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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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spuckte erneut eine Ladung Kautabak auf den Boden und baute sich gleichzeitig so vor Allie auf, dass er ihr den Fluchtweg abschnitt. “Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich Hendricks nicht angeheuert habe – für keinen wie auch immer gearteten Job. Und meine Familie war das auch nicht.”
    “Sind Sie deswegen den ganzen Weg von Stillwater hierhergefahren? Um mir zu sagen, dass Sie nichts damit zu tun haben?”
    “Um Ihnen zu sagen, dass Sie sich gerade in etwas verrennen. Und ich kann es absolut nicht gebrauchen, dass Sie mir Scherereien machen.”
    In Gedanken maß sie die Entfernung bis zu ihrem Auto. Könnte sie das schaffen?
    Nein. Er würde sie einholen, bevor sie die Autotür geöffnet hatte …
    “Was könnte ich ohne Beweise schon anrichten?”, fragte sie.
    “Sie könnten zum Beispiel versuchen, meiner Mutter weiszumachen, dass ich in die Sache verwickelt bin.”
    Allies Augen wurden zu schmalen Schlitzen. “Jetzt erzählen Sie mir nicht, dass Sie sich Sorgen machen, Ihre Mutter könnte sich darüber aufregen. So rücksichtsvoll sind Sie nicht.”
    Er spuckte ihr einen Tabakstrahl vor die Füße, nur wenige Zentimeter an ihrem Schuh vorbei. “Sie weiß, dass ich die Montgomerys hasse. Bei meinem Glück würde sie Ihnen womöglich glauben.”
    “Ach ja?”
    “Also sollten Sie besser gar nicht zu ihr gehen.”
    Warum?
Weil seine Eltern ihm dann den Geldhahn zudrehen würden? Wahrscheinlich. Ohne finanzielle Hilfe käme er nicht über die Runden.
    Langsam dämmerte es Allie. Aber so ungern sie es zugeben wollte, sie hatte doch das dumpfe Gefühl, dass Joe die Wahrheit sagte – zumindest, was seine Verwicklung in die Schießerei anbelangte. “Wenn nicht Sie Hendricks beauftragt haben, wer war es dann?”, fragte sie skeptisch.
    “Denken Sie doch mal nach!”, empfahl er. “Wer hat ein noch größeres Interesse als ich, dass Sie Barkers Mörder finden?”
    “Niemand!”
    Unvermittelt streckte er einen Arm in ihre Richtung aus und tat dann so, als müsse er sich am Pfosten des Vordachs abstützen. Mit diesem Manöver gelang es ihm, sie dort, wo sie stand, einzukeilen. “Falsch. Sie können mein Konto überprüfen, wenn Sie wollen. Ich habe Hendricks keinen Cent gezahlt. Warum sollte ich? Wir haben Clay doch eh am Arsch.”
    Allie schüttelte den Kopf. “Seien Sie nicht albern, Joe.”
    “Wir haben einen neuen Durchsuchungsbefehl.” Wieder blitzten seine Zähne auf. “Diesmal für die gesamte Farm. Das Haus, die Scheune, die Wirtschaftsgebäude – das gesamte Gelände. Und glauben Sie mir: Wir werden jeden Zentimeter umpflügen.”
    Allie wurde kalt. Gerade erst hatte Jed ihr erzählt, dass die Montgomerys die Leiche hinter der Scheune verbuddelt hatten – genau dort, wo die Polizei erfolglos gegraben hatte. Wo also waren Barkers Überreste jetzt? Vermutlich immer noch irgendwo auf dem Grundstück. Dabei bestand die einzige Chance für die Montgomerys darin, dass die Polizei außer einem vagen Verdacht nichts hatte und in die Hände bekam, was überhaupt auf das Vorliegen eines Mordes hindeutete.
    “Vor einem Monat hatten Sie noch keinen Durchsuchungsbefehl”, stellte sie fest. “Und es hat Sie gewurmt, dass ich meine Ermittlungen nicht, wie allgemein erwartet, auf Clay konzentriert habe, obwohl ich nicht einmal Beweise gefunden habe, die ihn entlasten.”
    “Es hat mich aber nicht genug gewurmt, um zwei Riesen springen zu lassen.”
    “Ist das die Summe, die Hendricks kassiert hat?”
    “Ich schätze, es hat sich in dem Rahmen bewegt.”
    Genug für eine erste große Anzahlung. Genau wie ihr Vater gesagt hatte …
    “Trotzdem, wer auch immer …” Plötzlich verstummte Allie, während ihr Teile einer Unterhaltung durch den Kopf schossen.
    Ich wette fünfzig Dollar … Ich bin dabei … Ich erwarte eine größere Steuerrückzahlung.
    Eine Steuerrückzahlung, die hoch genug war, um zweitausend Dollar davon abzuzweigen?
    Und dann kam das Fragment einer anderen Unterhaltung hoch.
    Hat die Belohnung, die du ausgesetzt hast, schon irgendwas ergeben? … Nein. … Nichts? … Gar nichts.
    Hatte Madeline es nur aus Selbstschutz behauptet?
    Konnte es Madeline überhaupt gewesen sein? Nein! Unmöglich! Clays Stiefschwester würde niemals versuchen, den Verdacht auf Clay zu lenken! Sie verteidigte ihn doch unermüdlich.
    Aber es war durchaus möglich, dass Madeline gar nicht bedacht hatte, dass Hendricks’ Mission ihren Stiefbruder gefährden könnte. Schließlich hatte Clay ja niemandem

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