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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Hinterkopf lehnte am Unterschrank der Spüle, das Blut war aus einer großen Wunde am Hinterkopf über einen Teil des Körpers auf den Boden geflossen. Der rechte Arm war ausgestreckt in Richtung Malbek, in der gekrümmten Hand steckte ein dicker Nagel, der in den Boden des Wohnwagens getrieben war. Auf den Nagel war ein Stück Papier mit ausgeschnittenen großen Zeitungsbuchstaben gedrückt, das die Einstichstelle verdeckte.
    Um den Text auf dem Zettel lesen zu können, hätte Malbek in den Wohnwagen steigen und sich über die Leiche beugen müssen. Aber er hatte seine Einmalüberschuhe, meistens »Tüten« genannt, im Wohnmobil vergessen. Er widerstand der Versuchung, auf Zehenspitzen über die Leiche zu steigen. Die Spurensicherung würde ihn lynchen. Er hielt sich am Türrahmen fest, suchte sicheren Halt mit den Füßen und beugte sich vor, so weit er konnte. … das Lebe… mal … Has… jagen. Der Zettel war etwas zerknüllt, wahrscheinlich hastig über den Nagelkopf gedrückt worden.
    Auf einer Matratze lag ein quäkendes Batterieradio, dem langsam der Saft ausging. Immerhin konnte man noch verstehen, dass eine Moderatorin die Verkehrsnachrichten mit den Standorten der Radarfallen herunterplapperte.
    Der Wohnwagen war ein altes Modell. Es roch nach Schimmel, verbranntem Fett und Zigarettenrauch. Da Malbek als Synästhetiker eine überempfindliche Nase hatte, die Gerüche in Bilder umsetzte, was Schmerzen in ihm hervorrief, konnte er den ekelhaften Geruchsbrei in seine Bestandteile zerlegen. Als hakiges Sandpapier identifizierte er den Gestank von leeren Würstchengläsern, Schnittkäseresten, offenen Chipstüten, leeren Zigarettenpackungen, Kippen und Brandflecken unter dem Tisch. Zwischen Sitzecke und Kühlschrank lag der zerrissene Verpackungsrest eines Sechserpacks Bier. Das sah nicht nach Spuren eines Kampfes aus, sondern wie der alltägliche Restmüll, den der Bewohner des schrottreifen Wohnwagens beim letzten Hausputz übersehen hatte. Die stockfleckigen Gardinen vor den Plastikfenstern rundeten das Bild ab. Malbek griff zum Handy und rief die Gerichtsmedizin an. Er hatte Glück. Dr. Brotmann hatte keine Vorlesung, ließ sich den Weg beschreiben und versprach, sofort zu kommen. Von der Straße her näherten sich Polizeisirenen.
    Nach einer halben Stunde hatte sich der Campingplatz mit den Fahrzeugen der Schutzpolizei, Kriminaldauerdienst, Spurensicherung und Malbeks Leuten vom K1 in Kiel gefüllt.
    Die Personalien der Mieter der benachbarten Standplätze wurden festgehalten und Fragen nach ihren Beobachtungen gestellt. Ein Mann der Schutzpolizei ging mit einer Flüstertüte über den Platz und bat, dass diejenigen sich melden mögen, die meinten, etwas Verdächtiges beobachtet zu haben. Den Namen des Opfers ermittelte Malbek selbst im alten Computer der Pächterin. Der Mann hatte sich Peter Arens genannt. Was nicht bedeutete, dass er auch so hieß. Denn einen Personalausweis oder Führerschein musste man bei der Anmietung einer Parzelle nicht vorlegen. Nur ein Anmeldeformular ausfüllen.
    Als Erstes machte Prebling im Wohnwagen das Radio aus. Danach zog er mit einer Pinzette millimeterweise den Zettel vom Nagel nach oben, es gab ein seltsames zischelndes Geräusch, als er den Zettel über den Nagelkopf zog und ihn in eine durchsichtige Plastikhülle fallen ließ. Die Wunde, die der Nagel in der Handinnenfläche verursacht hatte, war deutlich zu sehen. Sie war mandelförmig, in der Mitte steckte der Nagel. Das Blut war überwiegend nach unten auf den Boden gelaufen.
    Malbek hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, dass sich seine Augen an dem Anblick festsaugten. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich lösen konnte. Er zog sich neue Einmalhandschuhe über und ließ sich das Beweisstück von Prebling reichen. Vorsichtig glättete er die Plastikhülle.
    Â»Kommen Sie«, sagte Malbek und bedeutete Prebling mit einer Handbewegung, sich neben ihn zu stellen und mitzulesen.
    Woll’n wir mal das Leben wagen? Woll’n wir mal den Hasen jagen?
    Rechts darunter stand die Zahl sechzehn.
    Â»Hört sich an wie ein Kinderreim«, sagte Prebling. »Die Buchstaben scheint der Täter aus der großen regionalen Tageszeitung ausgeschnitten zu haben, in der man überwiegend große Fotos anschauen kann. Dazu wird man beim Landeskriminalamt

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