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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ein Schlafzimmer und ein Bad, Wohn-und Esszimmer, Küche, Arbeits-und Gästezimmer und noch ein Bad unten. Garten hinten raus, vorne ein Rasenstück, seitlich eine Terrasse. Es ist zwar eng, aber perfekt für mich.
    Ich ging in die Küche und schaltete das Licht an.
    »Bird?«
    Kein Kater.
    »Hierher, Junge.«
    Nichts als ein leises Ticken aus dem Wohnzimmer.
    Ich fand Birdie unter dem Sideboard, auf dem Omas Uhr stand. Auch wenn es heißt, dass Katzen keine zu einem Ausdruck fähige Gesichtsmuskulatur haben, war seine Botschaft eindeutig.
    »Spinnst du?«
    Nach einer kurzen theatralischen Pose stand Birdie auf, streckte sich und stapfte dann auf mich zu, cool zwar, aber bereit, sich eine Erklärung zumindest anzuhören. Und bereit fürs Abendessen.
    Ich bückte mich und kraulte ein weißes pelziges Ohr.
    »Tut mir leid, Kumpel. Aber das Menü heute Abend dürfte nicht ganz deinen Ansprüchen genügen.«
    Ich kehrte in die Küche zurück, holte zwei Eier aus dem Kühlschrank, mischte sie mit einer Dose Sardinen und erhitzte die Mischung. Als die Masse gestockt war, schabte ich sie in seine Schüssel.
    Eins muss man Bird lassen, er ist nicht lange eingeschnappt. Nachdem er mir meine Sünde verziehen hatte, machte er sich über die Schüssel her.
    Da ich des Öfteren meine Tage mit Verwesten und biogefährlichen Stoffen verbringe, beherrsche ich die Kunst der schnellen Körperpflege. Außerdem habe ich mir eine well-nesstaugliche Sammlung von Seifen, Gels und Lotionen zugelegt. An diesem Abend schnappte ich mir einfach das Nächststehende. Nach fünf Minuten war ich aus der Dusche und trocken und roch nach Grapefruit.
    Birdie kam ins Schlafzimmer, als ich mir eben überlegte, welcher Stil für die Übergabe von Scheidungspapieren angemessen war. Unsere Blicke trafen sich.
    »Vergiss es.«
    Ich schnappte mir Jeans und ein schwarzes T-Shirt und ergänzte das Ganze mit grünen Muschelschalen-Ohrringen und einer schwarzen Baumwolljacke.
    »Was denkst du?«
    Birdie legte den Kopf schief, sagte aber nichts.
    Ich eilte hinunter ins Arbeitszimmer, den Kater immer auf den Fersen. Als ich die Dokumente vom Schreibtisch nahm, lief Birdie Achten zwischen meinen Knöcheln.
    Ich schaute auf die Uhr. Pete wartete bereits volle zwanzig Minuten.
    Der Kater drückte den Rücken durch und hob den Schwanz. Ich kraulte ihm die Ohren und strich ihm noch ein paar Mal über den Rücken.
    Als ich die Tür des BMW aufzog, war Pete noch immer am Handy.
    »Nicht einatmen, wenn du sprühst.« Pause. »Okay. Aber ich muss jetzt wirklich aufhören.« Kürzere Pause. »Ja, ich rufe an, wenn ich unterwegs bin. Ich liebe dich auch.« Gedämpft.
    »Tut mir leid. Bird –«
    »Kein Problem. Ist dir das Ale House recht?«
    »Klar.« War es nicht. Großbildfernseher. Fans, die jubeln, stöhnen und anfeuern. Lärmpegel bei fünfundachtzig Dezibel. »Hat Summer Ungezieferprobleme?«
    Pete schaute mich verständnislos an.
    »Muss sie die Wohnung ausräuchern?«
    »O nein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie besprüht alte Flaschen mit Lack, um sie für die Tischdekoration zu benutzen. Oder sonst irgendwas. Soll irgendwie künstlerisch aussehen.«
    Hochzeitsgerede. Kommt nicht infrage.
    Ein kurzer, klimpernder Schwall Bob Marley, und schon waren wir im Carolina Ale House, einer fernsehfixierten Extravaganz im Erdgeschoss eines Glas-und-Stahl-Turms im Herzen der Innenstadt. Pete schaffte es, uns einen Tisch in einiger Entfernung zur Bar zu besorgen. Nicht unbedingt ruhig, aber außerhalb des Lärmzentrums.
    Eine Kellnerin begrüßte Pete mit mehr Zähnen als eine Kreissäge und gewährte mir ungefähr eine Millisekunde Augenkontakt, während sie murmelte, dass sie April heiße.
    »Fat Tire Ale?« April zeigte meinem Ex schon wieder die blendenden Zähne.
    »Gutes Gedächtnis.« Pete formte mit den Fingern eine Pistole.
    Ich bestellte Perrier mit Limone.
    Pete entschied sich für Spareribs. Ich nahm ein Schultersteak.
    Nachdem Getränke und Essen bestellt waren, zog ich die Dokumente aus meiner Handtasche und legte sie vor Pete auf den Tisch. Er schaute sie kurz an, nahm sie aber nicht zur Hand.
    Eine Leere legte sich über den Tisch, eine Blase der Stille in dem Getümmel um uns herum. So wenig Papier. So wenige Worte für eine Liebe, die Hoffnungen, Träume und eine wunderschöne Tochter geschaffen hatte. Eine Liebe, zerstört von einem Vertrauensbruch.
    Es hätte irgendeine Zeremonie geben sollen. Eine Entheiratung? Einen Trennungsritus? Mehr als eine

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