Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
meint sie es ernst, wenn sie sagt, dass sie deinen Mann finden will – oder das, was von ihm übrig ist. Und das interessiert dich überhaupt nicht?”
    Er hätte noch hinzufügen sollen, dass Beth Anns Anschuldigung die Sache nicht gerade vereinfachte, das wusste Clay. Gerade nach der letzten Nacht musste Allies Interesse an dem Fall ganz neu entfacht sein. Es war einfach dumm von ihm gewesen, sich nicht eher aus dem Schlamassel, zu dem die Affäre mit Beth Ann längst geworden war, zurückgezogen zu haben. Und er schämte sich, dass er seine Mutter und seine Schwestern dadurch in Gefahr brachte.
    Irene drehte ihm den Rücken zu, während sie das kleine Päckchen Gourmetkaffee wieder verschloss. “Warum sollte irgendetwas, das Allie macht, mich berühren?”, fragte sie. “Das, was passiert ist, ist in einem anderen Leben passiert. Ich habe es Grace immer wieder gesagt: Das liegt jetzt alles hinter uns. Warum kann man mich nicht einfach vergessen und genießen lassen, was von meinem Leben noch übrig ist?”
    “Du bist glücklich, dich mit einem verheirateten Mann zufriedengeben zu müssen?”, fragte er. “Mit einem Mann, der sich nur heimlich mit dir treffen kann? Der sich in der Öffentlichkeit nicht zu dir bekennt?”
    “Er behandelt mich besser als alle anderen Männer vor ihm!”, brauste sie auf. Sie war aufgewühlt wie selten, und ihre Augen sprühten Funken. “Schau dir diesen entzückenden Morgenmantel an, den er mir gekauft hat. Schau dir die Wohnung an. Endlich bin ich mal mit jemandem zusammen, der meine Liebe erwidert, mit jemandem, der weiß, wie man eine Frau behandelt.”
    Clay hasste die Schuldgefühle, die ihn jedes Mal überfielen, wenn ihm klar wurde, mit wie wenig sich seine Mutter zufriedengab. Dabei war es tatsächlich größtenteils seine Schuld, dass sie in den letzten zwei Jahrzehnten so viel hatte durchstehen müssen. Wenn er nur in jener Nacht bei Grace und Molly zu Hause geblieben wäre! Aber da war er sechzehn gewesen – zu jung, um zu überblicken, was auf dem Spiel stand, zu jung, um die Bedrohung zu begreifen, die seine Mutter damals bereits gespürt hatte. “Mom, wenn irgendjemand Wind bekommt von eurer Affäre, dann ist sein Leben ruiniert. Meine Güte, er ist der Polizeichef!”
    “Niemand wird davon erfahren.”
    “Das kannst du doch nicht wissen! Wie lange, glaubst du, kannst du noch mit diesen Heimlichkeiten weitermachen, bevor jemand Verdacht schöpft? Grace und ich sind euch schließlich auch auf die Schliche gekommen, oder etwa nicht?”
    “Hast du es Molly erzählt?”
    “Nein.” Glücklicherweise war seine jüngste Schwester weggezogen, als sie aufs College kam, und nie wieder nach Stillwater zurückgekehrt. Zwar hörten sie oft von ihr, und zwei- oder dreimal im Jahr kam sie auch zu Besuch, doch war Molly diejenige aus der Familie, die die Vergangenheit noch am ehesten hinter sich gelassen hatte.
    “Na, selbst wenn du ihr nichts verraten hast – Grace hat es bestimmt getan”, sagte Irene.
    Clay wusste, dass das stimmte. Aber dafür hatten sie es immerhin geschafft, Madeline irgendwie außen vor zu halten. “Du musst die Sache beenden. Wir haben auch so schon genug zu verheimlichen.”
    “Ich treffe ihn nicht mehr”, stieß sie mürrisch hervor.
    Am liebsten hätte er es dabei belassen und einfach auf das Beste gehofft. Aber jetzt, wo Allie anfing herumzustöbern, brauchte er etwas mehr Verbindlichkeit. “Wenn du ihn bislang noch nicht verlassen hast, dann mach das bitte jetzt, so schnell wie möglich.”
    “Du hast leicht reden”, brummte sie.
    “So leicht nun auch wieder nicht. Denk doch an die Menschen, denen ihr wehtut, wenn ihr die Sache nicht beendet! Ich weiß, dass dir das nicht gleichgültig ist.”
    Irene knallte die Schranktür zu. “Ist es dir egal, wenn
ich
diejenige bin, der es wehtut?”
    “Er ist verheiratet! Du hast keinen Anspruch auf ihn!”
    “Es ist ja nicht so, dass ich ihn mir vorsätzlich geangelt hätte. Es ist … es ist ganz einfach passiert. Manchmal gehen Ehen eben auseinander.”
    “Soweit wir wissen, ist nicht seine Ehe das Problem. Die ist gut. Es ist eher seine Libido, die ihn auf Abwege führt.”
    “Hör auf!”, schrie sie. “Hör auf, mich so zu behandeln, als wäre ich ein Flittchen.”
    Dann hör auf, dich wie eines zu benehmen, hätte er ihr am liebsten gesagt, aber so respektlos wollte er nicht sein. Außerdem konnte er fast verstehen, warum sie sich in Chief McCormick verliebt hatte. Ihre beiden

Weitere Kostenlose Bücher