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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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beginnt hörbar zu murren. Berlusconi fiept in unangenehmer Frequenz. Laurin macht aus Schneeresten Bälle und wirft sie auf seine Schwester. Bevor ich ungehalten zu werden beginne, entdecke ich, bedingt durch ein wenig sich auflösenden Nebel, ungefähr hundert Meter von uns entfernt eine Tafel.
    «Wartet mal kurz», rufe ich meinen Kindern zu und renne dorthin. Ich sehe ein Wanderwegenetz und finde dort zu meiner Erleichterung auch die Brönihütte.
    Ich analysiere, dass wir zunächst in Richtung Matteralm laufen müssen, um dort dann den letzten Aufstieg zur Hütte zu nehmen. Mir gelingt es, mich ein wenig zu entspannen, und ich winke meine Kinder zu mir. Berlusconi zieht Laurin in meine Richtung, Melina trottet hinterher und flucht über irgendetwas, das für mich jetzt nichts zur Sache tut.
    Nun wandern wir also bei Nebel und pissigem Regen stetig bergauf. Noch immer habe ich nichts vom einstündigen Fußmarsch erwähnt. Das könnte die ohnehin nicht vorhandene Wanderbegeisterung weiter schmälern. Einfach gehen, Schritt für Schritt. Wir werden nass, und ich werde beschimpft. Ich übe mich in Gleichmut. Wir sehen weiterhin nichts von der Landschaft. Ich konzentriere mich daher aus Angst, eine Abzweigung zu verpassen, sehr auf unseren Weg. Ich versuche das inzwischen beträchtliche Gejammere und Gewimmere beider Kinder, so gut es geht, zu ignorieren. Irgendwann aber sehe ich mich doch gezwungen, die Keule rauszuholen:
    «Wollt ihr nun eure Mutter wiedersehen, oder nicht? Wenn ja, dann gibt es nur diesen Weg. Wenn nein, dann drehen wir um und fahren wieder sechs Stunden nach Hause. Was wollt ihr?»
    Melina und Laurin murmeln Unverständliches in sich hinein. Die Antwort allerdings kann ich mir denken, und wir gehen weiter.
    So erreichen wir die Matteralm. Melina tritt in Kuhscheiße und freut sich nicht darüber. Berlusconi kackt direkt daneben. Wir setzen uns auf die Bank einer kleinen Schutzhütte, bekommen nasse Ärsche, trinken Cola, essen Pfefferbeißer und eine dritte Tafel Schokolade. Wir werden alle ruhiger und in uns gekehrter. Jeder denkt vermutlich darüber nach, was nun gleich auf uns zukommen mag. Wir gehen weiter. Nun wird es noch steiler. Ich schwitze und friere gleichzeitig. Wir gehen ganz langsam hintereinander her. Dann schwächelt Laurin. Er könne nicht mehr. Er weint. Ich nehme ihn auf meine Schultern. Bis ich nicht mehr kann.
    «Jetzt ich», witzelt Melina. Sie feixt. Ich auch. Wir gehen weiter. Wir keuchen. Ich komme mir vor, als würden wir den Mount Everest besteigen. Dann wird es kitschig. Der Nebel löst sich innerhalb von Sekunden vor uns auf, und wir sehen oben auf einem Felsvorsprung eine Hütte liegen. Die Brönihütte.
    «Da oben ist sie», jubiliere ich. Melina und Laurin jubilieren mit. Der Weg wird nun ein wenig breiter. Nun erkennen wir, wie viel Schnee an den Seiten liegt. Die Bäume geben langsam auf und finden nicht mehr richtig statt. Stattdessen umgibt uns immer mehr erhabenes Gestein. Ich habe Laurin an der Hand. Melina geht hinter mir. Berlusconi macht sein eigenes Ding. Ohne Leine, aber er bleibt in unserer Nähe. Ich bilde mir ein, eine Frau oben von der Hütte wegrennen gesehen zu haben. Ich glaube mir aber nicht ganz. Melina teilt mit, dass sie in ihrem ganzen Leben nie mehr wandern werde und schon gar nicht in den Bergen. Ich sage nichts. Die Hütte kommt näher. Dann geht auch Melina neben mir. Sie greift nach meiner Hand.
    «Ich bin doch nicht Heidi», höre ich sie leise murren.
    «Ich auch nicht», sagt Laurin. «Ich bin Peter.»
    «Und ich bin der Alm-Öhi», füge ich hinzu.
    Und so steigen wir zu dritt nebeneinander und uns gegenseitig Halt gebend das letzte Stück hinauf. Kurze Zeit später sind wir da.
     
    Franziska ist es nicht. So stehen wir erschöpft blöd vor der Hütte und gucken enttäuscht in der Gegend herum. Wir haben in alle Fenster geschaut. Franziskas Jacke, ihr Netbook, ein Foto der Kinder, kein Foto von mir, das alles haben wir entdecken können. Nur sie selbst ist nicht da. Die Tür ist verschlossen.
    «Vermutlich ist sie ein wenig spazieren», sage ich vertröstend.
    «Was soll sie hier auch sonst tun?», erwidert Melina.
    Laurin jammert. «Mir ist kalt.»
    Der Nebel hat sich wieder verstärkt und eine totale Bildstörung verursacht.
    Wir setzen uns auf die Bank neben dem Eingang und warten.
    «Mannnnn, wann kommt die Mama denn endlich?», jomert der Kleine.
    «Hier ist sie doch», ruft eine atemlose Frauenstimme aus dem Nebel. Dann

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