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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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mache. Soll er doch selber die Dreckskerle beim Kragen packen und rauswerfen. Ist doch kein Schwächling. Ich bin jedenfalls hier. Und ob du da bist oder nicht, ist sowieso egal. Dich vermisst dort keiner.«
    Rademacher protestierte empört, aber Mike setzte sofort nach: »Ist doch so. Wenn ein besoffener Freier Randale macht und die Mädchen oder andere Besucher belästigt, dann brauchen wir keinen Geschäftsführer, der beim Chef einen schriftlichen Antrag auf angenehmere Kunden stellt. Dann erwartet der Chef, dass so einer wie ich eingreift und den Kerl zusammenfaltet. Und zwar sofort und so gründlich, dass der nicht mehr wiederkommt. Also, wer ist nun wichtiger?«
    Rademacher gab ihm in Gedanken recht, wenn auch nur widerwillig. Seine Tätigkeit war mehr organisatorischer Natur. Wenn der Laden abends lief, waren Typen wie Mike wirklich wichtiger als ein Geschäftsführer. Und es war tatsächlich Sache des Chefs, wie er seine Mitarbeiter einsetzte. Der würde schon wissen, was er tat. Aber warum ging er jetzt nicht an sein Handy? Und wie konnte Rademacher Mike daran hindern, den Gefangenen in ganz kleine Stücke zu zerlegen?

52
    Immer wieder zuckten Lichtblitze auf, dann wurde es wieder dunkel. Er hörte Stimmen, aufgeregte, besorgte Stimmen, aber auch die versanken wieder in dem riesigen, alle Geräusche dämpfenden Wattebausch, der ihn einhüllte wie ein gewaltiger Kokon. Zwischendurch durchschnitten heftige Schmerzen seinen Kopf, aber auch diese verloren sich wieder. Die Abstände zwischen den Lichtblitzen wurden immer kürzer und die Schmerzen dauerhafter. Der Wattebausch schien immer dünner und durchlässiger zu werden, er schützte nicht mehr und war schließlich überhaupt nicht mehr vorhanden, als Werner Hatzfeld die Augen aufschlug und sie, von grellem Licht geblendet, sofort wieder schloss. Er stöhnte, denn nun waren die Schmerzen im Kopf kaum noch zu ertragen. Am liebsten wäre er wieder abgetaucht, hätte sich wieder eingekuschelt in diesen weichen, stillen Wattebausch. Aber nun waren auch die Stimmen um ihn herum noch lauter, noch aufgeregter geworden. Vorsichtig öffnete Hatzfeld erneut die Augen, wenn auch nur einen Spalt.
    »Da!«, rief eine unerträglich laute Stimme direkt neben seinem Kopf. »Er wird wach!«
    Werner Hatzfeld wollte sich gegen das Erwachen zur Wehr setzen, aber die Vitalfunktionen seines Körpers waren stärker, und ohne es zu wollen, schlug er nun die Augen voll auf und sah sich um.
    Offenbar befand er sich in seinem Garten, neben der Garage. Er lag auf einer dicken Isomatte und war mit einer Decke gegen die feuchte Kälte geschützt. Zwei Augen blickten ihn prüfend an. Sie gehörten zu einem Mann in weißer Kleidung, der eine Spritze in der Hand hielt.
    »Alles wird gut!«, redete der Mann beruhigend auf ihn ein. »Sie bekommen jetzt eine Spritze, damit Sie einschlafen. Sie werden im Krankenhaus wieder erwachen. Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden uns gut um sie kümmern. Alles Weitere verschieben wir auf später.«
    Hatzfeld verkniff sich einen Schrei, denn wieder durchzog eine heftige Schmerzwelle seinen Kopf.
    »Was ist passiert?«, fragte er mit einer Stimme, die ihm seltsam fremd vorkam. »Wie kommen Sie hierher?«
    Der Arzt überlegte kurz, entschloss sich dann aber zur Offenheit. »Ich bin als Notarzt vor einer Viertelstunde durch eine SMS alarmiert worden. Wir hatten erst Zweifel an der Echtheit des Alarms, sind aber auf Nummer Sicher gegangen und sofort losgefahren. Und das war auch gut so, denn es hat Sie böse erwischt.«
    Er wollte endlich die Spritze ansetzen, aber Hatzfeld hob die Hand, um ihn noch einmal zu stoppen. »Wieso? Ich habe große Schmerzen, aber sonst weiß ich von nichts. Was ist mit mir?«
    »Sie sind ganz übel zusammengeschlagen worden, und zwar nicht mit Fäusten, sondern mit einem stumpfen Gegenstand, wie es so schön heißt. Ihren Kopf hat es schlimm erwischt. Aber das Erstaunlichste ist …« Hier machte der Arzt eine Kunstpause, die Hatzfeld überhaupt nicht behagte. »… das Ohr.«
    »Was ist denn mit dem Ohr? Ist es verletzt?«
    »Im Grunde nicht. Es ist eigentlich noch komplett, wenn man einmal davon absieht, dass es nicht mehr an Ihrem Kopf befestigt ist. Das linke Ohr wurde fein säuberlich abgetrennt und neben ihrem Kopf abgelegt. Zusammen mit einer kurze Nachricht, die wohl an Sie gerichtet ist.«
    Hatzfeld war schockiert. Wieso hatte man sein Ohr abgeschnitten? Genau wie vor zwei Tagen bei Mike. Was passierte hier? Und was

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