Totes Zebra zugelaufen
hier nieder. Ich war ziemlich sicher, daß er tot war, denn er fühlte sich eiskalt an. Daraufhin rannte ich ins Haus und holte Vater.«
»Wieso ist Ihre Hose trocken, wenn Sie ins Becken gesprungen sind?« erkundigte sich der Sheriff.
»Da hatte ich sie noch nicht an.«
»Kennen Sie den Mann?«
George schüttelte den Kopf. »Weder ich noch mein Vater. Es steht fest, daß er nicht Mitglied bei uns ist.«
»Ich glaube, er ist nirgendwo Mitglied«, mischte sich Linda unerwartet ein. »Höchstens ein Besucher, der gelegentlich bei einem der Klubs im Norden zu Gast war.«
Der Sheriff drehte sich um und sah sie an. »Sie haben doch sicher einen Grund zu dieser Annahme«, meinte er. »Möchten Sie sich nicht näher erklären?«
»Er ist ein Zebra«, erläuterte Linda. »Um die Hüften herum ist er weiß und sonst braun. Das sieht man doch. Ein Nudist wäre nicht so braun-weiß gestreift.«
Der Sheriff machte sich eine Notiz und blickte dann hinunter au den Arzt, der sich über den Toten gebeugt hatte. »Was meinen Sie?« fragte er.
»Der Arzt schlug die Decke wieder über den Toten und richtete sich auf. »Ich glaube nicht, daß er ertrunken ist. Zwar könnten wir es mit einem Unfall zu tun haben, doch wahrscheinlicher handelt es sich um Mord.«
Der Sheriff nickte. »Das dachte ich mir fast. Er scheint nicht hierher zu gehören. Wenn er sich eingeschlichen hätte, um im Mondschein ein Bad zu nehmen, dann müßte er doch irgendwo ein Fahrzeug stehen haben. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß er zu Fuß gekommen ist. Aber wo sind seine Kleider?« Er wandte sich seinem Fahrer zu. »Rufen Sie im Büro an und erklären Sie, was hier los ist«, befahl er. »Fragen Sie, ob Virgil noch da ist. Wenn ja, kann er gleich mal vorbeikommen.«
Der andere Mann nickte und kehrte zum Wagen zurück. Kaum eine Minute später tauchte er wieder auf. »Virgil wollte gerade gehen, sie haben ihn noch erwischt. Er versprach, auf dem Weg nach Pasadena hier vorbeizuschauen. Sie wollen Polizeichef Addis anrufen und fragen, ob Virgil die Sache übernehmen kann, wenn es sich herausstellt, daß wir ihn brauchen. Virgil bat, den Toten so liegen zu lassen, bis er kommt.«
»Wird das lange dauern?« erkundigte sich Forrest.
»Ich glaube nicht«, versetzte der Sheriff. »Er kennt sich zwar in dieser Gegend nicht so gut aus, aber in einer halben Stunde längstens wird er es schaffen.«
»Dann kommen Sie doch inzwischen mit ins Haus und trinken Sie bei uns eine Tasse Kaffee. Wir haben immer welchen da.« Er wies auf den Fußweg.
»Jemand muß bei dem Toten bleiben.«
Der Fahrer des Krankenwagens, der sich bis jetzt stumm im Hintergrund gehalten hatte, hob seine rechte Hand und ließ sich in einen der Liegestühle fallen. Forrest führte die anderen durch das Wäldchen zum Wohnhaus. Linda drängte sich neben den Sheriff.
»Wer ist Virgil?« fragte sie.
Der Sheriff musterte sie einen Moment, ehe er sprach. »Bei Virgil wartet man wohl am besten, bis man ihn persönlich kennenlernt. Dann können Sie sich ein Bild machen.«
3
Forrest Nunn öffnete die Tür zu der geräumigen, hellen Küche, wo seine Frau bereits die Kaffeetassen bereitstellte. Es war typisch für sie, daß sie zunächst ihre Gäste zählte und sich dann erst die Zeit nahm, darüber nachzudenken, was vorging.
»Bitte, setzen Sie sich, meine Herren«, sagte sie. »Der Kaffee ist fertig, und frische Biskuite habe ich auch gleich da.«
Der Sheriff stellte mit einem Blick fest, daß die Gastgeberin nichts weiter trug als eine knappe Wickelschürze, doch er betrachtete das einfach als eine jener Kuriositäten, die ihm bei der Ausübung seines Amtes immer wieder begegneten, und ging darüber hinweg.
»Bill Morrissey«, stellte er sich vor.
Sein Untergebener, der wesentlich jünger und unsicherer war, brummte seinen Namen und eilte an die Seite seines Vorgesetzten, ohne den Blick zu heben. Sein Genick war rot angelaufen, und er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
Der junge Arzt verhielt sich beinahe unhöflich. Er stellte sich vor und trat dann demonstrativ zur Seite. Emily Nunn war sofort klar, daß er damit seine Mißbilligung kundtun wollte. Sie beschloß, ihn schwitzen zu lassen. Er war gewiß noch keine dreißig Jahre alt. Ihrer Meinung nach mußte er noch eine Menge lernen, um seinen Beruf mit Erfolg ausüben zu können.
»Bitte, nehmen Sie Platz.« Sie deutete auf den gedeckten Tisch. »Linda, trag du den Kuchen auf, während ich den Kaffee
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