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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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eine Verteidigungsposition zu geraten.
    “Ich habe ein paar Leute aus der Billardhalle heimgefahren”, antwortete sie, was sie tatsächlich getan hatte – etwa eine Stunde vor dem Anruf der Notrufzentrale.
    “Das ist alles?”, fragte Evelyn.
    “So ziemlich.” Zwar glaubte Allie, ihre Mutter letztlich davon überzeugen zu können, dass Clay Beth Ann nicht wehgetan hatte, dass es schlicht keine Beweise dafür gab. Aber zu ihrem Unbehagen darüber, dass sie sich von Clay angezogen fühlte, kam die Befürchtung, dass ihre Mutter genau das bemerken würde, wenn sie ihr von dem nächtlichen Vorfall berichtete.
    Da war es fast Ironie des Schicksals, dass Evelyn selbst, wenn auch indirekt, auf Clay zu sprechen kam. “Und bist du im Fall Barker vorangekommen?”, fragte sie, auf der Bettkante sitzend. Weil sie so dünn war, hatte sie mehr Falten im Gesicht als Dale. Allies Vater, der rotgesichtig und rundlich war, sah zehn Jahre jünger aus, als er war. Dennoch war ihre Mutter immer noch attraktiv, schön wie eine leicht verblühte Rose.
    “Ein bisschen.” Sich durch die unzähligen Protokolle und Zeugenaussagen zu arbeiten, die in Kisten im kleinen Archiv des Reviers gestapelt waren, war reine Fleißarbeit gewesen. Eine Kiste hatte Allie noch vor sich. Für deren Inhalt hatte sie bislang noch keine Zeit gehabt, weil ihr Vater sie zwischendurch auch mit anderen Aufgaben betraute. Außerdem war sie die Einzige, die während der Nachtschichten tatsächlich arbeitete. Hendricks war keine große Hilfe.
    “Soweit ich es bisher überblicken kann, gibt es eine Menge Widersprüche”, sagte sie. “Deirdre Hunt behauptet, sie hätte Reverend Barker gegen halb neun die Stadt verlassen sehen. Bonnie Ray Simpson hingegen sagt, sie hätte ihn etwa um dieselbe Zeit auf dem Hof parken sehen. Und du weißt ja, dass Jed Fowler an dem Abend dort war, weil er den Traktor in der Scheune repariert hat. Und er hat weder etwas gesehen noch gehört.”
    “Aber als er glaubte, dein Vater hätte die sterblichen Überreste des Reverends gefunden, hat er den Mord gestanden.”
    “Aber es war nicht das Skelett des Reverends, sondern das eines Hundes.”
    “Na und? Der Punkt ist doch, dass Jed versucht hat, die Montgomerys zu schützen. Und das bedeutet, dass er eventuell mehr weiß, als er die ganze Zeit vorgegeben hat.”
    “Richtig. Und die Aussagen von Rachelle Cook und Nora Young legen zweifelsfrei nahe, dass er lügt. Sie behaupten, Reverend Barker wäre nach Hause gegangen, nachdem sie sich – unmittelbar vor seinem Verschwinden – auf dem Parkplatz der Kirche von ihm verabschiedet hatten.”
    Allie wusste, dass ihre Mutter all diese Geschichten längst kannte. Jeder in Stillwater kannte sie. Sie selbst wäre ebenfalls vertrauter damit, wenn sie nach der Highschool nicht weggezogen wäre. Aber seitdem hatten das College, ihre Ehe und ihre Arbeit sie voll und ganz in Anspruch genommen. An den vermissten Reverend hatte sie nur gedacht, wenn ihr Vater einmal irgendeinen Aspekt des Falls erwähnte.
    “Du musst herausfinden, wer von ihnen am meisten Grund zum Lügen hatte”, riet ihre Mutter.
    So sehr, wie ihre Mutter Krimis und Mystery-Romane liebte, war es direkt schade, dass sie nicht in die Strafverfolgung gegangen war. Besonders, weil ihre gesamte Familie aus Cops bestand: Außer ihrem Mann, dem Polizeichef, und ihrer Tochter, jetzt auf demselben Revier tätig, war auch ihr ältester Sohn Daniel Gesetzeshüter geworden. Er war Sheriff in Florida. Wenn Allies Bruder anrief, um einen seiner Fälle mit der Familie zu diskutieren, dann hatte Evelyn oft die besten Ratschläge parat.
    “Ist Dad auf dem Revier?”
    “Wenn er nicht irgendwo hingerufen wurde – oder Donuts kaufen ist”, fügte sie mit leichter Ironie hinzu. Vor einem Jahr hatte der Arzt Dale gewarnt, dass sein Cholesterinspiegel zu hoch sei, woraufhin Evelyn ihn auf Diät gesetzt hatte. Aber Mutter und Tochter wussten, dass er ihre Versuche, seine Kalorien zu reduzieren, unterlief. Er stahl sich heimlich ins “Two Sisters”, um hausgemachten Kuchen zu essen, kaufte sich im Supermarkt Chips und Limonade oder bei “Lula Jane’s Coffee and Cake” gigantisch große Apfeltaschen.
    “Er ist nicht sehr kooperativ”, grübelte Allie.
    Evelyn schüttelte den Kopf. “Das war er nie. Nicht, wenn es ums Essen geht.”
    Mit seinen ein Meter fünfundsiebzig und einhundertzehn Kilo hatte Dale tatsächlich allen Grund, abzunehmen. Aber er war schon immer stämmig gewesen,

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