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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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besser.«
    Â»Ich …« Weiter kam Sam nicht, denn Lina hatte bereits aufgelegt. Was
hatte sie erwartet? Dass er sich für seinen Ausbruch entschuldigte? Warum
sollte er, er hatte doch recht. Gut, sie war ein Medium, aber offensichtlich
waren es nicht nur gute Geister, mit denen sie kommunizierte. Er erinnerte sich
an Pater Dominik, der damals vor spiritistischen Sitzungen gewarnt hatte. Aber
Lina fühlte sich berufen. Was sollte er also machen? Außerdem hatte er immer
noch Probleme, an den Hokuspokus zu glauben.

11. KAPITEL
    Gleich nach dem Frühstück suchte Sam erneut die Hafenmeisterei
auf. Bis zum Nachmittag zu warten erschien ihm doch zu lang.
    René Serafine sprach gerade am Telefon und machte sich unaufhörlich
Notizen, dabei zwinkerte er Sam zu. Offensichtlich gab es schon etwas Neues.
    Â»Monsieur, ich habe Ihnen eine Liste gemacht. Hier sehen Sie die
Orte, hier die Bootsnamen und hier die Besitzer und die Hersteller. Es sind
schon merkwürdige Zufälle, nicht wahr?«
    Sam sah sich die Liste an und nickte. Ja, von Zufällen konnte hier
keine Rede mehr sein. »Ich möchte mir die Pink Panther ansehen.«
    Â»Meinen Sie nicht, es wäre besser, die Gendarmerie einzuschalten?«
Serafine kratzte sich am Hinterkopf und sah Sam zweifelnd an.
    Â»Monsieur, ich bin die Gendarmerie.«
    Es bedurfte keiner weiteren Überredungskünste. René Serafine zuckte lediglich
mit den Schultern, reichte Sam die Schlüssel der Jacht und sagte: »Je ne sais
rien.«
    Sam stand mitten im Salon der Jacht und suchte nach einem
Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Michaela Kriech sich hier für ein paar Stunden
oder länger aufgehalten hatte. Doch nicht nur im Salon, auch in den vier
Kabinen und in den Bädern sah es so aus, als hätte noch nie eine Menschenseele
einen Fuß auf das Boot gesetzt. Kein Kratzer in den polierten Hölzern der Möbel
oder auf dem Parkettboden, kein Wasserfleck auf der marmornen Bar oder in den
Waschbecken, auch die mit Leopardenfell bezogenen Sitzmöbel sahen so aus, als
wären sie noch nie mit menschlichen Körpern in Berührung gekommen. Sam ging
hoch zum Sky-Deck. Auch hier sah alles unberührt aus. Er wollte gerade wieder
zum Unterdeck gehen, als ihn ein Impuls zwang, sich noch einmal umzudrehen.
Sein Blick fiel auf die weißen Polster einer Sitzgruppe. Er wusste nicht, warum
er anfing, jedes einzelne hochzuheben. Aber er tat es. Es war das Geräusch
eines kleinen Gegenstandes, der zu Boden gefallen war, der ihn in der Bewegung
innehalten ließ. Er blickte sich auf dem dunklen Teakholzboden um und sah
direkt neben seinen Füßen etwas liegen. Er bückte sich, hob es auf und
betrachtete das braune Etwas in seiner Hand. Im nächsten Moment traf ihn ein
Schlag von hinten auf den Kopf. Er sackte zusammen, stützte sich mit beiden
Händen ab, versuchte, wieder hochzukommen, was ihm jedoch nicht gelang. Ein
zweiter Schlag sauste ungebremst auf ihn nieder. Sam ging vollends zu Boden.
Neben ihm erschienen zwei Beine. Dann war es, als würde er in einem Sarg liegen
und der Deckel geschlossen werden.
    Sein Kopf wurde hin und her geschleudert, und die Worte
hörten sich an, als würde jemand in Zeitlupe und durch einen Wattebausch reden.
Lang gezogen und dumpf. »M-o-n-s-i-e-u-r … M-o-n-s-i-e-u-r …« Etwas Nasses klatschte in
sein Gesicht, fühlte sich an wie eine Fischflosse. Sam war außerstande, sich zu
bewegen. Er wollte dieser Nässe entkommen, die so unangenehm war, aber es war
unmöglich. War er gelähmt? Sein Kopf schien platzen zu wollen. Ein Schmerz
durchfuhr ihn. Dann erinnerte er sich wieder an die Schläge auf seinen
Hinterkopf. Wie lange war das her? Die unausgesprochene Frage wurde mit einem
Schwall französischer Worte beantwortet.
    Â»Mon Dieu … ich dachte schon, Sie sind tot. Als Sie nicht
zurückkamen, dachte ich mir … sieh mal lieber nach dem Rechten … Ich muss
zugeben, ich war plötzlich im Zweifel, ob Sie nicht ein Dieb sind … einer von
den ganz Abgebrühten … Stellen Sie sich vor, diese Jacht ist plötzlich weg, und
man findet heraus, dass ich Ihnen noch den Schlüssel ausgehändigt habe … man
kann ja heutzutage …«
    Sam hob die Hand als Zeichen dafür, dass Monsieur Serafine endlich
den Mund halten solle. Er drehte sich auf die Seite und stemmte sich mühsam
hoch. Dabei wurde ihm so schwindelig und

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