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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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länger zuhören. Hätte der Doktor wenigstens gesagt, wie lange es dauern würde, bis sich Symptome zeigten und auf welche Symptome sie überhaupt Acht geben musste. Vielleicht würde sie die ganze Nacht mit ihm im Park verbringen müssen!
    Scheußliche Vorstellung.
    Sollten andere Medikamente den Versuch nicht sabotierten, könnte sie etwas besorgen. Etwas, das ihn ruhig stellte zum Beispiel Valium. Genau. Da würde er unter Garantie die Fresse halten.
    Nein, besser doch Viagra! Das wäre ein Spaß. Da würde der Typ mit einem Dauerständer vor ihr sitzen und hätte nicht die leiseste Ahnung, wie er damit umzugehen hätte. Schlüssel-Schloss-Prinzip, du Idiot! Dieses Mal unterdrückte sie das Schmunzeln — erst jetzt schien er ihr den letzten Fehltritt verziehen zu haben.
    Minuten später hielt Marie es nicht mehr aus. Unter dem Vorwand sehen zu wollen, ob in ihrem Bekanntenkreis noch was gehe, entschuldigte sie sich. Sie ging außer Hörweite und rief den Alten an. Es klingelte, jedoch hob er nicht ab, sie bekam nur die Mailbox zu hören. Marie musste mehrfach anrufen, bis er endlich antwortete. Der alte Sack wollte ihr tatsächlich eine Lektion erteilen. Was für eine Zicke!
    „Ja. Wer ist da?“
    Der hatte vielleicht Nerven! Der wusste sehr wohl, wer da am Telefon war.
    „Hallo, Ich bin's Marie.“
    „Auftrag ausgeführt?“
    „Deswegen rufe ich ja an. Er hat die Substanz zu sich genommen. Die ganze Dosis.“
    „Gut. Wo ist das Problem?“
    „Na, wann soll es denn wirken?“, fragte sie.
    „Lebt er noch?“
    „Ja, klar.“
    „Wann hat er es zu sich genommen?“
    „Vor fast zwei Stunden.“
    „Aha.“
    „Was nun?“
    „Die meisten Probanden haben umgehend reagiert, manche waren zwei Stunden nach Verabreichung bereits tot“, sagte er mehr zu sich als zu ihr.
    „Wie lange soll ich noch warten? Kann ich ihn jetzt alleine lassen?“
    „Keine Symptome? Kein Torkeln? Artikuliert er die Worte noch deutlich? Irgendwelche Wesensänderungen?“
    „Er hat von Anfang an Artikulationsprobleme gehabt! Nein, keine Symptome. Außer langweilige ist eins“, sagte sie, worauf der Doktor jedoch nicht einging.
    „Weiter beobachten. Zeig ihm am Besten gleich deine Wohnung.“
    „Was?“, fragte sie.
    „Du hast mich verstanden, Marie.“
    „Kann ich ihn wenigstens abfüllen? Oder vielleicht Valium geben? Der Läuft mir sonst noch weg.“
    „Nein.“
    „OK. Dann nehme Ich ihn eben mit zum Unterschlupf.“
    „Halt mich auf dem Laufenden. Falls der Exitus eintritt, will ich umgehend informiert werden.“
    „Verstanden. Wenn er aus den Socken kippt, melde ich mich“, sagte sie.
    „Seine Mutter war doch —“
    Marie bekam das Ende des Satzes nicht mehr zu hören, er hatte schon aufgelegt.
    „Auf Wiederhören, alter Mann“, sagte sie in die tote Leitung.
    ***
    Da geschah es endlich, Symptome setzten ein: sein Kreislauf sackte ab und sein Geschwätz ließ nach, das hieß keine weiteren langweiligen Geschichten mehr.
    Oh, wie sie die Ruhe genoss!
    „Fehlt dir was?“, erkundigte sie sich mit zuckersüßer Stimme.
    „Huh?“
    „Du siehst nicht so fit aus“, stellte sie fest.
    „Mmmm … nein, geht schon.“
    Er versuchte die Sache herunterzuspielen, aber mit etwas Glück würde ihr tapferer Indianer schon bald dem Großen Manitu begegnen. Schweißperlen sammelten sich in seinem Gesicht und er begrub seinen Kopf in seinen Händen.
    „Vielleicht … geht es mir … doch nicht so gut“, gab er zu.
    „Ach, also doch.“
    „Ich will nach Hause … mich ein wenig hinlegen.“
    „Kommst du nicht mehr mit?“
    „Häh?“
    „Wir wollten doch Crack kaufen gehen“, sagte Marie grinsend.
    „Crack?“
    Er stöhnte, wollte aufstehen, aber Marie ließ es nicht zu.
    „Wo willst du denn hin?“, fragte sie mit gespielter Sorge.
    „Nach Hause … bitte.“
    „In dem Zustand kann ich dich unmöglich alleine lassen“, sagte sie und hinderte ihn abermals daran, sich zu erheben. „Niemals könnte ich mir verzeihen, sollte dir unterwegs etwas zustoßen. Die Welt ist voller fieser Gestalten, die nur darauf warten, ein wehrloses Opfer in die Mangel zu nehmen“, sagte sie und drückte ihn mit einer Hand zurück nach unten. „Nein, ich bestehe darauf, dass du ein Taxi nimmst … ich werde es natürlich bezahlen, falls du kein Geld hast“.
    Er gab ein und sie half ihm auf die Beine. Danach machten sie sich auf den Weg zurück in die Stadt. An der Straße vor dem Park standen mehrere Taxis parat und sie wählte das

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