Totengrund
während er ausstieg und sich eine Schaufel schnappte.
Als sie zu schaufeln begannen, erkannte Maura, dass ihr Problem schwerwiegender war, als Doug es dargestellt hatte. Sie waren mit dem Heck von der Straße abgekommen, und beide Hinterräder hingen in der Luft. Sie räumten den Schnee vor der Schnauze des Jeeps weg, doch der Wagen bewegte sich immer noch nicht von der Stelle – die Vorderräder drehten auf dem vereisten Asphalt durch.
Doug stieg wieder aus und starrte frustriert auf die frei hängenden Hinterräder mit den rostigen Ketten. »Maura, du setzt dich ans Steuer«, sagte er. »Arlo und ich schieben an.«
»Die ganze Strecke bis nach Jackson?«, fragte Arlo.
»Hast du eine bessere Idee?«
»Wenn so was ständig wieder passiert, schaffen wir es nie bis Sonnenuntergang.«
»Was willst du denn stattdessen machen?«
»Ich meine ja nur …«
»Was, Arlo? Willst du, dass wir zum Haus zurückgehen? Und dumm herumsitzen und warten, bis jemand uns rettet?«
»He, Mann, jetzt reg dich mal ab.« Arlo lachte nervös. »Ich will ja hier keine Meuterei anzetteln.«
»Das solltest du aber vielleicht. Vielleicht würdest du ja lieber die schwierigen Entscheidungen treffen, anstatt es immer mir zu überlassen, für alles eine Lösung zu finden.«
»Ich hab dich nie gebeten, die Verantwortung zu übernehmen.«
»Nein, das bleibt nur an mir hängen, weil es sonst keiner macht. Komisch, aber so läuft es anscheinend immer. Ich treffe die schwierigen Entscheidungen, und du stehst daneben und sagst mir, was ich falsch mache.«
»Doug, hör auf.«
»Läuft es nicht meistens so?« Doug sah Elaine an. »Hab ich nicht recht?«
»Was fragst du sie? Du weißt doch, was sie sagen wird.«
»Was soll das denn wieder heißen?«, fragte Elaine.
» Was immer du sagst, Doug «, äffte Arlo sie nach. » Ich schließe mich dir an, Doug .«
»Du kannst mich mal, Arlo«, fuhr sie ihn an.
»Ach ja? Dann geh doch gleich mit deinem geliebten Doug ins Bett!«
Alles verstummte, geschockt von seinem Wutausbruch. Sie starrten einander an, ohne auf den Wind zu achten, der den Hang hinaufwehte und ihnen den aufgewirbelten Schnee ins Gesicht blies.
»Ich übernehme das Steuer«, sagte Maura ruhig und kletterte auf den Fahrersitz, froh, der Schlammschlacht entkommen zu sein. Was immer die Vorgeschichte dieser drei Freunde sein mochte, sie hatte damit nichts zu tun. Sie war nur eine unbeteiligte Beobachterin, Zeugin eines Psycho dramas, das begonnen hatte, lange bevor sie dazugestoßen war.
Als Doug schließlich sprach, war seine Stimme ruhig und beherrscht. »Arlo, komm, wir stellen uns jetzt hinter die Karre und schieben. Sonst kommen wir hier nie wieder raus.«
Die beiden Männer bauten sich hinter dem Jeep auf, Arlo rechts und Doug links. Sie schwiegen beide verbissen, als hätte Arlos Ausbruch nie stattgefunden. Aber Maura hatte den Effekt in Elaines Miene gesehen, hatte beobachtet, wie die Demütigung ihre Züge zur Maske erstarren ließ.
»Gib ein bisschen Gas, Maura!«, rief Doug.
Maura legte den ersten Gang ein und drückte leicht aufs Gaspedal. Sie hörte die Räder sirren, die losen Ketten gegen das Chassis schlagen. Der Jeep bewegte sich ein paar Zentimeter nach vorn, angeschoben von schierer Muskelkraft, als Doug und Arlo sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Wagen stemmten.
»Immer schön Gas geben!«, kommandierte Doug. »Wir bewegen uns.«
Der Jeep ruckte vor und rollte gleich wieder zurück, als die Schwerkraft ihn zum Straßenrand zog.
»Nicht nachlassen!«, schrie Doug. »Mehr Gas!«
Maura sah Arlos Gesicht im Rückspiegel aufblitzen, knallrot vor Anstrengung.
Maura trat das Gaspedal durch. Hörte den Motor dröhnen, die Ketten schneller gegen den Radkasten rattern. Der Jeep machte einen Satz nach vorn, und plötzlich war da ein anderes Geräusch. Ein dumpfes Klopfen, das sie mehr spürte als hörte, als wäre der Jeep gegen einen Baumstamm gefahren.
Dann kamen die Schreie.
»Stell den Motor ab!« Elaine hämmerte an die Tür. »O Gott, stell ihn ab !«
Maura drehte sofort den Zündschlüssel um.
Die Schreie kamen von Grace. Ein schrilles, durchdringendes Kreischen, das kaum noch menschlich klang. Maura drehte sich zu ihr um, doch sie konnte nicht sehen, warum das Mädchen schrie. Grace stand am Straßenrand, die Hände auf die Wangen gepresst. Sie hatte die Augen fest zugekniffen, wie um sich vor einem entsetzlichen Anblick zu schützen.
Maura stieß ihre Tür auf und sprang aus dem Jeep. Und sah
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