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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Viertel von diesem hübschen großen Haus wäre noch netter als ein Fünftel. Danny-Boy ist damit mehr oder weniger aus dem Schneider – falls er das ganze Haus hätte haben wollen, hätte er es ja einfach behalten können. Bleiben die anderen drei kleinen Negerlein.«
    Ich rutschte auf meinem Ast herum. Ich war heilfroh, dass Frank auf dem falschen Dampfer war, aber andererseits machte es mich sauer, wie wenig er kapierte. »Wozu denn? Ich hab doch schon gesagt, sie wollen es nicht verkaufen. Sie wollen drin leben. Und dafür spielt es keine Rolle, wie groß der Anteil des Einzelnen ist. Denkst du, einer von ihnen hat sie umgebracht, weil er ihr Zimmer schöner fand als sein eigenes?«
    »Oder ihr eigenes. Abby ist eine nette Person, aber ich schließe sie nicht aus. Vielleicht ging es zur Abwechslung ja auch mal nicht um Geld. Vielleicht hat Lexie einfach nur jemanden bis aufs Blut gereizt. Leute wohnen zusammen, Leute gehen sich gegenseitig auf den Senkel. Und vergiss nicht, durchaus möglich, dass sie mit einem der Burschen in der Kiste war, und wir wissen doch alle, wie kompliziert so was werden kann. Wenn man zur Miete wohnt, keine große Sache: ein bisschen Rumbrüllerei, ein paar Tränchen, eine Hausversammlung, zack, einer zieht aus. Aber was, wenn es eine Mitbesitzerin ist? Sie können sie nicht rausschmeißen, ich glaube kaum, dass einer von ihnen das Geld hat, sie auszuzahlen –«
    »Klar«, sagte ich, »bloß, ich hab bisher nicht mal auch nur den Hauch irgendeiner gegen mich gerichteten Spannung gewittert. Rafe war zu Anfang sauer auf mich, weil ich nicht begriffen hab, wie erschüttert sie alle waren, aber mehr auch nicht. Falls Lexie bei irgendwem eine im wahrsten Sinne des Wortes mörderische Wut ausgelöst hätte, dann wär mir das nicht entgangen, ausgeschlossen. Diese Leute mögen sich, Frank. Das mag ja seltsam sein, aber sie sind gern zusammen seltsam.«
    »Warum haben sie dann nicht erzählt, dass ihnen das Haus gemeinsam gehört? Warum diese gottverdammte Geheimnistuerei, wenn sie nichts zu verbergen haben?«
    »Sie haben es nicht erzählt, weil du nicht danach gefragt hast. Wenn du an ihrer Stelle wärst, selbst wenn du unschuldig wie ein Baby wärst, würdest du den Cops irgendwas ungefragt erzählen?«
    »Weißt du, wie du redest?«, sagte Frank nach einer Pause. Er war jetzt stehen geblieben. »Du redest wie ein Verteidiger vor Gericht.«
    Ich drehte mich wieder in die andere Richtung, hob die Füße und stemmte sie gegen einen anderen Ast. Es fiel mir schwer, still zu sitzen. »Ach, komm schon, Frank. Ich rede wie ein Detective . Und du redest, als hättest du eine fixe Idee. Wenn du die vier nicht leiden kannst, meinetwegen. Wenn bei ihnen deine Antennen ausfahren, von mir aus. Aber damit ist noch lange nicht jedes Fitzelchen, das du findest, gleich der Beweis dafür, dass sie eiskalte Killer sind.«
    »Ich finde nicht, dass ausgerechnet du meine Objektivität in Frage stellen solltest«, sagte Frank. Seine Stimme hatte wieder diesen trägen, schleppenden Tonfall angenommen, wodurch sich mein Rücken am Baumstamm verkrampfte.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ich die Perspektive von außen habe, während du bis zum Hals mittendrinsteckst, und das solltest du bitte schön nicht vergessen. Außerdem heißt es, ›Och, die sind bloß so niedlich exzentrisch‹ kann nur begrenzt als Entschuldigung dafür herhalten, sich regelrecht behämmert aufzuführen.«
    »Was soll das jetzt, Frank? Du hast sie von Anfang an ausgeschlossen, noch vor zwei Tagen hattest du dich auf Naylor eingeschossen –«
    »Und daran hat sich auch nichts geändert, wie du sehen wirst, sobald wir den kleinen Scheißer wiederhaben. Aber ich bewahre mir gern einen offenen Blick. Ich streiche bestimmt niemanden von der Liste, solange er nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann. Und das gilt nicht für diese vier. Vergiss das nicht.«
    Es war allerhöchste Zeit für mich nachzugeben. »In Ordnung«, sagte ich. »Bis Naylor wieder auftaucht, konzentrier ich mich auf sie.«
    »Mach das. Ich werde das auch tun. Und sei weiter vorsichtig, Cassie. Nicht bloß außerhalb des Hauses, auch drinnen. Bis morgen.« Und weg war er.
    Das vierte klassische Motiv: Liebe. Plötzlich musste ich an die Handyclips denken: ein Picknick auf Bray Head im letzten Sommer, alle fünf auf einer Wiese, Wein aus Plastikbechern, Erdbeeren und eine entspannte Diskussion darüber, ob Elvis überbewertet ist. Daniel

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