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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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verlassen hat, dann gibt uns das ein Zeitfenster von einer halben Stunde für den Messerangriff. Wenn sie lügen oder sich irren, könnte die Tat irgendwann zwischen zehn und zwölf passiert sein.«
    »Und das«, sagte Frank und schwang ein Bein über seinen Stuhl, »ist alles, was wir haben. Keine Fußabdrücke und keine Blutspur – der Regen hat alles vernichtet. Keine Fingerabdrücke: Irgendwer hat alles, was sie in den Taschen hatte, abgewischt. Nichts Verwertbares unter ihren Fingernägeln, sagt das Labor. Anscheinend ist sie nicht dazu gekommen, sich gegen den Mörder zu wehren. Sie untersuchen die Spuren noch immer, aber nach vorläufiger Einschätzung ist nichts Hervorstechendes dabei. Sämtliche Haare und Fasern stammen offenbar von ihr selbst, ihren Wohngenossen oder von diversen Sachen im Haus, sie bringen uns also nicht weiter. Wir durchkämmen noch immer die Gegend, aber bislang haben wir keine Spur von der Mordwaffe und keine Anzeichen dafür, wo jemand sie überfallen oder ein Kampf stattgefunden haben könnte. Im Grunde haben wir eine Tote und mehr nicht.«
    »Wunderbar«, sagte O'Kelly düster. »Schon wieder einer von der Sorte. Wie machen Sie das, Maddox, tragen Sie einen Magnet für beschissene Fälle im BH?«
    »Das ist nicht mein Fall, Sir«, rief ich ihm in Erinnerung.
    »Und trotzdem sind Sie hier. Welche Ermittlungsansätze gibt es?«
    Sam legte den Marker zurück und hielt den Daumen hoch. »Erstens: ein wahlloser Überfall.« Beim Morddezernat gewöhnst du dir an, Dinge aufzuzählen, weil das O'Kelly glücklich macht. »Sie war spazieren, und irgendwer hat sie angegriffen – um sie auszurauben oder zu vergewaltigen oder dergleichen.«
    »Wenn es Anzeichen für eine versuchte Vergewaltigung gäbe«, sagte Cooper müde zu seinen Fingernägeln, »hätte ich das inzwischen erwähnt, glaube ich. Aber ich habe nichts festgestellt, was auf irgendeine Form von sexuellem Kontakt kurz vor Eintritt des Todes hindeutet.«
    Sam nickte. »Auch keine Anzeichen für Raubmord – sie hatte ihr Portemonnaie noch bei sich, mit Bargeld drin, sie hatte keine Kreditkarte, und sie hatte ihr Handy zu Hause gelassen. Aber damit ist nicht ausgeschlossen, dass das trotzdem das Motiv war. Vielleicht wehrt sie sich, er sticht zu, sie läuft davon, er verfolgt sie und gerät dann in Panik, als er merkt, was er getan hat … « Er warf mir einen kurzen fragenden Blick zu.
    O'Kelly hat eindeutige Standpunkte in Sachen Psychologie, und er tut gern so, als hätte er keine Ahnung vom Profiling. Ich musste feinfühlig vorgehen. »Glaubst du?«, sagte ich. »Ich weiß nicht, ich dachte eher … ich meine, sie wurde ins Trockene geschafft, nachdem sie gestorben war, richtig? Wenn es eine halbe Stunde gedauert hat, bis sie tot war, dann hat der Täter entweder die ganze Zeit nach ihr gesucht – und warum sollte ein Räuber oder ein Vergewaltiger das tun? –, oder jemand anders hat sie später gefunden, ins Trockene geschafft und es nicht für nötig befunden, uns anzurufen. Beides ist möglich, denke ich, aber ich halte nichts davon für wahrscheinlich.«
    »Glücklicherweise, Maddox«, giftete O'Kelly, »ist Ihre Meinung nicht länger unser Problem. Wie Sie selbst bereits feststellten, haben Sie mit diesem Fall nichts zu tun.«
    »Noch nicht«, sagte Frank in den Raum.
    »Das Szenario mit dem Fremden als Täter ist auch noch in anderer Hinsicht problematisch«, sagte Sam. »Die Gegend ist schon tagsüber ziemlich einsam und nachts erst recht. Wenn jemand Böses im Schilde führt, wieso sollte er sich da auf einem Feldweg mitten in der Pampa auf die Lauer legen, nur auf die vage Chance hin, ein Opfer könnte vorbeispaziert kommen? Wieso versucht er es nicht in der Stadt, in Wicklow oder Rathowen, oder wenigstens im Dorf Glenskehy?«
    »Irgendwelche ähnlichen Fälle in der Gegend?«, fragte O'Kelly.
    »Keine Raubüberfälle mit Messern oder Vergewaltigungen durch Fremde«, sagte Sam. »Glenskehy ist nun mal ein kleines Dorf. Die zwei Hauptdelikte sind Alkoholgenuss nach der Sperrstunde und dann mit dem Auto nach Hause fahren. Die einzige Messerstecherei im letzten Jahr ging auf das Konto von einer Gruppe junger Burschen, die sich betrunken in die Haare geraten sind. Falls kein ähnlicher Fall auftaucht, würde ich sagen, wir legen den fremden Täter vorläufig auf Eis.«
    »Ganz in meinem Sinne«, sagte Frank und grinste mich an. Eine Zufallstat durch einen fremden Täter würde bedeuten, dass es im privaten Umfeld des

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