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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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seine Fähigkeiten als Musiker, Texter und Komponist.
    «Manschma denk isch mir, es wär bessä, isch dät net alles könne, da hätt isch manschma ein bissi mehr Ruh vor mir selbst. Wisst ihr, wie isch mein?»
    «Jaha», macht Markus.
    «Wisst ihr, wie isch mein?», wiederholt Herr Bärt etwas lauter.
    Markus nickt wieder geduldig und lächelt höflich.
    «Wir mussten feststellen, dass der verstorbene Sohn Frank Drossmann recht verhaltensgestört war», fährt Markus fort. «Er bedrohte oder erpresste kurz vor seinem verzweifelten Selbstmord wahllos sehr viele Menschen. Hat er vielleicht auch Sie bedroht?»
    «Nö!»
    «Nein?»
    «Nö! Isch tu den gar net kenne.»
    Eine Glocke läutet.
    «Hier, Freunde der Sonne, wenn sonst nix mehr anlieche tut, dann dät isch gleich gern de nächste Aufguss mitnemme.»
    «Eine Sekunde bitte noch», sagt Markus und wird sofort wieder unterbrochen.
    «Sachte ma, wo habt ihr dann euer Polizeimäusche gelasse? Das letzte Mal, habt ihr doch so’n Meedsche dabeigehabt, oder net, Henning?», wendet er sich nun mir zu. «Die war bestimmt vom annern Ufer, oder? Egal, die hätt isch trotzdem allemal lieber in der Sauna gehabt als euch zwei Kerlebursche. Warum habt ihr die net mit eingepackt?»
    Dann lacht er unschön.
    «Die Kollegin Meisler …», beginne ich nun einen Satz.
    «Och guggemado, der klaane Henning kann ja doch selber rede. Isch dacht schon, du sitzt wie damals da in Reeschensburg wieder nur doof dabei. Dein Vatter war ’n anders Kaliber, mein lieber Herr Gesangsverein …»
    Die Restfarbe weicht aus meinem Gesicht. Herr Bärt steht auf.
    «Mir sind dursch, oder? Dann entschuldischt misch. Und grüße an den alten Herrn, gelle? Sei froh, dass er disch hier net nackt und stumm bei der Arbeit sehe muss. Bis die Taache.»
    Wieder wird mir schwindelig. Es ist weniger der Kreislauf, es ist mehr der Zorn.
    Ich stehe auf und halte Herr Bärt am Bademantelärmel fest. Wütend starre ich in sein erschrockenes Gesicht.
    «Pass auf!», zische ich ihm zu. «Wir wissen, dass du da warst. Wir wissen, dass du bei Frank Drossmann in der Wohnung warst. Wir wissen, dass er dich erpresst hat. Wir wissen, dass sein Vater das Lied geschrieben hat und er somit als Erbe Anrecht auf die Tantiemen hatte. Wir wissen, dass du ihn vergiftet hast.»
    Herr Bärt schluckt. Dann schaut er zu Markus und sagt: «Spinnt der jetzt?»
    Markus ist über mein Vorgehen alles andere als erfreut. Das erkenne ich in seinen Augen, die mich weit aufgerissen anblicken.
    Herr Bärt wendet sich mir wieder zu.
    «Wie kommst dann du auf so ’nen Scheiß?»
    «Ich weiß es von Ihrer Freundin, von Frau Siegl. Die ist Ihnen gefolgt und hat mir berichtet, dass Sie nach Gießen zur Wohnung von Frank Drossmann gefahren sind», lüge ich.
    «Mir reicht’s», sagt er knapp und zieht ab. Er geht an der Aufguss-Sauna vorbei und verschwindet in Richtung Herrentoilette.
    «Bist du von allen guten Geistern verlassen?», fährt mich Markus an. «Scheiße, du hast es vermasselt, die ganze Taktik ist im Arsch. Er wird nun nichts mehr sagen. Mann, Henning!»
    Ich lasse mich auf den Bistrostuhl fallen und trinke den Rest meiner Apfelschorle. Markus ist aber noch nicht am Ende.
    «Und wie kannst du da die Jennifer Siegl mit reinziehen?»
    Er hält kurz inne.
    «Oh Gott, die muss geschützt werden. Wir müssen zu ihr, bevor Herr Bärt bei ihr ist. Scheiße Mann, ich hab sooo ’n Hals, Henning!»
    Irgendetwas ist nun anders. Ich reagiere nicht, wie ich es gewohnt bin. Ich ziehe nicht zurück, sondern sage:
    «Ich weiß, was ich tu. Und ich bringe das zu Ende.»
    Ich erschrecke nicht einmal vor meinen eigenen pathetischen Worten, sondern füge trocken hinzu: «Lass uns die Kinder einpacken und zu Jennifer Siegl fahren.»
    Ich setze mir ein symbolisches Blaulicht aufs Haupthaar und ziehe von dannen.
    Markus rennt mir hinterher, und ich höre ihn sagen: «Henning, so geht das nicht.»
    Doch es interessiert mich nicht, was er sagt. Das hier, das ist mein Fall.
     
    Eine Viertelstunde später sitzen wir wieder im Auto. Diesmal ist die Stimmung bei Laurin und Lucas besser als bei Markus und mir. Markus fährt. Ich suche die Nummer von Jennifer Siegl in meinem Handy heraus und wähle sie an.
    «Hallo?»
    «Frau Siegl, hier ist Henning Bröhmann von der Kripo Osthessen. Wir müssen zu Ihnen. Wo sind Sie?»
    «Zu Hause. Was ist denn los?», piepst sie.
    «Wo zu Hause? Bei Herr Bärt?»
    «Ja.»
    «Alles klar. Wir sind gleich bei Ihnen.»
    Ich lege

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