taxiunternehmen, als mein Telefon noch einmal klingelte. Der Anruf änderte meine Pläne.

 
    7
    Normalerweise verkrampfe ich beim Klang von Petes Stimme nicht.
    Janis »Pete« Peterson. Mein Ex. In gewisser Weise. Eine lange Geschichte.
    Ich hatte mich schon im College in Pete verliebt. Er schloss damals gerade sein Jurastudium ab, ein Witzbold mit jungenhaftem Charme. Guter Verstand, guter Körper und gute Aussichten. Und er konnte gut reden.
    Unsere Ehe verlief fast zwanzig Jahre bestens. Und so wäre es wahrscheinlich auch geblieben, wenn Pete nicht angefangen hätte, auch andere Frauen mit seinem Charme zu beglücken.
    Davon abgesehen – ein großes Abgesehen –, nachdem wir uns getrennt und die Zeit meinen Zorn und meine Verletztheit geheilt hatte, fühlte ich mich bald wieder wohl in Petes Gesellschaft. Im Wohn-, nicht im Schlafzimmer. Doch um ehrlich zu sein, die alte Glut kann immer mal wieder schwelen.
    Wie viele ehemalige Paare bleiben Pete und ich auf Dauer verbunden. Da ist natürlich unsere Tochter Katy. Und Haustiere. Wenn Pete reist, ist Boyd, sein Hund, Gast in meinem Stadthaus. Mein Kater Birdie übernachtet bei Pete, wenn ich nicht in der Stadt bin. Geteilte Tierpflege nützt beiden Seiten.
    Im Verlauf der Jahre ist Petes Klingelton für mich zu einem Signal für ein Gespräch über Katy oder über die Details des Tiertransfers geworden. Hin und wieder geht es auch um einen Wunsch, den Katy mir durch ihren Vater, den Softie, ausrichten lässt.
    An diesem Abend war es nicht der normale Anruf.
    Peter wählt nie meinen Festnetzanschluss in der Arbeit.
    O Gott.
    Ich sah das Mädchen in seinem Leichensack auf der anderen Seite des Korridors liegen. Das Mädchen, das man auf der Straße hatte sterben lassen.
    Ich sah Katy.
    »Was ist los? Ist was passiert?« Meine Finger verkrampften sich um den Hörer.
    »Entspann dich. Katy geht es gut. Wo zum Teufel warst du denn? Ich versuche schon den ganzen Nachmittag, dich anzurufen.«
    »Das ist eine lange Geschichte. Bis du sicher, dass Katy okay ist?«
    »Ich habe heute Morgen mit ihr geskypt. Dort war es Nacht. Ihre Einheit war eben von einem Training zurückgekommen.«
    »Wie hat sie ausgesehen?«
    »Aufgedreht. Müde. Im Hintergrund schrien ein paar GIs herum. Da kann man nicht viel sagen.«
    Vor einem Jahr war Katy noch Rechercheurin im Büro des Public Defender, und obwohl sie dauernd über ihren langweiligen Job jammerte, war sie doch sicher in Charlotte, und die einzige Freude in ihrem Leben war Aaron Cooperton, ihr abwesender Freund und Vermieter. Nach seinem Collegeabschluss und einer Zeit beim Friedenscorps hatte Coop sich dem International Rescue Committee angeschlossen und sich freiwillig für den Dienst in Afghanistan gemeldet. Er war unterwegs nach Kabul, um von dort nach Hause zu fliegen, als eine Bombe seinen Konvoi in die Luft jagte.
    Katy war nach Coops Tod am Boden zerstört. Da die Familie

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