Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
Vom Netzwerk:
zierte ein blutroter Kamm aus Rosshaar. Die schweren Pferd e hufe zermalmten so manchen Schädel u n ter sich.
    Jetzt sah Larkyen auch Wothar. Der Kentare war nur mehr zwanzig Schritte von den Reitern entfernt, geradewegs hielten sie auf ihn zu. Wothar schien nicht daran zu denken fortzula u fen, stattdessen zog er sein Schwert.
    Die Reiter wurden langsamer, als sie sich Wothar näherten, und bi l deten einen Kreis um den Kentaren. Erst dann zogen sie auf Befehl ihres Hauptmannes synchron ihre Waffen.
    „Endlich haben wir dich gestellt, Wothar, einstiger Befehl s haber der Werwölfe Kentars“, rief der Hauptmann mit Verac h tung in seiner Stimme. „Du hast es tatsächlich geschafft, dich zwei Jahrzehnte lang in diesen Wäldern zu verstecken. Nun aber habe ich dich gefunden.“
    „Ich habe mich nie versteckt“, knurrte Wothar. „Wer ve r steckt sich schon vor einem Ken-Tunesen. In jedem Jahr b e gegneten mir Soldaten wie euch, ebenso wagemutige Abente u rer, große Krieger, vielen Ländereien entstammend. Sie alle wollten sich das Kopfgeld verdi e nen, das der König von Ken-Tunys einst auf mich aussetzte. Ja, sie alle standen mir gege n über und ein jeder von ihnen bezahlte seine Gier nach Gold mit dem Leben. Und nun seid ihr an der Reihe.“
    Die Selbstsicherheit, mit der Wothar sprach, und seine be i nahe entspannte Körperhaltung überraschten Larkyen. Kein Sterbl i cher konnte es mit zwei Dutzend berittenen Soldaten aufne h men.
    Der Hauptmann lachte nur, und das nicht zu Unrecht, wie La r kyen bei sich dachte.
    „Du allein trittst gegen uns alle an?“
    Mit schnellen Schritten und bisher unbemerkt, hatte sich Larkyen auf die Reiter zubewegt. Die Pferde wurden unruhig und schienen die außergewöhnliche Präsenz des Unsterblichen sp ü ren zu können. Er riss zwei Soldaten von ihren Sätteln und schleuderte sie mit derselben Bewegung gegen einen Bau m stamm, bevor er zu Wothar vorstieß und sich neben dem Ke n taren aufbaute.
    „Du hast also einen Verbündeten“, rief der Hauptmann . Und so sehr sich der Soldat auch bemühte, die Festigkeit in seiner Stimme zu wahren, die beiläufige Kraftdemonstration Larkyens hatte ihn zusehends irritiert. Der erwartete Befehl zum A n griff blieb aus, der Hauptmann hielt seine Soldaten auf Distanz.
    „Wer bist du?“ fragte der Hauptmann.
    „Nur jemand, der die Meinung vertritt, dass zwei Dutzend Re i ter zu viel sind, um gegen einen einzelnen Mann anzutreten. Ich sorge für einen Ausgleich.“
    Wothar sah Larkyen verärgert an und flüsterte: „Ich brauche deine Hilfe nicht. Du hättest doch verschwinden sollen, U n sterblicher.“
    „Kein Sterblicher sagt mir, was ich zu tun habe“, knurrte Larkyen zurück. „Und erst recht keiner, der so versessen darauf ist, sein L e ben so leichtfertig aufs Spiel zu setzen.“
    Wothars Gesicht wurde ernst, als er sagte: „Habt ihr denn alle nichts von den Geschichten über dieses Land gehört?“
    „Es gibt viele Geschichten, Kentare, erzählt von alten We i bern und furchtsamen Trunkenbolden. Sie behaupten, hier sei das Reich der Toten; ein Totenheer würde dieses Land heims u chen und jeden ve r nichten, der es betritt. Ich aber glaube nicht an Gespenstergeschic h ten.“
    „Die Gespenstergeschichte hat bereits begonnen, und ihr a l le seid nun ein Teil davon!“ knurrte jemand. Die Stimme hätte der Kehle e i nes Wolfes entstammen können. Alle hielten inne und schwiegen, als aus dem Dickicht ein Hüne heraustrat. Der Mann war alt, das silbe r graue Haar längst schütter, doch er verkörperte die Standhaftigkeit einer Eiche. In der linken Hand hielt er einen eisernen Rundschild, zu groß und zu schwer für die meisten Menschen. Die rechte Hand umklammerte den Schaft eines Kriegshammers. Das Gesicht des Hünen war von vielen Falten und Narben gezeichnet, ein Paar stahlblauer A u gen stach in unverhohlener Grimmigkeit daraus hervor. Seine Kleidung bestand nur aus Wolfsfellen.
    Der Hauptmann schien seinen Augen nicht zu trauen, er wurde z u nehmend nervöser.
    „Du bist es“, keuchte er ungläubig. „Also ist der Unheil s bringer des Westens noch immer am Leben.“
    „Und diese Begegnung wird das letzte sein, was du je erl e ben wirst!“
    Der Hüne hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich plötzlich überall aus dem Boden schemenhafte Gestalten erhoben. In i h rem Aussehen glichen sie Menschen, doch die Augen in ihren Gesichtern brannten gleißend hell in einem unnatürlichen Fe u er. Sie streckten ihre Arme aus, um

Weitere Kostenlose Bücher