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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Stück Windmühle dich k. o. geschlagen hat«, sagt er tonlos. »Rhine, es ist gefährlich. Ich weiß, du hast nicht vor, in einen anderen Hurrikan zu rennen, aber was glaubst du, kannst du tun? Denkst du, er nimmt dich mit auf eine Party und du wirst einfach zur Tür hinausspazieren?«
    »Ehrlich gesagt, ja, vielleicht«, sage ich. In meinem Kopf hörte es sich besser an.
    Gabriel schiebt das Tablett zwischen uns weg, nimmt meine beiden Hände und rückt ganz nah an mich heran. Das ist ein großes Risiko, weil meine Tür weit offen steht und alle zu Hause sind. Aber im Augenblick scheint das keine Rolle zu spielen. »Ein Hurrikan oder eine Party – das ist dasselbe«, sagt er. »Es ist gefährlich. Der Hauswalter wird dich nicht einfach gehen lassen und der Hausprinzipal schon gar nicht. Es hat Monate gedauert, bis du dein Fenster öffnen oder das Haus verlassen durftest  – und weißt du, was? Hausprinzipal Vaughn redet davon, dir diese Privilegien wieder zu entziehen.«
    »Woher weißt du das?«, frage ich.
    »Er hat alle Dienstboten angewiesen, sein Einverständnis einzuholen, wenn ihr – du, Cecily oder Jenna – unsere Schlüsselkarten für den Fahrstuhl benutzen wollt.«
    »Wann war das?«
    »Während du an fünf verschiedenen Maschinen gehangen und um dein Leben gekämpft hast«, sagt er.

    »Ich habe nicht um mein Leben gekämpft«, sage ich und drücke seine Hände. »Wäre es nach mir gegangen, ich wäre an Ort und Stelle gestorben und es hätte nichts ausgemacht. Aber weißt du, was mich jetzt jeden Tag weitermachen lässt? Dieser Fluss. Der Rhine. Ich glaube, meine Eltern hatten einen Grund dafür, mir diesen Namen zu geben. Ich glaube, dieser Name bedeutet, dass ich irgendwo hingehen soll. Das ist es, weshalb ich um mein Leben kämpfe.«
    »Gehen? Wohin?«
    »Das weiß ich nicht!« Es ist so frustrierend, mit Logik bombardiert zu werden. Alle meine Pläne wirken dadurch so hoffnungslos. »Auf jeden Fall nicht hierher. Irgendwohin, nur nicht hierher. Also, kommst du nun mit oder nicht?«
    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Du würdest ohne mich gehen?«
    »Nein«, sage ich. »Ich werde dich mitschleifen, auch wenn du strampelst und schreist.« Ich grinse und endlich knickt er ein und schenkt mir ein rares Lächeln.
    »Du bist verrückt, das weißt du, oder?«, sagt er.
    »Nur das hält mich über Wasser«, sage ich.
    Er kommt mir noch näher und ich spüre dieses rauschhafte Glücksgefühl, das mir verrät, dass wir uns gleich küssen werden. Meine Augen schließen sich gerade, und seine Hand streicht mir über die Wange, als uns ein Klopfen am Türrahmen unterbricht.
    »Entschuldigt die Störung«, sagt Deidre und hebt das Tablett in ihren Händen. »Hausprinzipal Vaughn hat mich gebeten, dir Aspirin zu bringen.«
    Gabriel zieht sich zurück, aber ich kann in seinen
Augen sehen, dass er mich berühren will. Er sagt nur: »Bis später.«
    »Bis dann.«
    Als er weg ist, gibt Deidre mir zwei weiße Tabletten und ein Glas Wasser. »Du hast nicht gestört«, sage ich, als ich die Tabletten geschluckt habe. »Zwischen mir und Gabriel ist überhaupt nichts gewesen … Damit will ich sagen …« Meine Wangen brennen, ich suche hektisch nach den richtigen Worten, aber Deidre lächelt nur.
    »Schon gut«, sagt sie. »Hausprinzipal Vaughn ist nicht da. Nachdem er mich gebeten hat, dir das Aspirin zu bringen, ist er ins Krankenhaus gerufen worden.« Sie geht zu meiner Kommode und kommt mit einer Tube Lippenbalsam zurück, den sie mir auf die spröden Lippen schmiert. Dann schüttelt sie mein Kissen auf. »Heute ist ein schöner Tag. Soll ich das Fenster aufmachen?«
    »Nicht nötig«, sage ich. Sie unterbricht meine intensive Betreuung kurz und ich sehe die Besorgnis in ihren Augen. Meine treue kleine Dienerin. »Wirklich, alles in Ordnung.«
    »Was hat der Hausprinzipal zu dir gesagt?«, flüstert sie überraschend.
    »Was?«
    »Als du geschlafen hast – wenigstens dachte ich, du würdest schlafen. Ich wollte dir ein neues Kissen bringen, aber Hausprinzipal Vaughn war bei dir, und er hat mir befohlen, wieder zu gehen.« Schuldbewusst blickt sie auf ihre Füße. »Ich bin im Flur geblieben. Ich habe versucht zu lauschen. Tut mir leid. Ich weiß, das hätte ich nicht tun sollen. Es ist nur …« Tränen steigen ihr in die Augen. Das ist so untypisch für sie, dass ich zuerst denke,
ich hätte wieder Fieber und würde halluzinieren. »Ich dachte nur, er würde dir wehtun.«
    Ich greife nach ihrer Hand, die

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