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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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gesehen hatten wir diese Frau ja schon oft. Hat auch immer gegrüßt, wenn wir sie mal auf der Straße getroffen haben. Aber richtig gesprochen haben wir mit ihr nie. War ja auch keine Deutsche, sondern eine Russin oder so was. Das ist ja heutzutage so in der Stadt. Man kennt seine eigenen Nachbarn nicht mehr. Und neugierig sind wir ja nicht, ich …«
    »Jetzt tu mal nicht so, Walter!«, warf Frau Hermskötter boshaft ein. »Du hast immer gesagt: Das ist aber mal ´ne Hübsche. Würde gerne wissen, wo die herkommt.«
    »Habe ich nie gesagt!«, bellte ihr Ehemann empört zurück. Und im Nu fand sich der Junggeselle Schwiete, der von der ganz eigenen Dynamik des Ehelebens keinen Schimmer hatte, mitten im Kreuzfeuer einer ehelichen Auseinandersetzung wieder. Die Katze sprintete erschrocken quer durchs Zimmer, als Schwiete plötzlich aufsprang und beschwichtigend beide Hände hob.
    »Lassen Sie uns bitte wieder zur Sache kommen! Ich muss gleich noch zu einem wichtigen Termin.«
    Als alle wieder saßen, erkundigte sich Schwiete: »Haben denn auch noch andere Leute in diesem Haus gewohnt? Ich meine, es war ja für eine Person viel zu groß.«
     »Ja, da wohnten auch noch zwei andere Frauen«, erwiderte Hermskötter. »Alle noch ziemlich jung. Sahen ganz hübsch aus. Jedenfalls, wenn man diesen Schlag mag. Ist ja nicht so ganz meine Sache.«
    Zum ersten Mal war Schwiete wirklich interessiert. »Was meinen Sie denn damit?«
    Hermskötter zögerte etwas, räusperte sich und sagte: »Na ja, Sie hätten mal sehen sollen, wie die rumgelaufen sind. Also, ich habe immer zu meiner Frau gesagt, das sind alles Bordsteinschwalben. Sehe ich doch auf den ersten Blick.«
    »Aber Walter«, warf sich seine Frau mutig für ihre Nachbarinnen in die Bresche. »Was du immer gleich denkst. Woher willst du das denn wissen? Du kennst dich doch mit so etwas gar nicht aus.«
    Schwiete, der sich schon über den völlig veralteten Ausdruck Bordsteinschwalbe amüsiert hatte, musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er den leicht erschrockenen Gesichtsausdruck des alten Mannes sah, der offenbar das Gefühl hatte, in eine selbst gestellte Falle getappt zu sein.
    »Also, in dem Haus haben drei junge Frauen gewohnt. Aber jetzt sagen Sie doch mal, welchen Eindruck hatten sie denn, als diese Frau mit ihrer Katze vor Ihnen stand?«
    Nun preschte Frau Hermskötter vor. »Also, ich bin ganz sicher, dass dieses arme Ding völlig am Ende war. Verzweifelt. Konnte einem richtig leidtun. Deswegen haben wir ja auch diese Katze genommen. Normalerweise haben wir nicht so gerne Tiere im Haus. Wegen dem ganzen Dreck, wissen Sie? Aber ich konnte diesem traurigen Mädchen das einfach nicht abschlagen. Es hätte mir das Herz zerrissen.«
    »Also, für mich ist die Sache klar«, ergänzte ihr Mann. »Die Katze war das Einzige, was ihr noch etwas bedeutet hat. Die wollte sie retten. Dann ist sie wieder ins Haus gegangen und hat die Gasflasche aufgedreht, um sich umzubringen. Und irgendwie ist wahrscheinlich ein Funke dagewesen, und die ganze Bagage ist die Luft geflogen. Rumms! Das hatte sie bestimmt nicht so geplant. Aber im Ergebnis war es das Gleiche. Also für die Frau, falls Sie wissen, was ich meine. Nur gut, dass die beiden anderen gerade nicht zu Hause waren. Oder gibt es etwa noch weitere Leichen?«

21
    »Was ist passiert?«, fragte Hilde Auffenberg erschrocken, als sie die Haustür öffnete und ein völlig aufgelöster Herbert Höveken vor ihr stand. Noch nie hatte sie ihren Nachbarn und guten Freund so erlebt. »Du bist ja völlig durch den Wind.«
    Höveken schnappte nach Luft. Offenbar war er quer über die Straße zu ihr gerannt.
    »Komm schnell mit! Bei mir ist eingebrochen worden!«
    Hilde Auffenberg war eine Frau von schneller Auffassungsgabe, die nicht viele unnötige Fragen stellte, sondern handelte. Sie vergaß ihr noch nicht beendetes Frühstück, warf sich eine Strickjacke über, steckte den Haustürschlüssel ein, zog die Tür zu und lief zusammen mit Höveken durch den morgendlichen Nieselregen über die Straße. Als sie vor dem Bestatterladen stand, sah für sie alles ganz normal aus. Aber ihr Bekannter zog sie mit sich in eine schmale Gasse neben seinem Schaufenster. Hilde Auffenberg wusste, dass diese Gasse auf einen Hinterhof führte, wo sich Hövekens Sarglager und die Werkstatt befanden. Sie stellte fest, dass die Holztür zum Lager aufgebrochen worden war. Jemand hatte die nicht eben moderne und keineswegs einbruchssichere Tür schlicht und

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