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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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»aber ich will ungehindert zu meinem Auto. Mit meiner Geisel. Wenn ihr mich daran hindert, ist der Kerl tot.«
    Einige Sekunden Schweigen. Dann wieder die Stimme der Polizistin: »Das hat doch keinen Sinn. Selbst wenn wir Sie zu Ihrem Auto lassen, kommen Sie nicht weit. Geben Sie auf, Sie haben keine Chance!«
    Schwiete war sehr zufrieden mit der Vorgehensweise seiner Kollegin und konnte wieder ein paar Meter gewinnen. Der Geiselnehmer und sein Opfer standen nun mit dem Rücken zu ihm. Der Täter schien äußert nervös zu sein, was Schwiete daran erkannte, dass er seinen bulligen Oberkörper wie ein Pendel hin und her bewegte. So einer ist auch zu einer Kurzschlussreaktion fähig, dachte Schwiete und beschloss, noch vorsichtiger zu sein.
    »Reden Sie keinen Scheiß!«, rief der Mann erbost. »Ich gehe jetzt mit der Geisel los. Und ich garantiere Ihnen, dass ich sogar mit einer Kugel im Rücken Zeit finde, mein Messer durch diese Kehle zu ziehen. Also haltet euch zurück!«
    Er drehte um, riss dabei seine hilflose Geisel mit sich und machte die ersten Schritte in eine Richtung, die Schwiete nicht erwartet hatte, nämlich in seine. Geistesgegenwärtig huschte er hinter einen großen Grabstein und sah die beiden näherkommen. Was tun? Eine falsche Bewegung von ihm – und Winter, dessen entsetztes Gesicht er trotz des schwachen Mondlichtes recht deutlich erkennen konnte, wäre verloren.
    Als die beiden nur noch einen halben Meter von Schwietes Grabstein entfernt waren, hörte er wieder die Stimme seiner Kollegin, die mittlerweile eine Entfernung von dreißig Metern zu überwinden hatte: »Sie machen doch alles nur noch schlimmer. Kapieren Sie das denn nicht?«
    Der Angesprochene drehte den Kopf in Klockes Richtung, um ihr zu antworten, und Schwiete reagierte blitzschnell. Er machte einen großen Satz nach vorn und schlug fast im selben Augenblick den Griff seiner Pistole auf die Messerhand des Geiselnehmers. Dieser schrie vor Schmerz auf, während das Messer zu Boden fiel, und wandte sich um. Doch da war Horst Schwiete schon dicht bei ihm, warf ihn mit einem tausendfach trainierten Bewegungsablauf zu Boden, riss ihm mit einem heftigen Ruck den rechten Arm nach hinten und drückte ihm sein Knie ins Kreuz. Sekunden später stand Linda Klocke neben ihnen und ließ die Handschellen klicken.
    Winter lag immer noch auf der feuchten Erde und starrte entsetzt und fasziniert zugleich auf die Szene. Dann rappelte er sich ächzend hoch, schaute sich verwirrt um und fragte: »Wo ist Willi Künnemeier? Habt ihr ihn nicht gesehen?«
    Während Linda Klocke den nun handlungsunfähigen und vor Schmerz wimmernden Geiselnehmer in Schach hielt, machten sich Schwiete und Winter auf die Suche nach dem alten Mann. Künnemeier lag mit blutverschmiertem Gesicht, aber offensichtlich nicht gefährlich verletzt, wimmernd im Gebüsch. Sie hievten ihn hoch, nahmen ihn zwischen sich und brachten ihn auf die freie Fläche, wo Linda Klocke ihren Gefangenen bewachte. Schwiete schaute sich den Angreifer in Ruhe an.
    »Ich habe Sie schon mal gesehen. Sie sind doch der Türsteher im Club Oase, stimmt´s?«
    Als Antwort bekam er nur einen Blick, den er so schnell nicht wieder vergessen würde.
    Nachdem der Gefangene sicher im Polizeiauto untergebracht war, riet Schwiete seinem Mitbewohner Winter, sofort mit Willi Künnemeier einen Arzt aufzusuchen. Man konnte nie wissen. Winter druckste etwas herum, überwand dann aber seine Bedenken und sagte leise: »Ich glaube, ich sollte mich jetzt mal bei dir bedanken, oder?«

75
    Dieser Tag und vor allem die Nacht hatten ihren Tribut gefordert. Es war schon hell, und der Regen hatte endlich aufgehört. Erschöpft saßen Kükenhöner, Linda Klocke und Schwiete im Besprechungsraum vor einer Tasse Kaffee.
    Sie hatten den Mord in dem explodierten Haus aufgeklärt. Es war eine Verzweiflungstat gewesen. Die Täterin war Alicija Lebedew. Nachdem die junge Frau unendlich gelitten hatte, vergewaltigt und missbraucht worden war, hatte sie den Entschluss gefasst, sich an Karen Raabe zu wenden. Doch der Türsteher Mike hatte dies im letzten Moment verhindert.
    Hätte Kloppenburg nicht versucht, seine Hand über sie zu halten, dann hätte Hatzfeld ein Exempel an ihr statuiert. Er hätte sie umgebracht und dafür gesorgt, dass alle seine »Angestellten« dies mitbekommen hätten. Danach hätten alle Mädchen gespurt, und keine von ihnen hätte je gewagt, Kontakt zur Organisation Theodora aufzunehmen.
    Aber man hatte sie nicht

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