Totes Zebra zugelaufen
Klaps auf das nackte Hinterteil.
»Zähne geputzt, Haar gekämmt, Gesicht, Hals und Hände sauber gewaschen«, mahnte er. »Sonst gibt's kein Frühstück.«
Mit einer Miene, die abgrundtiefe Resignation ausdrückte, trottete Carole durch die Küche und verschwand in ihr Zimmer.
Forrest wandte sich wieder an seine Frau. »Wenn das Holz rechtzeitig geliefert wird, gehe ich in die Sauna. Um elf ungefähr kommt ein Ehepaar mit drei Kindern, um sich vorzustellen. Würdest du mit den Leuten reden?«
»Muß ich mir da was anziehen?« erkundigte sich Linda.
Forrest nickte. »Es wäre besser. Sie haben einen sechzehnjährigen Sohn und kommen zum erstenmal. Zieh aber keinen Sonnenanzug an, sonst verrenkt sich der arme Junge womöglich den Hals vor lauter Neugier, einen Blick hinter die Fassade zu tun.«
Linda lächelte. »Ich weiß schon. Du kannst dich auf uns verlassen.«
Als Emily Nunn wieder an den Herd trat, fiel ihr Blick auf George, der eben aus der Baumgruppe auftauchte, die das Schwimmbecken vor neugierigen Blicken schützte. Als er im Laufschritt über den Rasen hastete, wußte sie sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. Es mußte nicht unbedingt etwas Ernstes sein, doch sie drehte sich nach ihrem Mann um und warf ihm schweigend einen Blick zu.
Forrest Nunn deutete den Blick richtig, doch er wollte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. George war vierundzwanzig, aber in vieler Hinsicht noch ein halbwüchsiger Junge. Ein verstopfter Filter im Becken war so ziemlich das Schlimmste, was man erwarten konnte.
Als George ins Haus stürzte, wußte Forrest nach dem ersten Blick, daß er sich geirrt hatte. Das Gesicht seines Sohnes war ernst und ungewohnt verkrampft. Es ging nicht nur um irgendein geringfügiges technisches Problem.
Der junge Mann kam durchs Zimmer und wandte sich mit leiser, dringlicher Stimme an seinen Vater.'»Papa, kann ich dich einen Moment sprechen?«
Forrest nickte und folgte seinem Sohn ins Freie. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte George sich um.
»Papa, im Schwimmbecken war ein Toter. Nackt. Ich habe ihn herausgezogen.«
»Wer ist es?« fragte Forrest hastig.
»Keine Ahnung. Er ist ungefähr fünfzig. Trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Ich holte ihn raus und versuchte es mit künstlicher Atmung. Aber er ist tot. Kalt wie Eis.«
»Geh zurück und versuch es trotzdem weiter. Du weißt, was du zu tun hast. Gib nicht auf — vielleicht lebt er doch noch. Ich rufe den Sheriff an und komme dann sofort nach.«
George rannte zurück zum Wäldchen. Beinahe ebenso hastig eilte Forrest in die Küche. Mit einem flüchtigen »Mach dir keine Sorgen« lief er an seiner Frau vorbei zum Telefon. Er warf einen Blick auf die Notruftafel und wählte hastig. Als er das Rufzeichen hörte, bemühte er sich bewußt um Ruhe und Gelassenheit, um beherrscht sprechen zu können.
»Hier Forrest Nunn, Sun Valley Lodge. Mein Sohn hat soeben im Schwimmbecken einen nackten Mann gefunden.«
»Ich kann nicht behaupten, daß mich das überrascht«, bemerkte die Stimme am anderen Ende der Leitung trocken.
»Ich habe mich offenbar nicht klar ausgedrückt. Er ist tot. Und keiner von uns. Ich habe ihn noch nicht gesehen, auch mein Sohn kennt ihn nicht. Er macht Wiederbelebungsversuche, aber seiner Ansicht nach ist er nicht mehr zu retten.«
Die Stimme des anderen wurde sachlich. »Machen Sie mit den Wiederbelebungsversuchen weiter, bis wir kommen. Mund-zu-Mund-Atmung, wenn möglich. Lassen Sie alles so, wie es ist. Wir sind schon unterwegs.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Forrest kehrte in die Küche zurück. Voll Unruhe blickten ihm seine Frau und seine beiden Töchter entgegen.
»Carole«, befahl er, »du gehst in dein Zimmer und bleibst dort, bis ich dich rufe. Das soll keine Strafe sein, du warst lieb. Aber lauf jetzt.«
Carole machte ein höchst indigniertes Gesicht, doch sie gehorchte.
Als sie außer Hörweite war, sagte Forrest: »George hat in unserem Schwimmbecken einen fremden Mann gefunden. Er hält ihn für tot, aber er versucht trotzdem, ihn wiederzubeleben. Ich habe den Sheriff angerufen. Bitte, geht jetzt nicht in die Nähe des Bassins und sorgt dafür, daß auch die anderen wegbleiben. Linda, zieh dich an und leg die Kette vor das Tor. Laß niemanden herein, auch unsere Mitglieder nicht, ehe der Sheriff kommt. Dann tust du das, was man dir sagt.«
»Und die neuen Leute?« fragte Linda.
»Wenn sie kommen sollten, dann bitte sie, die Privateinfahrt zu
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