Totenmal

ich die Kollegen besuchte und mit meinem Wagen auf den Parkplatz vor dem Institut fuhr, sah ich sie tatsächlich auf dem Fahnenmast sitzen. Auch die Möwe HC   05 wird sich sehr wahrscheinlich überwiegend an dem Ort aufhalten, an dem ihr so viel Gutes widerfahren ist.«
    Â»Noch mal: Die Ringmeldungen für diese Möwe in Ihrer Datenbank stammen also alle vom Schlichtinger Moor?«
    Â»Ja.«
    Â»Danke, vielen Dank. Ich muss mich jetzt verabschieden. Tschüss!«
    Â»Freut mich, wenn ich Ihnen helfen konnte. Tschüss!«
    Lüthje beendete das Gespräch und atmete tief durch.

32
    Lüthje hatte sofort Hilly angerufen. Sophie packte ein Paar Sachen in ihre große Sporttasche. Sie war damit einverstanden, dass Hilly mit ihr nach Laboe fuhr, damit sie dort bis auf Weiteres blieb. Natürlich in Begleitung von zwei Beamten, die in einem Zivilwagen hinterherfuhren. Malbek und Lüthje verabschiedeten sich.
    Sophie drückte beiden einen dicken Kuss auf die Wange und sagte mit feuchten Augen: »Passt gut auf euch auf.«
    Als Lüthje und Malbek aus der Haustür traten, war Frau Wagner schon am Zivilwagen der beiden Polizisten, die für den Personenschutz eingeteilt waren, und informierte sie gerade über die neue Lage.
    Â»Am besten, Sie nehmen mein Wohnmobil als ›Einsatzzentrale‹«, sagte Malbek augenzwinkernd zu den beiden Beamten und gab ihnen den Autoschlüssel. »Das steht direkt am Haus. Meine Tochter und Frau Lüthje werden Ihnen alles zeigen.«
    Malbek und Lüthje fuhren in Malbeks Wagen Richtung Schlichtinger Moor. Lüthje rief Hauptkommissar Brockhaus an, den Chef des Spezialeinsatzkommandos, und setzte ihn ins Bild. Über den Fall an sich war er schon seit Tagen informiert, um mit seinen Männern ohne Zeitverluste in einen Einsatz gehen zu können. Aber mit einem Moor als Einsatzort hatte keiner gerechnet. Brockhaus wollte mit seinen Leuten sofort aufbrechen und sich unterwegs über das Gelände mittels seiner Datenbank informieren, soweit es irgendwie ging. Brockhaus würde mit seinen Leuten zuerst vor Ort sein, da sie von Kiel bis Rendsburg in Blaulichtfahrt die A   210 fahren würden. Am Schlichtinger Moor würden sie die genauen Standorte an Lüthje und Malbek durchgeben und sich im Einsatzbus zur Lagebesprechung treffen.
    Malbek und Lüthje fuhren von Schleswig zunächst über Landstraßen Richtung Friedrichstadt.
    Lüthje wählte Brassats Handynummer.
    Â»Brassat«, meldete sich eine mürrische Stimme.
    Â»Kriminalhauptkommissar Lüthje. Herr Brassat. Ich brauche ganz schnell ein paar Auskünfte von Ihnen. Wir wissen, dass Sie bei Ihren Aufträgen oft auch Aushilfskräfte beschäftigen …«
    Â»Ist das verboten?«
    Â»Ich will nur wissen, ob Sie bei dem Umbau bei Frau Clausen, Sophies Mutter, in Kropp, eine Aushilfskraft beschäftigt haben.«
    Â»Ja. Hab ich. Sogar zwei. Es sollte ja schnell gehen.«
    Im Hintergrund hörte er eine Frau reden. Hörte sich nach Maren an. Lüthje stellte auf Mithören. Malbek nickte.
    Â»Wie hießen die beiden Aushilfen?«
    Â»Puh. Da haben Sie mich kalt erwischt.«
    Â»Haben Sie keinen Vertrag mit denen geschlossen? Keine schriftlichen Unterlagen?«
    Â»Die haben ihr Geld auf die Hand gekriegt. Aber natürlich mit Quittung. Warten Sie … der eine hieß Rudi Stein … und der andere … Schrader, ja, Klaus Schrader.«
    Â»Hatte einer von denen eine Verletzung oder Behinderung an der rechten Hand oder am Arm und viele Tätowierungen?«
    Â»Ja, der Stein. Das war ganz komisch. Der konnte seine rechte Hand nicht richtig schließen, also nicht richtig zupacken. Eigentlich als Aushilfe überhaupt nicht zu gebrauchen. Aber er hatte so zwei Lederbänder am rechten Unterarm, die waren mit Schnallen festgemacht, wie bei einer Armbanduhr. Und da waren Ösen aus Leder dran festgenäht, die auch Schnallen hatten. Da hat er den Hammerstiel reingeschoben, festgezogen und dann … das hätten Sie mal sehen sollen, wie schnell der mit dem Zimmermannshammer zugange war. Der hat für zwei Leute Nägel geschlagen. Ich hab ihn im Dachstuhl beschäftigt und bei den Dielen. Den würde ich wieder beschäftigen.«
    Â»Hatte er Tätowierungen?«
    Â»Ja, auf den Armen. Ich glaube, bis hoch zum Hals sogar.«
    Â»Wissen Sie, wer das war?«
    Â»Sagte ich Ihnen doch, Rudi