Totengrund
Duschen und elektrisches Licht Teufelswerk sind, dann melde ich mich schon jetzt für einen Platz in der Hölle an.«
Doug wandte sich ab. »Sehen wir uns den Rest des Hauses an.«
Sie gingen den Flur entlang zur Küche, wo sie die gleichen Kiefernholzschränke und den gleichen Holzherd vorfanden wie im ersten Haus. Auch hier gab es eine Handpumpe über der Spüle, und auch hier stand das Fenster offen, doch ein Fliegengitter hatte den Schnee abgehalten und nur den Wind und ein paar glitzernde Kristalle hereingelassen. Elaine ging zum Fenster, um es zuzumachen, und hielt plötzlich erschrocken die Luft an.
»Was ist?«, fragte Doug.
Sie wich zurück und deutete auf das Spülbecken. »Da – da drin ist etwas Totes!«
Als Maura nähertrat, sah sie das Schlachtermesser, die blutverschmierte Klinge. Im Spülbecken waren noch mehr gefrorene Blutspritzer und Klumpen von grauem Fell. »Das sind Kaninchen«, sagte sie und deutete auf eine Schüssel mit geschälten Kartoffeln, die in der Nähe stand. »Ich glaube, die sollten in den Kochtopf wandern.«
Arlo lachte. »Saubere Leistung, Ms. Salinger. Jagst uns hier einen tierischen Schrecken ein, dabei haben die Leute nur Essen gekocht.«
»Und was ist dann aus der Köchin geworden?« Elaine hielt sich immer noch im Hintergrund, als könnten sich die Kadaver im Spülbecken irgendwie wiederbeleben und zu etwas Bedrohlichem mutieren. »Sie ist dabei, die Kaninchen abzuziehen, und was dann? Sie geht einfach weg und lässt sie hier liegen?« Elaine sah nacheinander in die Gesichter der anderen. »Kann mir darauf jemand eine Antwort geben? Nennt mir irgendeine logische Erklärung.«
»Vielleicht ist sie tot«, ertönte eine leise Stimme. »Vielleicht sind sie alle tot.«
Sie drehten sich um und sahen Grace in der Tür stehen. Niemand hatte sie hereinkommen hören. Sie stand fröstelnd in der kalten Küche, die Arme um die Brust geschlungen.
»Was ist, wenn sie alle unter dem Schnee liegen, wie dieser Hund? Und wir können sie bloß nicht sehen?«
»Grace, Schatz«, sagte Doug sanft. »Geh zurück in das andere Haus.«
»Ich mag nicht allein sein.«
»Elaine, kannst du mit ihr zurückgehen?«
»Und was habt ihr vor?«, fragte Elaine.
»Nimm sie einfach mit, okay?«, fuhr er sie an.
Sein Ton ließ Elaine zusammenzucken. »Also schön, Doug«, stieß sie hervor. »Ich tu alles, was du sagst. Tu ich das nicht immer?« Sie nahm Grace an der Hand und ging mit ihr hinaus.
Doug seufzte. »Mensch, das wird immer merkwürdiger.«
»Was ist, wenn Grace recht hat?«, fragte Arlo.
»Fang du nicht auch noch an.«
»Wer weiß, was unter dem ganzen Schnee da draußen ist? Da könnten auch Leichen liegen.«
»Sei still, Arlo.« Doug wandte sich zur Garagentür um.
»Scheint wohl neuerdings der Lieblingssatz von euch allen zu sein, wie? Sei still, Arlo. «
»Werfen wir doch rasch einen Blick in die restlichen Häuser. Mal sehen, ob wir da noch irgendetwas Brauchbares finden. Ein Radio oder einen Generator.« Er trat in die Garage und blieb gleich wieder stehen. »Ich glaube, ich habe gerade eine Möglichkeit gefunden, wie wir hier rauskommen.«
In der Garage stand ein Jeep Cherokee.
Doug lief zur Fahrertür und riss sie auf. »Der Zündschlüssel steckt!«
»Doug, sieh mal!«, rief Maura und deutete auf einen Haufen metallener Kettenglieder in einem der Regale. »Ich glaube, das sind Schneeketten!«
Doug lachte vor Erleichterung auf. »Wenn wir es mit dieser Kiste bis zur Hauptstraße schaffen, dann könnten wir vielleicht auch gleich weiter bis ins Tal fahren.«
»Aber warum haben diese Leute das dann nicht gemacht?«, fragte Arlo. Er stand da und starrte den Jeep an, als wäre er ein Fremdkörper; etwas, das nicht hierhergehörte. »Ich meine die Leute, die hier wohnen. Die Leute, die dabei waren, diese Kaninchen zu kochen – wieso haben die diesen Geländewagen hier stehen lassen?«
»Sie hatten wohl noch ein anderes Auto.«
»Das ist eine Einzelgarage, Doug.«
»Dann sind sie vielleicht mit den Leuten aus dem ersten Haus gefahren. Da stand kein Auto in der Garage.«
»Du spekulierst doch nur. Ein verlassenes Haus mit einem schicken neuen Geländewagen in der Garage, toten Kaninchen im Spülbecken und keiner Menschenseele weit und breit. Wo sind sie alle?«
»Das ist doch egal! Das Wichtige ist, dass wir jetzt eine Möglichkeit haben, hier rauszukommen. Also machen wir uns an die Arbeit. Wenn wir die Garagen durchsuchen, müssten wir irgendwo Schaufeln finden.
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