Toter geht's nicht
Hunnerttausend wollt der habbe. Der wollt misch fettischmache. Mit dem war net zu rede.»
«Und dann haben Sie Frank Drossmann vergiftet?», fragt Markus.
«Ei ja, es wär ja immer weitergegange, der hätt misch fettischgemacht.»
Ei ja, ein Geständnis.
«Hiermit nehme ich Sie unter dringendem Verdacht fest, die Morde an Klaus und Frank Drossmann begangen zu haben», höre ich Markus sagen, während ich meinen Miniheld weiter im Arm halte. Vor ein paar Wochen pinkelte er noch ins Bett, jetzt gibt er den furchtlosen Actionheld.
Als ich seinen Freund Lucas an die Hand nehme, graut mir im selben Moment vor der Aufgabe, seiner Mutter von unserem fröhlichen Nachmittagsausflug erzählen zu müssen.
«Wieso Klaus und Frank?», fragt Herr Bärt dann in die Richtung von Markus. «Nix da. Das mit dem Drossmann Klaus, da hab isch nix mit zu schaffe.»
Am Abend des 19. März nimmt eine große Showkarriere ein jähes Ende. Herr Bärt legt im Polizeipräsidium ein ausführliches Geständnis ab. Ich halte es für reine Taktik, dass er ausschließlich den Mord an Frank Drossmann gesteht und nichts mit dem an dessen Vater zu tun haben will. Vermutlich erhofft er sich dadurch ein milderes Urteil. Alle unsere Vermutungen bestätigen sich. So gibt er zu, dass das Lied «Lass uns fummeln, Pummel» tatsächlich von Klaus Drossmann stammte. Er hätte ja nicht ahnen können, dass der Quatsch so erfolgreich werden würde. Als Klaus Drossmann dann den Kontakt zu ihm suchte und ihn mit dem Brief unter Druck setzte, habe er sich vorgenommen, ihn zu ignorieren.
Wir alle, Miriam, Markus, Teichner und ich, sitzen zufrieden Herr Bärt am Verhörtisch gegenüber.
«Wusste Ihre Agentur, dass es Probleme mit den Songrechten geben könnte?», frage ich ihn.
«Ei, isch hab der Mörtelspescht gesacht, dass so ’n Bekloppter behaupte tut, dass er das Lied geschribbe hat. Und ihnen uffgetrache, net mit dem zu schwätze.»
«Und dann hat Klaus Drossmann Sie auf dem Faschingsumzug in Nidda aufgespürt. Da haben Sie dann die Nerven verloren», sagt Miriam Meisler, die es äußerst bedauernswert fand, bei der spektakulären Verhaftungsaktion nicht dabei gewesen zu sein.
«Kerle, habt ihr Scheiße uff de Ohr’n? Nee, isch habe damit nix zu tun! Isch geb zu, isch war net allzu traurig, dass dursch die Aktion dort mein Problem sich von alleine zu löse schien. Doch dann muss ja der Sohn durschdrehe.»
«Er hat Sie erpresst?», fragt Teichner nach.
«Der wollt hunnerttausend. Isch hab dem gesacht, dass isch net mehr flüssisch bin. Isch hab misch ein bissi, wie soll isch saache, bei einige Geldanlagen verspekulationiert. Der wollt quasi einem nackte Mann noch Geld aus der Tasche ziehn.»
Bei «nackter Mann» muss ich an Herr Bärts Anblick in der Sauna denken. Ich wechsele gedanklich schnell das Thema.
«Als isch bei dem junge Drossmann war, wollt isch das mit dem klär’n. Erst als der sisch quergestellt hat, hab isch dem das Gift ins Bier geschüttet.»
«Sie haben es in Erwägung gezogen, ihn umzubringen. Sonst nimmt man ja wohl kein Pflanzenschutzmittel mit, oder?», hakt Markus ein.
«Ja, sischer. Isch hab die Chance gesehe, dass das dann wie’n Selbstmord aussehe könnt. Hätt ja fast geklappt …»
«Sagen Sie», fährt Markus fort, «Ihre Managerin, die Carola Mörtelspecht, war doch auf dem Faschingsumzug. Sie wollte dort etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen. Um was ging es da?»
«Die wollte, dass isch misch mit dem Drossmann-Klaus einige. Dass isch uff den zugehe. Die hatte Angst, dass der klagt. Die kricht ja uff all meine Einnahmen zwanzig Prozent. Isch war mir sischer, dass der net klacht. Der hatte sisch mit seinen Spannervideos vor zwanzisch Jahre selbst so ins Abseits geschosse, dass der sisch lieber im Hinnergrund hält.»
«Na ja», wende ich ein. «Wenn es um sehr viel Geld geht, dann können einem doch ein paar peinliche Filme egal sein. Die Strafe hätte er doch locker in Kauf nehmen können.»
«Ihr kennt da net alles. Der hat noch ganz annere Sachen gefilmt. Glaubt’s mir, der hatte schon escht Dreck am Stecke. Isch weiß da noch mehr, als es zum Beispiel dein Vatter tut.»
Ich erröte. Mir fällt ein, dass mein damaliges Gespräch mit meinem Vater keinen Einzug in die Akten erhielt. Schnell rede ich weiter:
«Beim Sohn, beim Frank Drossmann, sah das anders aus. Der hätte als Erbe die Freiheit gehabt, Sie nach allen Regeln der Kunst zu verklagen. Zumal er mit den betreffenden Tonkassetten und dem
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