Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Dachfenster keine Fenster und somit keine Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Aber offenbar hatte das Dachfenster ein Loch, weil ich ab und zu einen Lufthauch spürte, der mich frösteln ließ.
Kehoe hatte die Waffe wieder an sich genommen und stand mit Mona etwas abseits, um sich mit ihr zu besprechen.
»Glauben Sie nicht, dass man uns hier oben suchen wird?«, fragte ich Chet Dobbis. »Was meinten Sie damit, dass hier oben noch nie jemand gewesen sei?«
»Seit man die Moschee erbaut hat, befand sich hier oben nie etwas anderes als ein veraltetes Belüftungssystem. Der ganze Rauch, die abgestandene Luft - all das wurde durch einen gigantischen Ventilator aufgesogen und verteilt. Erst in den vierziger Jahren wurden unten moderne Abzugsrohre installiert. Die Kuppel hat nie einen Zweck erfüllt. Sie war immer nur zur Zierde da.«
»Können wir hier raus? Gibt es einen Fluchtweg?«
Dobbis hatte von Anfang an so gewirkt, als hätte er sich in sein Schicksal ergeben, und hatte ängstlich Kehoes Anweisungen befolgt, während ich mir den Kopf zerbrochen hatte, einen Ausweg zu finden, bevor mein Gehirn seinen Dienst verweigerte.
Dobbis schüttelte den Kopf und starrte zu Boden. »Kehoe muss das gemacht haben, nachdem ich von hier weggegangen bin.«
»Was gemacht haben?«
»Die Kuppel wurde 2003 zum ersten Mal renoviert. Man hat die alten spanischen Fliesen ersetzt, die Teil des Originalbaus waren. Arlette - meine Nachfolgerin - hat mir gesagt, dass sie die Kuppel leer geräumt und dann wieder verschlossen haben.«
»Also wusste Kehoe, dass dieser Raum nicht benutzt wurde, und hat ihn entsprechend umgestaltet. Mit Hilfe von Joe Berks Geld und mit Zugang zu all den attraktiven Mädchen, für die Joe zu zahlen bereit war.« Und auf dem Kuppeldach hatte er eine Videoantenne installiert.
»Scheint so. Wer sollte hier heraufkommen? Was sollen wir jetzt tun? Die Tür lässt sich nur auf elektronischem Weg öffnen. Er hat einen Türöffner, mit dem er hereingekommen ist.«
»Gibt es keine anderen Ausgänge?«
»Nein. Nur einen Ein- und Ausgang. Dessen bin ich mir sicher.«
»Was ist mit dem Brandschutzmechanismus auf der Bühne? Wird dadurch nicht automatisch ein Notruf aktiviert?«
»Eigentlich schon, aber Ross könnte ihn außer Betrieb gesetzt haben, indem er den Strom kappte. Er hat hier oben wahrscheinlich einen separaten Stromkreislauf.«
Da wir keine Fluchtmöglichkeit hatten, musste ich wissen, warum Kehoe Dobbis heute Nacht ins Theater bestellt hatte. Ich musste wissen, ob wir vielleicht einen Deal mit ihm und Mona Berk aushandeln konnten, um lebend hier rauszukommen.
»Was wollte Kehoe von Ihnen?«
Er blickte zu Ross und Mona hinüber, die offensichtlich stritten.
»Ich habe ihm dummerweise geglaubt, als er mich heute anrief. Er sagte, dass Mona mir ein Angebot unterbreiten wolle, wenn ich ihnen dafür einen Tipp geben würde.« Dobbis hob den Kopf, und ich sah Tränen in seinen Augen. »Ich hätte wissen müssen, dass es eine Falle war.«
Ich beugte mich zu ihm. »Aber warum? Wissen Sie, worum es hier geht?«
»Er wird uns umbringen, wenn uns nichts einfällt.«
Das brauchte er mir nicht zu sagen. Jedes Theater hatte seine Gespenster, bald würden wir auch dazugehören.
»Ich bin nur wegen meinem schlechten Timing hier. Aber warum Sie?«
»Er wollte, dass es so aussieht, als hätte ich Talja umgebracht.« Dobbis holte tief Luft.
»Haben Sie -«
»Nein, verdammt noch mal. Ich habe damit nichts zu tun.«
»War es Joe Berk? Oder Ross Kehoe?«
»Talja wusste über Joes Spielchen Bescheid. Sie wusste, dass er auf junge Mädchen stand und sie filmte - beim Ausziehen, in der Dusche, beim Sex. Es turnte ihn an, sie zu beobachten, vor allem, wenn sie nichts davon wussten. Am liebsten sah er ihnen zu, wenn er allein zu Hause war. Wenn es mit seiner jeweiligen Begleitung nicht klappte.«
»Wusste sie Bescheid, weil er es auch mit ihr gemacht hatte?«
»Talja? Sie war zu alt für Joe. Aber sie hat ihn zu Hause dabei erwischt, wie er sich Videos von jungen Tänzerinnen ansah. Videoaufnahmen von jungen Mädchen unter der Dusche und in den Probenstudios, die nicht wussten, dass sie gefilmt wurden - und von anderen, die, vielleicht hier in diesem Raum, freiwillig für ihn posierten und froh waren, dass er sie nicht anfasste, sondern nur aus der Ferne filmen wollte.«
»Woher wissen Sie das?« Battaglia hatte tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, als er mich fragte, ob Joe Berk auch
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