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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Ruft euren Freund Mathieu an und gebt ihm weiter, was ich euch übermittle!«
    Nervös drückte Dominique Mathieus Nummer und betete, dass er ihn auch erreichen würde.
    »Und was machen wir mit Mathieus Antworten?«, fragte Jules.
    »Erzählt mir, was euer Freund euch sagt, langsam und deutlich. Wiederholt …« Daphne begann zu zucken und verstummte. Kurz darauf begann sie zu reden …
    ***
    Mathieu, der am Tresen einer Kneipe saß, nickte mit konzentriertem Gesichtsausdruck, während er sein Handy ans Ohr hielt.
    »Hmmmm … interessant … Was du da beschreibst, ist ziemlich eindeutig.«
    »Na los, sag schon«, zischte Dominique ungeduldig.
    »Das ist der Schwarze Tod«, behauptete Mathieu überzeugt. »Die Symptome sind typisch …«
    »Der Schwarze Tod?«, wiederholte Dominique. »Du meinst, die Pest?«
    »Ja, die Pest«, bestätigte Mathieu. »Im Mittelalter gab es zahlreiche Epidemien; im vierzehnten Jahrhundert ist ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausgelöscht worden. Ein Drittel!«
    »Einen Moment, warte.«
    Dominique teilte Jules mit, was sein Freund gesagt hatte, damit dieser es Daphne, die weiter in Trance war, ganz langsam berichten konnte. Es klang horrormäßig. – »Diese Geschwülste am Hals, die du beschrieben hast«, fuhr Mathieu fort, »nennt man Beulen, daher die Bezeichnung Beulenpest. Die Bezeichnung Schwarzer Tod hat mit den dunklen Flecken auf der Haut zu tun. Und hast du nicht gesagt, das Haus des Kranken wäre verbarrikadiert und mit weißen Kreuzen gekennzeichnet?«
    »Ja.«
    »Das ist es. Weil man damals geglaubt hat, dass die Krankheit direkt von Mensch zu Mensch übertragen wird, wurden alle Häuser mit Kranken vom Rest der Gemeinschaft isoliert, zusammen mit der ganzen Familie, selbst wenn die anderen gesund waren. Stell dir vor, welch ein Elend für die Angehörigen, die man zum sicheren Tod verurteilte, indem man sie mit den Kranken einschloss. Grauenvolle Vorstellung, einfach auf den Tod zu warten. Es muss furchtbar gewesen sein. Ich hätte nicht im Mittelalter leben wollen …« Mathieu wurde gesprächig und stellte die Geduld seines Freundes auf die Probe. »Die Türen der Häuser, in denen die Pest wütete, wurden mit Kalkzeichen versehen, um die Leute zu warnen; fast niemand konnte lesen und schreiben.«
    »Warte, warte bitte einen Moment.«
    Dominique legte die Hand auf das Telefon und wiederholte die Worte für Jules. Dann wandte er sich wieder an Mathieu: »Das heißt, es hat gar nichts gebracht, die Leute in ihren Häusern einzusperren?«
    »Natürlich nicht, weil die Ratten überall herumgewuselt sind, und sie waren die Hauptüberträger der Krankheit. Besser gesagt, ihre Flöhe.«
    Dominique versuchte Mathieu davon abzuhalten, noch mehr ins Detail zu gehen: »Und wie konnten sie sich vor der Gefahr schützen?«
    »Kaum, wirklich.« Mathieus Stimme, die die Hintergrundmusik übertönte, war anzuhören, dass ihm das Thema Spaß machte. »Sie starben wie die Fliegen, ihnen ging sogar das Holz für die Särge aus. Auch die Totengräber und die Ärzte sind gestorben …«
    »Und dann?«
    Mathieu überlegte kurz.
    »Wenn sich jemand retten wollte, musste er die Stadt so schnell wie möglich verlassen, denn größere Ortschaften waren die schlimmsten Infektionsherde. Natürlich versuchten die Reichen, auf ihre Landsitze zu fliehen. Und bloß kein Wasser aus dem verseuchten Gebiet trinken, und schon gar keinen Kranken berühren. Wenn ein Kranker hustet, kann man sich auch über die Luft anstecken.«
    »Augenblick mal, Mathieu.«
    Wieder gab Dominique die Informationen an Jules weiter, allerdings nicht ohne sich vorher die beunruhigende Frage zu stellen, wo sich Pascal im Augenblick wohl befand.
    »Die Krankheit«, schloss Mathieu, »ist einer der vier apokalyptischen Reiter …«
    ***
    Obwohl das Wort »Pest« Pascal in Angst und Schrecken versetzte, hörte er konzentriert zu. Sie befanden sich mitten in einer Pestepidemie! Beatrice war nicht in Gefahr, aber er … Ohne die Kommunikation zu unterbrechen, riss er sich die Kleider vom Leib, die ihm Beatrice gegeben hatte, und schleuderte sie weit von sich. Er wollte sich lieber in seinen eigenen Klamotten zeigen, als eine Ansteckung zu riskieren. Wenn es nicht schon zu spät war.
    Mit geschlossenen Augen folgte er den Worten, die aus der anderen Dimension zu ihm drangen, bis ihn ein Schrei von Beatrice aus seiner Versenkung riss.
    »Die Treppe!«, schrie sie mit aufgerissenen Augen und bewegte sich rückwärts zum

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