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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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hatten auf das Fahrzeug reagiert. Mehrere Scheinwerfer beleuchteten einen kleinen Peugeot, als hätte er gerade die Wahl zum Auto des Jahres gewonnen.
    Künnemeier hatte sich hinter den Betonpfeiler geschoben, an dem das schmiedeeiserne Tor befestigt war, und riskierte einen Blick. Das konnte doch nicht sein! Aus dem kleinen Auto quälte sich ein großer, breitschultriger Mann, den er schon einmal gesehen hatte – und zwar an genau der Stelle, wo der Kerl auch jetzt stand. Diesmal war der Mann, der sich jetzt auf die Haustür zubewegte, allein. Beim vorigen Mal hatte Künnemeier beobachtet, wie dieser Mann von drei Gestalten überwältigt und in ein Auto verfrachtet worden war.
    Der Mann hatte die Haustür erreicht, zog einen Schlüssel aus der Tasche und betrat wenige Augenblicke später das Haus. Die Scheinwerfer im Garten und im Hof erloschen.
    Winter war leise hinter Künnemeier getreten. »Das muss dieser Kloppenburg sein«, zischte er.
    Künnemeier zuckte zusammen. »Mein Gott, was habe ich mich verjagt«, japste er. »Das machst du nicht noch mal mit mir, Junge. Solche Schrecksekunden verkraftet mein altes Herz nicht mehr.«
    Die beiden kehrten zum Taxi zurück. Winter lauschte in die Nacht, doch es war nichts Außergewöhnliches zu hören. Die Männer setzten sich, und Winter griff nach seinem Handy.
    »Was hast du vor, Junge?«, fragte Künnemeier.
    »Schwiete anrufen«, meinte Winter. Er wollte keinen weiteren Ärger mit seinem Hausbewohner.
    »Quatsch! Willst du unnötig die Pferde scheu machen? Wenn der herausbekommt, dass wir uns schon wieder um diese Verbrecherbande kümmern, kriegen wir einen Einlauf, von dem wir uns nicht mehr erholen. Nee, Johnny, lass mal, anrufen können wir immer noch. Jetzt warten wir erst mal ab, was passiert.«
    Winter hatte kein gutes Gefühl bei dem ganzen Unterfangen, aber er wollte keinen Streit mit dem alten Schützenoberst riskieren. Also schlichen die beiden Männer zu ihrem Versteck hinter dem Betonpfosten zurück und beobachteten das Anwesen. Es regnete mal wieder kontinuierlich vor sich hin. Nach einer halben Stunde war Winter durchgeweicht.
    »Mir reicht’s«, sagte er schlecht gelaunt. »Ich mache Feierabend. Du kannst ja machen, was du willst, aber ohne mich!«
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da öffnete sich die Haustür, und der Mann kam wieder heraus. Er trug einen kleinen Koffer in der Hand und hatte sich offensichtlich umgezogen.
    Winter hatte den Eindruck, dass der Mann gebeugt ging und das rechte Bein etwas nachzog. War er verletzt?
    »Komm zum Taxi!«, raunzte Künnemeier. »Der darf uns nicht durch die Lappen gehen.«
    Kaum hatten die beiden Männer ihre angestammten Sitzpositionen eingenommen, da bretterte das kleine Auto auch schon aus der Einfahrt und raste mit der äußersten Geschwindigkeit, die die schmale Straße zuließ, am Taxi vorbei. Winter hatte den Motor schon gestartet und hängte sich an den Peugeot.

64
    Den Rest des Tages hatte Werner Hatzfeld damit verbracht, Pläne zu schmieden. Immer neue, immer verrücktere Ideen waren ihm durch den bandagierten Kopf geschossen. Dann, als die Kopfschmerzen zu stark wurden, legte er sich auf einen Plan fest. Er rief Rademacher auf dem Handy an und bestellte ihn für halb acht in ein Grillrestaurant in der Nähe des Nesthauser Sees. Anschließend versuchte er Mike zu erreichen. Bei dem sprang jedoch nur die Mailbox an, auf die er dieselbe Nachricht sprach.
    Um sieben Uhr abends fuhr er auf den Parkplatz des Grillrestaurants am Altenginger Weg und stellte seinen Mercedes dort ab. Es regnete nicht an diesem Abend, und es war auch nicht so kalt wie an den Vortagen. Dafür waberte eine Nebelbank vom See über den Parkplatz und hüllte alles wie in Watte. Er holte einen schwarzen Aktenkoffer vom Rücksitz, schloss ab und betrat Brinkmanns Braterei.
    Den Reflex, sich ein Bier zu bestellen, wischte er schnell beiseite. Alkohol hatte er an diesem Tag schon mehr als genug gehabt. Nun hieß es nüchtern bleiben, den Verstand geschärft halten, wach sein. Er krabbelte auf einen der mit rotem Kunstleder bezogenen Barhocker an der Theke und bestellte sich Burger und Cola. Erst jetzt merkte er, dass er den ganzen Tag über nichts gegessen hatte, und verzehrte den Burger mit Heißhunger. Während des Essens schaute er sich immer wieder um, aber von den anderen Gästen des Restaurants kannte er niemanden. Jedes Mal, wenn die Eingangstür aufsprang, zuckte Hatzfeld zusammen in der bangen Erwartung,

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