Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
Vom Netzwerk:
sehr geschickt war diese Ausrede nicht, doch gerade in ihrer Einfachheit lag eine gewisse Überzeugungskraft.«
    »Klar. Fahren Sie fort«, drängte Holt-Rymers.
    »Nun, es ergab sich so, daß Brown seine Geschichte gar nicht zu erzählen brauchte. Die Maschine hatte Verspätung und traf erst ein, als McCormack schon zu Bett gegangen war. Brown nahm den Anruf vom Flughafen entgegen und fuhr anweisungsgemäß hin. Ich nehme an, McCormack glaubte Dr. Roussel längst bei seiner Schwester. Brown spielte mit dem Gedanken, seinem Arbeitgeber zu berichten, er hätte Dr. Roussel abgeholt, doch dann beschloß er den Mund zu halten. Später konnte er immer behaupten, er hätte angenommen, McCormack wüßte Bescheid. Er wußte, daß seine Erklärung ein wenig dürftig war, und es schien ihm sicherer, sie nicht vorzubringen. Damit hatte er recht.«
    Ellen saß ganz still, ihre Hände ruhten im Schoß. Sie seufzte und blickte auf.
    »Danke, Virgil«, sagte sie.
    »Keine Ursache. Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    Allmählich entspannte sich die Atmosphäre. Die dunklen Schatten des Mordes hielten dem kalifornischen Sonnenschein nicht stand. Das Zwitschern der Vögel drang in die Küche, und Carole, die geahnt zu haben schien, daß sie jetzt wieder zugelassen war, schlüpfte leise herein.
    Ellen stand auf. »Sie waren mir alle ein großer Trost«, sagte sie.
    Bill Holt-Rymers, der sie eine ganze Weile angesehen hatte, lächelte und verkündete in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ: »Ich werde Sie malen.«
    Ellen warf einen Blick auf Lindas Porträt und zögerte. »Machen Sie auch Bilder von ... angezogenen Leuten?«
    »Natürlich«, erwiderte Holt-Rymers, »aber mit dem Herzen bin ich nicht recht dabei. Trotzdem ...«
    Tibbs sah auf die Uhr. »Wir haben eine Verabredung mit Captain Lindholm«, begann er.
    »Ich nehme Ellen in meinem Wagen mit«, erklärte George. »Sie haben genug Fahrgäste.«
    »Ich bleibe hier, wenn Sie nichts dagegen haben«, erklärte Holt-Rymers. »Ich bekomme allmählich eine Allergie gegen Kleider an heißen Tagen. Außerdem habe ich zu arbeiten.«
    Er trat zur Staffelei und nahm das Porträt herunter. Vorsichtig faßte er die Leinwand an den Rändern und reichte sie Tibbs. »Für Sie«, sagte er.
    »Das kann ich nicht annehmen«, versetzte Tibbs.
    »O doch. Ich habe nämlich Polizeichef Addis angerufen, und er gab seine Erlaubnis. Das Bild gehört Ihnen — als Ausdruck meiner Hochachtung.«
    Tibbs nahm das wertvolle Gemälde und betrachtete es ungläubig.
    »Das ist keine impulsive Geste«, erklärte Linda. »Es war für Sie gedacht.«
    »Ich ...« Tibbs fehlten die Worte.
    »In Ihrem Büro macht es sich bestimmt recht gut«, meinte Holt-Rymers mit steinernem Gesicht.
    Tibbs glaubte, dem Maler sei es Ernst. »Es spricht für Sie, daß Sie von der Atmosphäre in einem Polizeirevier keine Ahnung haben«, sagte er. »Im Büro muß ich arbeiten. Wenn ich dieses wunderbare Bild dort aufhänge, kann ich mich bestimmt nicht auf meine Arbeit konzentrieren.«
    »Na schön, dann hängen Sie es in Ihre Wohnung. Sie bezahlen den Rahmen.«
    Tibbs trug das Gemälde zum Parkplatz. Er ließ Emily und Linda hinten im Wagen einsteigen und vertraute ihnen das Bild an. Dann schob er Carole in die Mitte des vorderen Sitzes und bat Forrest, sich rechts neben sie zu setzen. George stieg mit Ellen in seinen eigenen Wagen.
    Tibbs ließ den Motor an und fuhr hinaus auf die Landstraße. »Es wird nicht lange dauern«, versicherte er seinen Mitfahrern. »Nur ein paar Formalitäten, dann ist alles vorbei.«
    »Ich möchte etwas fragen«, sagte Forrest. »Warum wurde eigentlich der Anschlag auf Ellen verübt? Ich verstehe nicht, welchen Sinn das hatte.«
    Tibbs warf einen Blick in den Rückspiegel und stellte fest, daß George und Ellen in sicherem Abstand folgten. »Weil sie die Anteile erben sollte, auf die Mrs. Pratt es abgesehen hatte. Brown erfuhr davon, als er Mr. McCormack zu den Boardmans hinausfuhr. Wenn Ellen etwas zustieß, noch ehe das Testament eröffnet war, dann hoffte Mrs. Pratt, selbst an der Reihe zu sein. Sie konnte in ihrer Eitelkeit einfach nicht glauben, daß Dr. Roussel nichts mehr von ihr wissen wollte. Brown wiederum wollte das Geld haben, das ihm versprochen worden war, und außerdem Rache an den Weißen, die sein Volk gedemütigt hatten. Da haben Sie die Motive.«
    Als sie die Fernstraße 66 erreichten, stellte Forrest mit Belustigung fest, daß die Fahrzeuge vor ihnen plötzlich merklich

Weitere Kostenlose Bücher