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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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auf.
    Wir rasen durch Bad Homburg und erreichen innerhalb weniger Minuten Herr Bärts Villa.
    «Dürfen wir mit rein?», fragt mich Laurin allen Ernstes, als Markus das Auto zum Stehen bringt.
    «Auf gar keinen Fall», antworte ich schärfer als gewollt. «Guckt ihr euren Film weiter.»
    Ein schwarzer Angeber-Audi steht quer in der Einfahrt. Herr Bärt. Er ist schon da. Ich renne voraus. Markus hinter mir her. Als wir die Haustür erreichen, hören wir bereits Geschrei. Wir klingeln. Niemand öffnet.
    Dann sehen wir ungefähr hundert Meter von uns entfernt plötzlich Jennifer Siegl durch den Garten rennen, gefolgt von einem aufgebrachten Herr Bärt.
    «Hilfe», ruft sie wenig einfallsreich.
    «Schlampe», brüllt der Barde noch einfallsloser zurück.
    Dann ahne ich Schlimmstes. Jennifer Siegl läuft zielstrebig auf unser Auto zu. Herr Bärt ist inzwischen nur noch eine Armlänge hinter ihr.
    Ich rufe «Scheiße» und blicke dann zu Markus Meirich.
    «Mach die Türen zu», schreie ich ihn an und meine damit, er soll die Autotürenschlüsselfernbedienung bedienen. Doch dies in dieser Situation auszuformulieren, würde eindeutig zu lange dauern. Markus ist zu spät. In dem Moment, wo er auf seinen Schlüssel drückt, hat Jennifer Siegl bereits eine Tür aufgerissen.
    «Stehen bleiben», brülle ich und zücke meine Waffe.
    Doch es hilft nichts mehr. Auch Herr Bärt hat die Autotür zu greifen bekommen und springt zu Jennifer Siegl und den beiden Fünfjährigen ins Auto.
    Ich sehe, dass Laurin mit dem Notebook auf dem Fahrersitz sitzt und Lucas den Beifahrer gibt. Auf der Rückbank hat Herr Bärt Jennifer Siegl umklammert und hält ihr einen Gegenstand an den Hals, der im ungünstigsten Fall ein Messer ist. Irgendetwas schreit er herum.
    Auch ich schreie herum, während Markus und ich uns bewaffnet dem Auto nähern.
    «Lassen Sie die Kinder raus!»
    Dann sehe ich, wie Herr Bärt auf die Kleinen einredet. Dabei hält er noch immer das Messer an Jennifer Siegls Hals. Viel zu lange tut sich danach nichts. Wie erstarrt stehe ich mit Markus vor unserem Auto, die Waffe in der Hand, und warte darauf, dass sich irgendetwas zum Guten ändert. Doch es beginnt nur wieder stärker zu regnen. Dann öffnet sich plötzlich die Beifahrertür, und Lucas läuft hinaus. Markus rennt zu ihm und hält ihn fest. Gott sei Dank, er lässt die Kinder raus. Eins zumindest. Aber was ist nun mit Laurin? Laurin!
    Viele Eltern machen sich zu Recht sorgenvolle Gedanken darüber, was mit ihren Kinder passiert, wenn sie viel zu viel, viel zu früh nicht altersgemäße Medien konsumieren. Es heißt, dass die Gehirne das nicht vernünftig verarbeiten könnten und das Gefühl für die Realität verloren gehe. Im schlimmsten Fall holen sich einige von ihnen dann irgendwann nach einer schlechten Note in Mathematik das Jagdgewehr vom Vati aus dem Schrank und ballern in der Schule herum. Was aber passiert, wenn Fünfjährige Heldenfilme konsumieren, die erst ab zwölf freigegeben sind? Auch sie verlieren den Bezug zur Realität. Sie fühlen sich wie Spiderman. Nein, sie sind Spiderman.
     
    Nachdem also Lucas das Auto durch die Beifahrertür verlassen hat, warten wir gespannt darauf, dass die Fahrertür aufgeht und sich auch Laurin in Sicherheit bringen kann. Doch wieder geschieht zu lange nichts. Der kalte Regen und die Angst lassen mich zittern. Herr Bärt fuchtelt noch immer mit einem Messer am bepuderten Hals seiner Freundin herum.
    Dann passiert es. Laurin öffnet die Tür, doch bevor er das Auto verlässt, schwingt er plötzlich das Notebook und wirft es mit voller Kraft auf Herr Bärt. Herr Bärt schreit auf und hält sich den Kopf. Jennifer nutzt die Gelegenheit, greift nach dem Messer und rennt aus dem Auto.
    Was aber macht Laurin? Nachdem er dem Bösewicht das Notebook an den Kopf geworfen hat, springt er aus der Autotür, rennt aber nicht zu mir, sondern klettert über die Motorhaube auf das Dach und legt sich, alle viere von sich streckend, auf den Bauch. Spiderman!
    Markus zerrt den benommenen Herr Bärt aus dem Auto und bringt ihn unter Polizeigewalt, wie man so schön sagt. Ich hebe meinen Sohn vom Auto, und ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, als ich ihn in die Arme schließe.
    Herr Bärt ist noch immer außer sich.
    «Undankbare Schlampe», brüllt er. «Was isch der alles ermöglischt hab, und das ist der Dank!»
    Und dann kommt es:
    «Verrate tut die misch. Einfach verrate», kreischt er. «Was hätt isch dann tun solle?

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