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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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zermartern. Stück für Stück setzte sich das Erinnerungspuzzle zusammen. Und dann hatte er auf einmal Gewissheit. Genau, so war es! Als er am Freitag vom Kloppenburgschen Anwesen zum Essen nach Paderborn gefahren war, da war ihm ebenfalls ein Taxi gefolgt. Schon in der Bonhoefferstraße war es ihm aufgefallen, weil es angerast kam und anschließend so dicht auffuhr. Dann war es die ganze Zeit hinter ihm geblieben. In der Krämerstraße in Paderborn hatte er es zum letzten Mal gesehen. Ein Taxi? Was hatte das wohl zu bedeuten? Hatzfeld würde es herausfinden. Und Mike würde eine Menge Arbeit bekommen.

55
    Mit zitternden Händen steckte Patrick Rademacher sein Handy in die Innentasche seiner Daunenjacke und zog den Reißverschluss bis zum Anschlag hoch. Im kleinen Kanonenofen bollerte zwar ein Feuerchen, aber da die Hütte nicht isoliert war und der Wind durch alle Fugen pfiff, blieb es empfindlich kalt. Dabei war es weniger die Kälte, die ihn zittern ließ, sondern das soeben beendete Telefonat, das ihn tief erschüttert hatte. Werner Hatzfeld, sein Chef, war ein Mann klarer Worte, aber mit wenig Einfühlungsvermögen.
    »Kloppenburg muss weg!«, waren seine einführenden Worte gewesen. »Machen Sie es, wie Sie wollen, aber töten Sie den Kerl!«
    Ehe Rademacher noch seine Bestürzung hatte äußern können, waren die Folgeanweisungen wie ein Trommelfeuer auf ihn eingeprasselt. »Mike kommt am frühen Morgen nach seiner Schicht zurück und kann beim Abtransport und beim Verstecken helfen. Und überlegen Sie sich gut, wie Sie die Leiche entsorgen, Rademacher. Keine unnötig langen Transporte. Zu gefährlich. Es darf keine Spuren geben, verstanden? Verbuddeln Sie ihn irgendwo in der Nähe im Wald. Sie sind doch da am Arsch der Welt, da gibt es sicher genug Möglichkeiten. Oder werfen Sie ihn in einen Tümpel oder sonst was. Wenn er jemals gefunden wird, drehe ich Ihnen ganz langsam den Hals um, und wenn es das Letzte ist, was ich tun kann.«
    Immer wieder hatte Rademacher entsetzt nach Luft schnappen müssen. Doch Hatzfeld war noch nicht fertig gewesen.
    »Töten Sie ihn jetzt sofort! Nicht, dass noch irgendwas dazwischenkommt. Ich würde es ja selbst machen, aber ich habe das Gefühl, dass mich jemand ständig beobachtet. Solange ich nicht weiß, wer mich überfallen hat, darf ich nichts riskieren. Also, Rademacher, seien Sie ein Mann, und tun Sie es sofort!«
    Nervös drehte Rademacher ein paar Runden durch den kleinen Raum. Immer wieder schaute er auf den Gefangenen, der gefesselt auf seinem Stuhl saß und schlief. Die Hände waren nach wie vor mit den Handschellen an den Stuhlrücken gekettet, sein Kopf war ihm nach vorn auf die Brust gefallen. Wie konnte der Kerl nur schlafen? Für Kloppenburg musste die Kälte doch noch deutlich spürbarer sein, da er sich nicht bewegen konnte. Außerdem schwebte er ständig in Lebensgefahr – wo nahm er die Nerven her, einfach zu schlafen? Vermutlich totale körperliche und seelische Erschöpfung, erklärte sich Rademacher das Phänomen.
    Und diesen friedlich schlafenden Menschen sollte er nun töten? Einfach so? Technisch war alles kein Problem. Mike hatte ihm seine Pistole dagelassen. Einfach das Ding an den Kopf halten, abdrücken – und fertig. Rademacher spürte ganz deutlich, dass er einfach nicht in der Lage war, abzudrücken. Einen Menschen im Kampf zu töten, hätte er sich vorstellen können. Einen hilflosen Gefangenen, der noch dazu friedlich schlief … Auf keinen Fall.
    Aber er musste es tun. Jetzt. Komisch, dachte Rademacher, er hatte doch sein Vergnügen daran gefunden, diesen Mann zu schlagen, ihn mit dem Messer zu verletzen. Was hielt ihn nun zurück? Da kam ihm ein Gedanke. Er fasste Kloppenburg mit beiden Händen bei den Schultern und schüttelte ihn wach. Vielleicht konnte er es tun, wenn der Gefangene vor Angst schrie und zappelte, wenn Rademacher dem Ganzen zumindest den Anschein von Notwehr geben konnte. Doch Kloppenburg schrie nicht, und er zappelte nicht. Er starrte Rademacher nur schlaftrunken an. Mit einer Resignation im Blick, als hätte er mit seinem Leben sowieso abgeschlossen. Dann fiel sein Kinn zurück auf die Brust, und er schlief weiter.
    Rademacher stampfte wütend auf und drehte wieder seine Runden. Es ging nicht, er konnte es einfach nicht. Sollte doch Mike den Job machen. Mike war der Richtige für schmutzige Arbeiten. Wer in der Lage war, frisch eingetroffene und verängstigte Mädchen brutal zu vergewaltigen, um ihren Willen zu

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