Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
Kloppenburg hereinkommen zu sehen.
Schon den ganzen Nachmittag über hatte seine überhitzte Phantasie mit ihm Katz und Maus gespielt. Wo blieben eigentlich Rademacher und Mike? Die Kerle wurden immer unzuverlässiger. Wenn alles vorbei war, würde er eine neue Mannschaft für den Club zusammenstellen müssen. Auch Irina konnte dann ihren Abschied nehmen. Hatzfeld haderte mit der ganzen Welt. Am liebsten hätte er sich irgendwo verschanzt und niemanden an sich herangelassen.
Endlich kam Patrick Rademacher. Er grüßte und setzte sich auf den Hocker neben seinem Chef. Gierig blickte er auf die Reste des Burgers.
»Wo bleibt Mike?«, wollte Hatzfeld wissen.
Rademacher bestellte sich ein Getränk. »Keine Ahnung. Er wollte die Wohnung dieses alten Mannes beschatten und ich die von diesem Taxifahrer. Wahrscheinlich kommt er jeden Moment.«
Hatzfeld hatte seine Zweifel, wechselte aber das Thema. Es war schon spät, auf Mike konnte er nicht mehr warten. Er schaute sich um, und als er feststellte, dass niemand in unmittelbarer Nähe saß, erklärte er Rademacher seinen Plan.
Dann zahlte er, zog den dicken, sündhaft teuren Mantel wieder an, nahm den schwarzen Koffer in die Hand und ging hinaus auf den nebelfeuchten Parkplatz. Eine halbe Minute später folgte ihm Rademacher.
65
Kloppenburg fuhr, als säße ihm den Teufel im Nacken. Winter hatte echte Schwierigkeiten, dem kleinen Flitzer auf den Fersen zu bleiben.
Die Autos, die Winters Chef anschaffte, waren alles, nur keine Rennpferde. »Ihr sollt keine Rennen fahren, sondern eure Fahrgäste sicher zu ihrem Ziel bringen«, war sein Standardspruch, wenn seine Fahrer sich beschwerten, dass er schon wieder so eine lahme Karre eingekauft hatte.
Wie auch immer, Winters Fuß steckte mittlerweile in der Ölwanne, aber er blieb, wenn auch mit Mühe, in der Nähe des Peugeots. Dieser fuhr die Detmolder Straße Richtung Paderborn. Er vollzog einige gewagte Überholmanöver, konnte Winter aber nicht abhängen.
Warum heizt der Kerl so?, überlegte Winter. Ob er bemerkt hatte, dass er verfolgt wurde? Oder gab es einen anderen Grund dafür, dass Kloppenburg jede nur denkbare Verkehrsregel übertrat?
An der Stadtgrenze von Paderborn wurde die zügige Fahrt des Peugeots von einer Ampel gestoppt. Sie sprang zu einem Zeitpunkt auf Rot, an dem es dem Fahrer nicht mehr möglich war, die Kreuzung noch zu queren, geschweige denn rechts abzubiegen, ohne einen Unfall zu riskieren. Also trat er in die Bremsen und kam schlingernd zum Stehen.
Winter hielt so viel Abstand, dass er seinen Wagen gemütlich ausrollen lassen konnte. Unauffällig näherte sich das Taxi dem an der Ampel wartenden Fahrzeug.
Kloppenburg hatte mittlerweile den Blinker rechts gesetzt, und Winter tat es ihm nach. Er sah in den Rückspiegel und bekam Panik. Waren denn heute alle verrückt geworden? Nicht nur der Mann vor ihm raste wie ein Irrer. Jetzt kam schon wieder so ein Verrückter von hinten und versuchte seinen Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen zu bringen. Sicherheitshalber nahm Winter den Fuß von der Bremse und stemmte sich gegen das Lenkrad. Doch der Heranrasende schaffte es, seinen Wagen an ihm vorbeizumanövrieren, und brachte ihn auf der Linksabbiegerspur zum Stehen.
Winter war im Begriff, dem Mann im roten Audi einen Vogel zu zeigen. Doch da sprang die Ampel auf Grün, und der Fahrer des Peugeot gab sofort Gas und bog ab in den Diebesweg. Winter vergaß den Raser auf der Linksabbiegerspur und sorgte dafür, dass er an dem kleinen Flitzer dranblieb.
Das war definitiv die richtige Entscheidung. Denn Kloppenburg versuchte, alles aus dem Wagen herauszuholen, was dieser aufzubieten hatte. In einer Seitenstraße bremste er ab und fuhr auf den Parkplatz eines kleinen Hotels. Winter überholte ihn und suchte Deckung hinter einer Hecke.
Offenbar hatte Kloppenburg den Motor seines Autos gar nicht abgestellt. Als Winter ausstieg, hörte er die Maschine leise vor sich hintuckern. Durch die kahlen Zweige der Büsche hindurch konnte er sehen, dass der Mann auch die Fahrertür aufgelassen hatte. Es deutete alles darauf hin, dass Eile im Spiel war. Darum hatte der Peugeotfahrer ihn anscheinend gar nicht bemerkt.
Künnemeier, der die Verfolgungsjagd stoisch ertragen hatte, wollte sofort aussteigen und die Lage erkunden, doch Winter fasste ihn am Arm.
»Du bleibst hier, alter Mann. Wenn sich einer anschleicht, dann bin ich das. Wenn es zügig gehen muss, bist du der Langsamere von uns beiden. Rennen ist
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