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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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setzte langsam einen Fuß vor den anderen. »Als das Theater aus Brandschutzgründen umgebaut wurde, haben wir einen Mechanismus installiert, mit dem man die Bühne auf Knopfdruck vom Zuschauerraum isolieren kann. Der eiserne Vorhang schließt sich innerhalb von drei Sekunden -«
    »Das hat sie, glaube ich, mitbekommen«, höhnte Kehoe.
    »Wer sich auf der Bühne befindet, hat fünf Sekunden Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Danach fallen auch die seitlich und hinten angebrachten Trennwände in die Tiefe, dann ergeht es einem so wie Ihren Kollegen von der Polizei, die jetzt in einem stählernen Käfig gefangen sind.«
    »Aber er ist doch auch herausgekommen«, sagte ich und zeigte auf Ross Kehoe. Wir blieben abrupt stehen, als wir einen Betonabsatz in der Mitte der Reihe erreichten.
    »Du erinnerst dich doch noch an den Weg, Chet? Die Treppe hoch.«
    »Verdammt noch mal, ich kann nichts sehen. Es wäre besser, wenn du vorausgehst.«
    Kehoe lachte. »Du könntest wahrscheinlich den Grand Canyon oder den Mount Everest bezwingen, und da willst ausgerechnet du mir sagen, dass du es hier hoch nicht schaffst? Noch vier Stufen, Chet. Na los, taste dich vor.«
    Chet Dobbis kroch die Stufen hoch, und ich folgte ihm mit Kehoe auf den Fersen. Unter uns war immer noch kein Geräusch zu hören, und es gab keine Anzeichen, dass Rettung nahte.
    Kehoe, der sich hier bestens auszukennen schien, bewegte sich mit der Geschmeidigkeit und Sicherheit eines Panthers.
    »Sie werden es schaffen«, sagte ich und klang dabei zuversichtlicher, als mir zumute war. »Bald.«
    Oben auf dem Treppenabsatz streckte mir Chet Dobbis die Hand entgegen. Wir befanden uns in einem verstaubten Lagerraum, der mit alter Beleuchtungsausrüstung voll gestopft war. »So leicht ist das nicht, Miss Cooper. Ich vermute, dass Ross auch den Strom gekappt hat. Nach dreißig Minuten schaltet sich automatisch ein Notaggregat ein, aber das ist eine lange Zeit.«
    Kehoe schob mich beiseite und stellte sich hinter uns. Zwischen den Sperrholzaufbauten, die an die Wand gelehnt waren, und den Pappkartons voller Kostüme und Requisiten gab es einen schmalen Weg.
    »Sie können mit ihren Handys Hilfe rufen«, sagte ich. Dabei fiel mir ein, dass Laura mir noch kein neues besorgt hatte, bevor ich heute Nachmittag das Büro verließ.
    »Da bekommt man eher aus dem Weltall Empfang als in dieser Stahlfalle«, sagte Dobbis. »Das weiß Ross am allerbesten.«
    »Warum?«, fragte ich. »Warum weiß er das?«
    »Weil das mein Job war, Mädchen.« Ross grinste mich schief an und schnalzte wieder mit der Zunge. »Sie haben mich dauernd gefragt, was ich für Joe getan habe. Sie halten mich für einen Idioten, stimmt’s?«
    Dobbis öffnete die nächste Tür. Als sich meine Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnten, sah ich, dass der Raum, den wir soeben betreten hatten, von oben bis unten mit Theaterkostbarkeiten angefüllt war.
    Dobbis tastete sich langsam durch das Chaos vorwärts.
    »Für so intelligent hätten Sie mich nicht gehalten, Alex, oder?« Er legte mir die Hand um den Hals und drückte kräftig zu.
    Ich schwieg. Ich hatte bisher keine Fluchtmöglichkeit entdeckt und sah jetzt keine Chance mehr, seiner Brutalität etwas entgegenzusetzen.
    »Joe Berk schon. Er hat mich bei der Arbeit gesehen, als ich gerade als Bühnenarbeiter angefangen habe. Ich war noch ein Teenager, als mein Onkel mich mitgenommen hat. Los, Chet, beweg dich. Noch eine Tür, dann nach oben. Erinnerst du dich nicht mehr?«
    »Ich bin noch nie hier oben gewesen. Niemand ist hier oben gewesen, seit das Haus steht.«
    »Wo gewesen?«, stieß ich mühsam hervor.
    »Die Scheißtischlerei war nichts für mich. Das hatte ich schnell kapiert. Ich war dabei, als eine Säge meinem Alten den Daumen zerfetzte. Er arbeitete an einem Bühnenbild für irgend so ein blödes Stück, das nicht einmal zwei Wochen lang lief. Tischlern ist Knochenarbeit, und man atmet den ganzen Tag Sägespäne ein. Der Job als Beleuchter war besser. Es gefiel mir, alles mit einem Schalter steuern zu können. Der ganze Saft unter meiner Kontrolle, sogar der alte Joe Berk hielt mich für ein Genie.«
    Wir kamen in die nächste stockfinstere Kammer, in der sich reihenweise verblichene Kostüme befanden: Königsgewänder und Ballkleider, Ballett- und Tüllröcke in allen Längen und Größen, Kostüme für Soldaten und Cowboys, für Chorusgirls und Can-Can-Tänzerinnen.
    Dobbis beugte sich vor und kroch förmlich die nächsten Stufen hoch.

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