Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
Vom Netzwerk:
verzieh ihr. Und als sie ihn in den letzten Wochen ihres Lebens brauchte, war er bei ihr.
    Nach ihrem Tod blieb er vor Ort, um ihren Letzten Willen zu erfüllen. Ausgerechnet mit Kats Hilfe. Eric rückte vom Grab seiner Mutter ab und kniete sich auf das Grasstück daneben, wo er den Platzhalter fand, auf den Kat ihn am Morgen aufmerksam gemacht hatte. Darunter lag etwas vergraben, ganz bestimmt.
    Er strich mit der Hand über das Gras und dachte an den anderen Nachbarn. Er hatte Kat nichts davon gesagt, dass er Glenn Stewart in der vergangenen Nacht mit einer Schaufel in seinem Garten gesehen hatte. Er wollte nicht wie seine Mutter klingen und eine skeptische Polizistin mit haltlosen Verdächtigungen belästigen. Und als Kat ihn am Morgen buchstäblich mit heruntergelassener Hose erwischt hatte, waren ihm andere Dinge durch den Kopf gegangen. Aber jetzt fragte er sich wieder, was diesen Nachbarn dazu gebracht haben konnte, mitten in der Nacht, bei strömendem Regen und mit einem Spaten in der Hand. Seltsam, wenn man außerdem bedachte, dass Mr. Stewart nur in den seltensten Fällen das Haus verließ.
    Eric konnte sich nur eine mögliche Erklärung dafür vorstellen, nämlich dass der Nachbar durch Umstände, die außerhalb seiner Kontrolle lagen, dazu gezwungen gewesen war. Er hatte sie tags zuvor zum Wasserfall gehen sehen, womöglich auch gehört, als sie von Charlie sprachen und darüber, was mit ihm vor all den Jahren geschehen sein mochte.
    Obwohl Eric als Krimiautor mit Argwohn und Unterstellungen jonglierte, war er in Wirklichkeit ein Mensch, der andere beim Wort nahm, also ganz anders als sein Held Mitch Gracey, dessen Motto lautete: «Glaube nichts und niemandem.» Es zog sich wie ein roter Faden durch alle Bände der Serie, und seine Fans wären enttäuscht, wenn er davon abwiche.
    Als Eric nun an seine Nachbarn dachte, erschien ihm Graceys Weltsicht durchaus sinnvoll. Becky Santangelo hatte gewiss nicht die ganze Wahrheit gesagt. Sie verbarg mehr als nur ihr graues Haar und die Krähenfüße. Auch Mr. Stewart schien etwas zu verbergen. Vielleicht irgendwelche Beweismittel, etwas, das er aus unerfindlichen Gründen all die Jahre aufbewahrt und nun, von Kat und Nick aufgeschreckt, hatte verschwinden lassen.
    Eric stand auf und legte eine Hand auf den Grabstein seiner Mutter.
    Wie Glenn Stewart in der Nacht zuvor verbeugte er sich. Und gelobte, das Geheimnis des Nachbarn zu lüften.

14
    Tony Vasquez war viel zu schnell. Nick konnte kaum mithalten, als sie am Parkrand jenseits des Kepner’schen Hauses entlanggingen. Den Stockgriff so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß wurden, gab er sein Bestes. Aber für jeden Schritt, den Tony machte, brauchte er zwei, um die gleiche Strecke zurückzulegen.
    «Geht’s nicht ein bisschen langsamer?»
    Tony blieb stehen. «Vor einem Jahr war ich es noch, der dir ständig hinterherhecheln musste.»
    «Vor einem Jahr, da hatte ich auch noch ein heiles Knie.»
    Lieutenant Vasquez – für Nick immer noch gewöhnungsbedürftig, ihn so zu nennen – setzte sich wieder in Bewegung und legte ein gemächlicheres Tempo vor, wofür ihm Nick dankbar war. Dankbar war er auch dafür, dass Tony seine Informationen mit ihm teilte, zumal ihm klar war, dass sich Tony damit den Anordnungen von Gloria Ambrose widersetzte.
    «Entschuldige, wenn ich zu schnell bin», sagte er. «Aber wir haben nicht viel Zeit.»
    «Wieso?»
    «Du hast doch die Nachrichten gehört und weißt, was morgen ansteht. Gloria fürchtet, der Entführer könnte wieder zuschlagen.»
    «Und was meinst du?», fragte Nick.
    «Vorsicht ist besser als Nachsicht. Darum bin ich hier.»
    «Was hast du von Sophie Kepner erfahren können?»
    «Mrs. Kepner – eine nette Frau übrigens, sehr entgegenkommend – war zu Hause, als Dennis verschwand. Es war Mitte November, ein kalter, aber sonniger Tag. Dennis kam von der Schule und wollte wieder nach draußen, um mit Freunden im Park zu spielen. Seine Mutter wollte, dass er zuerst seine Hausaufgaben macht, aber Dennis sagte, er habe keine auf. Was gelogen war, wie sich herausstellte.»
    Eine Lüge, die den Jungen das Leben kostete, meinte Tony. Die Mutter hatte nachgegeben, und Dennis war nach draußen geeilt. Vom Wohnzimmerfenster aus hatte Sophie Kepner ihren Sohn über die Straße und in den Park laufen sehen.
    «Es war das letzte Mal, dass sie ihn sah», sagte Tony.
    Sie hatten den Pavillon erreicht. Nick schaute auf die Straße zurück. Er sah seinen Wagen vor Sophie

Weitere Kostenlose Bücher