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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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renommierteste und bekannteste Forschungsuniversität der USA, wenn nicht gar der Welt. Alice hingegen schien beinahe peinlich berührt.
    »Ich habe einen Doktor in Elektrotechnik und Informatik.«
    »Und du fandst es wohl spannender, als Recherche-Spezialistin für die Bezirksstaatsanwaltschaft von L. A. zu arbeiten, was?«, versetzte Hunter.
    Alice lachte leise. »Touché. In Wahrheit hatte ich irgendwann einfach keine Lust mehr, mich für die Regierung in fremde Computersysteme zu hacken. Das war vorher mein Arbeitgeber.«
    »Geheimdienst?«
    Jetzt war Alice diejenige, die eine Antwort verweigerte. Hunter bohrte nicht weiter nach.
    »Mach dir nichts vor«, sagte er. »Du arbeitest immer noch für die Regierung.«
    »Ja, stimmt«, räumte sie ein. »Aber das Ziel ist ein anderes.«
    »Hehrer?«
    Sie zögerte einen Moment. »Ja, so könnte man es wohl sagen.«
    »Und du hackst dich nach wie vor in fremde Computersysteme«, sagte Hunter herausfordernd.
    Alice neigte neckisch den Kopf zur Seite. »Gelegentlich. Es tut mir leid, deswegen weiß ich auch so viel über dich. Und darüber, was du nach der Mirman gemacht hast. Als Bezirksstaatsanwalt Bradley mir gesagt hat, dass ich mit einem Detective aus dem Morddezernat namens Robert Hunter zusammenarbeiten würde, waren auf einmal all die Erinnerungen an die Mirman wieder da. Ich war so neugierig, was du seitdem gemacht hast.«
    »Du hast dich in die Datenbank des FBI gehackt?«, fragte Hunter. Dass er exakt fünf Jobangebote des FBI ausgeschlagen hatte, war keine Information, zu der die allgemeine Öffentlichkeit Zugang hatte.
    »Sie haben nicht all ihre Akten durch die sichersten Algorithmen verschlüsselt«, sagte Alice. »Im Gegenteil, eigentlich sogar nur ganz wenige. Sich in ein fremdes System zu hacken ist nicht weiter schwer, wenn man weiß, wie es geht. Und sobald man drin ist, ist es nur noch eine Frage der Navigation.«
    »Ich vermute mal, dass du ziemlich gut im Navigieren bist.«
    Alice zuckte die Achseln. »Jeder ist gut in irgendwas.«
    Hunter trank seinen Scotch aus. »Wie geht’s deinem Vater?«
    Ihre Augen wurden traurig. »Er lebt nicht mehr.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ist inzwischen schon zehn Jahre her, dass er gestorben ist. Trotzdem danke.« Sie wandte sich ab, und ihr Blick blieb an einem anderen der gerahmten Bilder hängen: Hunter als Kind, zehn oder elf Jahre alt, schätzte sie. Kurze Hosen, knochige Knie, weißes T-Shirt, dünne Arme und glatte, zu lange Haare. Genau wie sie ihn in Erinnerung hatte. »Du warst früher ein Streber und dünn wie ein Strichmännchen. Dein Spitzname war …«
    »Zahnstocher«, half Hunter ihr aus.
    »Stimmt. Mein lieber Mann, und jetzt hast du Muskeln wie der Hulk.« Sie musterte seine durchtrainierte Brust. »Was drückst du, das gesamte Fitnessstudio?«
    Hunter sagte nichts.
    »Weißt du«, meinte Alice mit einer leichten Neigung des Kopfes. »Eigentlich wundert es mich nicht, dass du zur Polizei gegangen bist.«
    »Wieso nicht?«
    Alice trank bedächtig einen Schluck von ihrem Bier. »Du hast dich immer schon für andere Leute eingesetzt. Anderen geholfen.«
    Hunter sah sie fragend an.
    »Mein bester Freund damals in der Schule war Steve MacKay. Erinnerst du dich noch an ihn? Dicke Brille, blonde Locken, noch dünner und verklemmter als du. In der Schule haben sie ihn immer Schlabbernudel genannt.«
    Hunter nickte. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Weißt du noch, wie du ihm einmal nach der Schule geholfen hast?«
    Keine Antwort.
    »Er war gerade auf dem Nachhauseweg. Er wohnte nur ein paar Straßen weiter. Plötzlich sind diese drei Jungs aufgetaucht und haben angefangen, ihn zu schubsen. Sie wollten seine neuen Tennisschuhe und sein Geld haben. Dann bist du aus dem Nichts aufgetaucht, hast einem von ihnen deine Faust ins Gesicht gedroschen und Steven zugerufen, er soll wegrennen.«
    »Ja, das weiß ich noch«, sagte Hunter nach einer kurzen Pause.
    Alice lächelte schief. »Sie haben dich grün und blau geprügelt. Was hast du dir nur dabei gedacht? Dass du es mit drei Jungs aufnehmen kannst, die viel größer und stärker sind als du?«
    »Aber es hat doch geklappt. Mein Plan war, sie von dem Kleinen abzulenken, damit er abhauen konnte.«
    »Und dann was?«
    Hunter wandte den Blick ab. »Also schön, du hast recht, der Plan war nicht ganz ausgereift. Aber funktioniert hat er trotzdem. Ich wusste ja, dass ich die Prügel einstecken kann. Im Gegensatz zu diesem Steve.«
    Auf einmal war Alices Lächeln voller

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